Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Tiefe Partei-Krise

Grünen-Vorstand tritt ab – Habecks Plan scheint der Auslöser zu sein

Mit dem Rückzug von Lang und Nouripour aus der Parteiführung kommen allmählich Details ans Licht. Sowohl die Grüne Jugend als auch die aufstrebenden Mitglieder ziehen ihre Schlüsse.

Berlin – Politbeben bei den Grünen: Die Partei will sich neu ausrichten, angesichts der Wahlschlappe in Brandenburg. Die ganze Parteiführung der Grünen tritt zurück. Und vor allem Robert Habeck soll dabei Ausschlag gebend gewesen sein und auf den Rücktritt der Parteivorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang gedrängt haben. „Es war mir, es war uns eine große Ehre, dieser Partei zu dienen, vielen Dank“, hieß es am Mittwoch von Lang. „Wir sind zum Ergebnis gekommen, es braucht einen Neustart“, äußerte sich Nouripour weiter. Und den Neustart soll Berichten zufolge vor allem Wirtschaftsminister Habeck angestoßen haben.

Ein Stratege der Partei sagte gegenüber der Bild: „Robert Habeck hatte vor allem Ricarda Lang als Problem ausgemacht. Mit ihr als Parteivorsitzende wollte er nicht als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf ziehen.“ Denn Habeck selbst hat Ambitionen, bei der nächsten Bundestagswahl als Kanzlerkandidat der Grünen anzutreten. Ausschlaggebend für die drastische Entscheidung soll das Ergebnis der Brandenburgwahl gewesen sein. Hier konnten die Grünen die Fünf-Prozent-Hürde nicht erreichen. Mit 4,13 Prozent flog die Partei aus dem Landesparlament.

Ricarda Lang und Robert Habeck bei einem Grünen-Wahlkampftermin.

Konsequenzen nach Brandenburg-Wahl – Lang und Nouripour treten zurück

Ein Regierungsmitglied äußerte sich nach der desaströsen Landtagswahl in Brandenburg gegenüber der Bild: „Es muss sich was ändern. Wir müssen endlich begreifen, dass auch wir selbst schuld an den Wahlniederlagen sind. Bislang wurden immer nur andere verantwortlich gemacht wie die Koalitionspartner mit ihrem Dauerstreit oder Putin-Desinformation gegen uns. Ich hoffe, da ändert sich jetzt was.“ Geändert hat sich was: Die Partei zieht Konsequenzen und der gesamte Vorstand tritt zurück. Vor allem Habeck habe die Idee ins Spiel gebracht, wie die Bild weiter berichtet.

Nouripour bezeichnete die Misere bei den Grünen als „tiefste Krise unserer Partei seit einer Dekade“. Für Lang und Nouripour war es eine kurze Zeit an der Spitze der Partei. Die zwei wurden erst 2022 als Parteiführung gewählt, nachdem Robert Habeck und Annalena Baerbock Regierungsposten übernommen hatten. Habeck lobte den Rücktritt als „großen Dienst an der Partei“ und betonte „wir tragen hier alle Verantwortung, auch ich. Und auch ich will mich ihr stellen.“ Beim nächsten Parteitag der Grünen kündigte der Wirtschaftsminister der Ampel-Koalition eine offene Debatte über die K-Frage an. „ . . . Und ein ehrliches Votum in geheimer Wahl“, sagte der Grünen-Minister.

Die Grünen in der Krise: Auch Vorstand der Grünen Jugend tritt zurück

Auch bei der Grünen Jugend zog man Konsequenzen aus der Parteikrise. Die Vorsitzenden der Grünen Jugend, Svenja Appuhn und Katharina Stolla, hatten in einem Schreiben an den Parteivorstand und an die Bundesfraktion angekündigt, dass der Vorstand geschlossen zurückzutreten und die Partei verlassen werde. „Wie ihr vielleicht schon gehört habt, haben wir – der gesamte Bundesvorstand der Grünen Jugend – uns dazu entschieden, nicht erneut zu kandidieren und morgen aus der Partei auszutreten“, heißt es in dem Schreiben, das auch IPPEN.MEDIA vorliegt.

Die Bundesvorsitzenden der Grünen: Von Jürgen Trittin bis Ricarda Lang

Krista Sager und Jürgen Trittin von den Grünen
Im Dezember 1994 traten Krista Sager und Jürgen Trittin als Doppelspitze des noch jungen Zusammenschlusses namens „Bündnis 90 / Die Grünen“ an. Beide wurden zu Sprecherin und Sprecher des Bundesvorstands der Partei gewählt. Gemeinsam lenkten sie die Geschicke der Partei für zwei Jahre bis 1996. © Sepp Spiegl/imago-images
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel.
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel. © Jürgen Eis/imago-images
Gunda Röstel blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin.
Gunda Röstel (l) blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin. Von 1998 bis 2000 wurde die Partei damit von zwei Frauen an der Spitze geführt. © Sven Simon/imago-images
Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands.
Im Jahr 2000 tauschten die Grünen ihr Führungspersonal komplett aus. Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands. Ihre Amtszeit hielt aber nur ein Jahr bis 2001. © imago stock&people
Fritz Kuhn und Claudia Roth
Aus Bundesprechern wurden bei den Grünen im Jahr 2001 Bundesvorsitzende. Die ersten Beiden, die dieses Amt bekleideten, waren Fritz Kuhn und Claudia Roth. © Sven Simon/imago-images
Reinhard Bütikofer und Angelika Beer
Nur ein Jahr später der nächste Wechsel an der Spitze der Grünen. Reinhard Bütikofer und Angelika Beer rücken auf und bilden den Bundesvorstand der Partei von 2002 bis 2004. © imago-images
Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer
2004 kehrte Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer. Das Duo blieb bis 2008 im Amt. © Sven Simon/imago-images
Claudia Roth und diesmal Cem Özdemir das Führungsduo der Grünen
Claudia Roth blieb insgesamt bis 2013 im Amt. Ab 2008 mit neuem Co-Vorsitzenden: Cem Özdemir. © Jan Huebner/imago-images
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter.
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter. © Rüdiger Wölk/imago-images
nnalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen
Im Jahr 2018 übernahmen Annalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen. Nach dem Einzug der Grünen in die Bundesregierung legten sie ihre Ämter nieder und schlossen sich dem Kabinett von Bundeskanzlern Olaf Scholz an. © Chris Emil Janssen/imago-images
Omid Nouripour und Ricarda Lang
Es folgten Omid Nouripour und Ricarda Lang. Sie übernahmen den Vorsitz des Bundesvorstands der Grünen im Jahr 2022. Zwei Jahre später verkünden beide ihren Rücktritt als Reaktion auf zahlreiche Wahlschlappen ihrer Partei. Wer die Umweltpartei künftig führt, ist noch offen. © dpa

Wer auf den Vorstand der Grünen Jugend folgen soll, ist noch unklar. Als Nachfolger für Lang und Nouripour stehen bislang vor allem zwei Namen im Raum: der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Sprecher der Grünen Jugend Felix Banaszak und Habecks Staatssekretärin Franziska Brantner. In aktuellen Umfragen über die nächste Bundestagswahl liegen die Grünen bei ca. 9,5 Prozent laut Insa. Ein deutliches Minus im Vergleich zur Wahl 2021. Damals konnte die Partei noch auf 14,8 Prozent kommen. (sischr)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Chris Emil Janssen

Kommentare