Friedensgespräche
Indien und Pakistan legen Waffen nieder: USA vermitteln Feuerpause
Nach intensiven Kämpfen haben Indien und Pakistan unerwartet eine Feuerpause beschlossen. Nun sind Verhandlungen auf neutralem Terrain geplant.
Islamabad/Neu-Delhi – Im aufgeheizten Konflikt zwischen Indien und Pakistan scheint sich die Lage mit der Vereinbarung einer Waffenruhe vorerst beruhigt zu haben. An der Grenzen zwischen beiden Staaten solle es zwar immer wieder zu Verstößen kommen, doch die Lage blieb weitestgehend ruhig. Auch am Sonntagmittag (Ortszeit) war die Lage weiterhin ruhig. In den Straßen beider Länder bejubelte man den Waffenstillstand.
Die Feuerpause wurde auch von den Außenministern beider Staaten bestätigt. „Pakistan und Indien haben sich mit sofortiger Wirkung auf einen Waffenstillstand geeinigt“, schreibt der pakistanische Außenminister Dar auf X. Auch sein indischer Amtskollege Subrahmanyam Jaishankar bestätigte das ebenfalls auf X. „Indien und Pakistan haben heute eine Vereinbarung über die Einstellung des Feuers und der militärischen Aktionen ausgearbeitet“.
„Wichtiger Schritt“: Bundesregierung reagiert erleichtert auf Waffenruhe zwischen Indien und Pakistan
Der Konflikt zwischen den beiden Ländern hatte sich zuletzt erheblich verschärft, es gab Gefechte an der Grenze und gegenseitige Luftangriffe. Am Samstag wurde dann überraschend die Einigung auf eine Waffenruhe bekanntgegeben. Die USA hatten nach Angaben von Präsident Donald Trump zwischen den beiden südasiatischen Atommächten vermittelt. UN-Generalsekretär António Guterres reagierte darauf erleichtert.
„Der nun vereinbarte Waffenstillstand zwischen Indien und Pakistan ist ein erster, wichtiger Schritt aus der Spirale der Eskalation“, schrieb das Auswärtige Amt auf X. „Die Bundesregierung stand dazu in den letzten Tagen mit beiden Seiten in Kontakt.“
Auch die EU macht sich Sorgen um die Entwicklungen. „Die EU beobachtet die zunehmenden Spannungen in der Region und die sich daraus ergebenden Folgen, einschließlich des möglichen Verlusts weiterer Menschenleben, aufmerksam und mit großer Sorge. Die EU appelliert an beide Parteien, Zurückhaltung zu üben, die Spannungen zu deeskalieren und von weiteren Angriffen abzusehen, um das Leben von Zivilisten auf beiden Seiten zu schützen“, schreibt die EU-Delegation für Indien und Bhutan auf ihrer Internetseite. Beide Länder sollten daher den Dialog aufnehmen.
Gespräche zwischen Indien und Pakistan auf neutralem Boden
Laut US-Außenminister Marco Rubio vereinbarten beide Seiten den Beginn von Verhandlungen über verschiedene Streitthemen, die auf neutralem Boden stattfinden sollen. Die Zeitung Times of India berichtete unter Verweis auf ranghohe Militärvertreter, die Armeeführungen beider Länder würden am Montag über die Umsetzung der Waffenruhe sprechen. Wo die beiden Länder verhandeln wollen, blieb zunächst unbekannt.
US-Präsident Trump kündigte zudem auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social an, eine langfristige Lösung für den Kaschmir-Konflikt suchen zu wollen. Beide Länder kontrollieren jeweils einen Teil der Himalaya-Region Kaschmir, beanspruchen sie aber vollständig für sich. Auslöser für die jüngsten Auseinandersetzungen war ein Terroranschlag mit 26 Toten im indisch verwalteten Teil Kaschmirs Ende April. Die indische Regierung beschuldigt Pakistan mitschuldig an dem Terroranschlag zu sein. Islamabad weist die Vorwürfe jedoch von sich.
Indien-Pakistan-Konflikt: Angst um Eskalation zwischen Atommächten
Laut CNN hatte sich die US-Regierung wegen besorgniserregender Geheimdiensterkenntnisse zu einer drohenden Großeskalation des Konflikts als Vermittler eingeschaltet - so hätten es drei gut informierte Quellen im Regierungsapparat dem US-Sender bestätigt. Unter anderem habe Trumps Vizepräsident JD Vance deshalb am Freitag mit dem indischen Premierminister Narendra Modi telefoniert.
China könnte in Konflikt zwischen Indien und Pakistan hineingezogen werden
Der Konflikt droht zu eskalieren, weil einerseits Indien und Pakistan Atommächte sind und auch China in den Konflikt hereingezogen werden kann. China ist zudem ein wichtiger Verbündeter Pakistans und Gegner Indiens, mit dem es an der gemeinsamen Grenze immer wieder zu kleineren Konflikten kommt. Wie CNN unter Berufung auf das Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) berichtete, hat China in den letzten fünf Jahren 81 Prozent der von Pakistan importierten Waffen geliefert.
„Zu diesen Exporten gehören fortschrittliche Kampfjets, Raketen, Radargeräte und Luftverteidigungssysteme, die nach Ansicht von Experten in einem militärischen Konflikt zwischen Pakistan und Indien eine entscheidende Rolle spielen würden. Einige in Pakistan hergestellte Waffen wurden auch gemeinsam mit chinesischen Firmen entwickelt oder mit chinesischer Technologie und chinesischem Know-how gebaut“, so der Bericht. China, das seit Jahrzehnten keinen größeren Krieg geführt hat, kann so die Wirksamkeit seiner Waffen unter reellen Bedingungen sehen und seinen Einfluss in der Region noch weiter ausbauen. (erpe/dpa/AFP)
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