Nahost-Konflikt
Israel in der Klemme: Nur Trumps Mega-Bombe kann den Iran stoppen
Nur Schutt und Asche der Atomanlagen des Iran helfen Israel weiter. Dazu fehlen aber schwere Waffen. Die USA könnten helfen, halten sich aber bedeckt.
Teheran – „Letztendlich ist es, abgesehen von einem Regimewechsel oder einer Besetzung, ziemlich schwer vorstellbar, wie Militärschläge Irans Weg zu einer Atomwaffe zerstören könnten“, sagt Justin Bronk. Die Times of Israel zitiert den Analysten des britischen Thinktank Royal United Services Institute (RUSI) unter Berufung auf Angaben von Reuters. Bronk hält den Versuch einer Lösung mittels Sprengstoff nicht nur militärisch für riskant im Israel-Krieg, sondern auch politisch. Die USA haben wahrscheinlich die einzige Waffe, die den Iran in die Knie zwingen könnte, aber damit würde die Regierung unter Donald Trump wahrscheinlich zur mittelbaren Kriegspartei.
„Es ist unwahrscheinlich, dass Militärschläge das iranische Atomprogramm dauerhaft zerstören werden“, behaupten Francois Murphy und John Irish. Abgesehen davon, dass die Zerstörung der Anlagen das Programm lediglich um einige Jahre zurückwerfen würden, wie die beiden Autoren der Nachrichtenagentur Reuters vermuten, stehen die israelischen Militärs vor der Herausforderung von meterdicken Betonwänden tief unter der Erde. Dagegen hilft prinzipiell einzig und allein eine US-amerikanische Bombe, die, ob ihrer brachialen Wirkung, als „Bunkerknacker“ tituliert wird.
Fordo intakt: „Israel hat dem iranischen Atomprogramm einen Schlag versetzt – aber noch keinen Knockout“
Laut Reuters ziehen sich die Anlagen zur Aufbereitung atomwaffenfähigen Materials über zahlreiche Standorte hin. Ein wirksamer Schlag gegen das gesamte Programm müsste sich der Nachrichtenagentur zufolge über alle Anlagen gleichermaßen erstrecken und wohl gleichermaßen wirksam werden. Aber selbst die Internationale Atomenergiebehörde, die Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen, habe keinen Schimmer, wo der Iran seine Ausrüstung verstecke, also die Zentrifugen, in denen Uran angereichert würde, schreiben Murphy und Irish.
„Könnten die Israelis Drohnen einsetzen, um Bulldozer anzugreifen, wenn die Iraner versuchen, sich freizugraben? Haben die Iraner einen geheimen Fluchttunnel? Wir wissen es nicht.“
Laut dem Wall Street (WSJ) Journal soll die UN-Atombehörde bestätigt haben, dass Israel die Kernanlagen in Isfahan außer Gefecht gesetzt habe, die Anlage in Fordo jedoch nahezu unbeschädigt geblieben sei. Reuters verortet die zweite bedeutende Anreicherungsanlage in Natanz, die etwa drei Stockwerke unter der Erde liegt – offenbar um sie vor Bombenangriffen zu schützen, wie die Nachrichtenagentur vermutet. Fordo soll „viel tiefer“ liegen, hineingehauen in einen Berghang nahe der iranischen heiligen Stadt Ghom; vermutet wird eine Tiefe von bis zu 90 Meter unter der Erdoberfläche.
„Israel hat dem iranischen Atomprogramm einen Schlag versetzt – aber noch keinen Knockout“, schreibt das WSJ. Deren Autoren Laurence Norman, Michael R. Gordon und Dov Lieber berufen sich auf ungenannte Experten, die glaubten, dass Fordo nur mit einer massiven, bunkerbrechenden US-Bombe zerstört werden könnte. Einer der Experten ist Joachim Krause, den Focus Online zitiert. Zwar verfüge Israel über bunkerbrechende Bomben wie BLU-109/B, GBU-28/B und GBU-31 JDAM, wie er sagt – „diese jedoch hätten voraussichtlich nicht die nötige Durchschlagskraft, um die tief verbunkerten Anlagen wirklich zerstören zu können“, so der Politikwissenschaftler an der Uni Kiel. Seiner Einschätzung nach existierte lediglich eine Bombe, die Fordo tatsächlich knacken könnte, wie der Focus gegenüber äußerte: die GBU-57 Massive Ordnance Penetrator (MOP).
Krieg gegen Iran vorhersehbar: Israel hätte die GBU-57 eigentlich längst bekommen können
Diese Waffe ist ein Alleinstellungsmerkmal der US-Luftwaffe; aber Israel hätte sie eigentlich längst bekommen können. „Es sollte absolut keinen Zweifel daran geben, dass unser Verbündeter Israel auf alle Eventualitäten vorbereitet sein muss, falls der Iran eine Atomwaffe anstrebt“, hat das Magazin Politico Joshua Gottheimer zitiert. Der Demokrat aus New Jersey hatte 2020 zusammen mit dem Republikaner Brian Mast aus Florida im Repräsentantenhaus ein Gesetz vorgeschlagen, aufgrund dessen die USA die fast 14 Tonnen schwere Bombe an Israel hätten liefern dürfen; damit könnten sie bis zu 60 Meter Beton knacken, wie Krause sagt.
Zur Zeit des Gesetzentwurfes war der Verkauf von F-35-Kampfjets an die Vereinigten Arabische Emirate diskutiert worden, und Israel sollte den Bunkerknacker quasi als Ausgleich erhalten. Die Diskussion um die Lieferung der Waffe ist ein ewiges Hickhack. Wie das Magazin War on the Rocks bereits 2015 berichtet hat, hätten Befürworter einer Übertragung des MOP an Israel argumentiert, dies würde die Abschreckung gegen einen möglichen iranischen Anlauf auf eigene Atomwaffen vergrößern – vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass viele der durch den Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) – auch als Wiener Abkommen bekannt – auferlegten Beschränkungen für das iranische Anreicherungsprogramm in 2030 auslaufen würden.
JCPOA – das gescheiterte Abkommen
Das Atomabkommen mit dem Iran, offiziell bekannt als Gemeinsamer umfassender Aktionsplan (JCPOA), war ein wegweisendes Abkommen, das im Juli 2015 zwischen dem Iran und mehreren Weltmächten, darunter den Vereinigten Staaten, geschlossen wurde. Im Rahmen der Vereinbarung verpflichtete sich der Iran, einen Großteil seines Atomprogramms einzustellen und seine Anlagen für umfassendere internationale Inspektionen zu öffnen. Im Gegenzug erhielt er Sanktionserleichterungen in Milliardenhöhe. Präsident Trump zog die USA 2018 aus dem Abkommen zurück, da es das iranische Raketenprogramm und den regionalen Einfluss nicht eindämmen könne. Ein Jahr später begann der Iran, die Beschränkungen seines Atomprogramms zu ignorieren.
Quelle: Kali Robinson, Council on Foreign Relations
Diskussionen in den USA über „Bunkerknacker“: „Diese große Bombe sollte nicht nach Israel gehen“
Für die Befürworter schien logisch, dass die USA in einem militärischen Konflikt außen vor blieben, wenn der Iran nach einer Bombe strebte, Israel jedoch eingreifen könnte, wie War on the Rocks-Autor Kingston Reif schrieb. Im Prinzip ist also zehn Jahre später genau diese Situation eingetreten – hätten sich die Befürworter damals durchgesetzt, wäre Israel jetzt handlungsmächtiger. Allerdings hatte auch Reif damals seinen Kommentar überschrieben mit der Überzeugung: „Diese große Bombe sollte nicht nach Israel gehen.“
Tatsächlich wäre die MOP allein nutzlos gewesen – Israel hätte als Träger auch die B-2-Bomber bekommen müssen, was als klare Provokation hätte gewertet werden können. Damals war auch die B-52 als Träger getestet, aber dann verworfen worden. Selbst aus Israel seien Warnungen hörbar geworden, so Reif: Beispielsweise hätte der pensionierte Generalmajor Eitan Ben-Eliahu als ehemaliger Kommandeur der israelischen Luftwaffe die Einführung der B-52 als Anlass gesehen, ein konventionelles Wettrüsten in der Region völlig neu zu entfachen, so Reif. Ben-Eliahu zufolge hätte sich Russland womöglich dazu provoziert gefühlt, den Iran möglicherweise mit dem Zehnfachen der (damals) modernen S-300-Luftabwehrsystems hochzurüsten.
Iran bleibt gefährlich: Genug Uran für neun Atomwaffen, die er innerhalb eines Monates herstellen könne
Der damalige Experte für Abrüstungs- und Bedrohungsminderungspolitik bei der Arms Control Association äußerte sich dezidiert: „Welches Signal würde Washington zudem an den Iran senden, wenn einer seiner ersten Schritte nach der Zustimmung zum JCPOA darin bestünde, Israels Fähigkeit zu einem einseitigen Angriff auf den Iran deutlich zu stärken? Ein solcher Schritt würde der Umsetzung des Abkommens nicht gerade förderlich sein.“
Was auch immer die Beweggründe der Befürworter des MOP für Israel sein mögen, ihr Vorschlag sei entschieden abzulehnen, kommentierte Kingston Reif in War on the Rocks. Seiner damaligen Meinung zufolge hätten 2015 andere Möglichkeiten bestanden, um Israels Verteidigungsfähigkeit zu sichern; vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die USA 2015 den Vertrag hätten achten müssen und mit der Lieferung einen diplomatischen Fehltritt verursacht hätten. Inzwischen haben die USA unter ihrem 47. Präsidenten Donald Trump den Vertrag mit dem Iran aufgekündigt.
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Außerdem scheine die atomare Lunte im Iran unbeirrt weiter zu glimmen, behauptet David Albright. Laut dem Präsidenten des Institute for Science and International Security horte der Iran hochangereichtes Uran für neun Atomwaffen, die er innerhalb eines Monates herstellen könne und für 13 bis zum Ende des zweiten Monates, wie ihn das Wall Street Journal aktuell zitiert. Solange Fordo noch intakt sei. Hilfslösungen seien, die Eingänge zu zerstören und zu sehen, was dann passierte. Albright ist skeptisch, wie er dem Wall Street Journal gegenüber äußert:
„Könnten die Israelis Drohnen einsetzen, um Bulldozer anzugreifen, wenn die Iraner versuchen, sich freizugraben? Haben die Iraner einen geheimen Fluchttunnel? Wir wissen es nicht.“