FDP bleibt im Zittermodus
Söder und Aiwanger knacken in Bayern-Umfrage symbolträchtige Marke - Grüne verlieren dramatisch
Die CSU war in Bayern einst eine 50+x-Partei. Das ist vorbei - doch die Koalition in München kann den Wert erreichen. Die Grünen sind in Schwierigkeiten.
München - Gut vier Monate vor der Bayern-Wahl liegt die Koalition von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf Kurs „50+x“. In einer aktuellen Umfrage stagniert die CSU zwar - doch der Juniorpartner Freie Wähler hat nochmals zugelegt. In dieser Sonntagsfrage kommen die beiden Partner nun auf mehr als 50 Prozent der Gesamtstimmen. Der große Verlierer der Erhebung sind indes die Grünen.
Vor der Bayern-Wahl: Söder und Aiwanger liegen bei Umfrage zusammen über 50 Prozent
Noch bei der Landtagswahl 2013 war die CSU unter Horst Seehofer mit 47,7 Prozent der Stimmen ein bisher letztes Mal alleine in die Nähe der symbolträchtigen 50-Prozent-Hürde gelangt. Diese Zeiten scheinen vorbei. Dennoch liegt ein enges Rennen um die Regierungsmacht in Bayern offenbar in weiter Ferne: Eine aktuelle Insa-Umfrage im Auftrag der Bild sieht die Christsozialen stabil bei 40 Prozent. Die Freien Wähler um Hubert Aiwanger legen zwei Prozentpunkte, auf nun 11 Prozent, zu.
Angesichts der zu erwartenden Stimmen für „sonstige Parteien“ dürften CSU und Freie Wähler aber sogar unterhalb der absoluten Stimm-Mehrheit mit einer mehr als soliden Parlamentsmehrheit rechnen können. Den Einzug ins Parlament verpassen dürfte unter anderem die Linke. Aber auch die FDP muss weiter heftig bangen: Insa sieht die Liberalen in Bayern aktuell bei genau 5 Prozent.
Bayern-Umfrage: Grüne verlieren deutlich
Vertiefen dürften sich die Sorgenfalten der bayerischen Grünen. Die Landespartei mit ihren Aushängeschildern Katharina Schulze und Ludwig Hartmann rangiert nach diesen Daten bei 15 Prozent - das sind satte drei Prozentpunkte weniger als bei Vorgänger-Umfrage aus dem April. Eine BR-Umfrage hatte die Grünen Mitte Mai immerhin noch bei 16 Prozent gesehen. In beiden Fällen liegt die Partei unter ihrem Wahlergebnis von 2018. Im Gegensatz zur CSU.
Die Hintergründe für das deutliche Schwächeln gehen aus den Daten nicht hervor. Denkbar scheint aber ein Zusammenhang mit dem Heizungsgesetz und -streit der Ampel-Koalition - oder auch eine fehlende Regierungsperspektive: Söder hat ein Bündnis bereits mehrfach ausgeschlossen.
| Bayern-Umfrage Insa (Mai) | Wahlergebnis 2018 | |
|---|---|---|
| CSU | 40% | 37,2% |
| Freie Wähler | 11% | 11,6% |
| Grüne | 15% | 17,6% |
| AfD | 12% | 10,2% |
| SPD | 11% | 9,7% |
| FDP | 5% | 5,1% |
Profitieren kann offenbar die SPD: Die immer wieder von schwachen Bayern-Ergebnissen gebeutelten Genossen legen einen Prozentpunkt auf 11 Prozent zu. Aber auch die AfD befindet sich leicht im Aufwind. Die Rechtspopulisten erhalten nach ihrer Festlegung auf zwei Spitzenkandidaten aus dem Höcke-Lager 12 Prozent, ein Punkt mehr als im Vormonat.
Bayern-Wahl: Söder gegen „Letzte Generation“ - laut Umfrage womöglich mehrheitsfähig
Harsche Kritik von Teilen der Konkurrenz hatte sich die Bayern-Koalition zuletzt wegen der aus dem Freistaat angestoßenen Razzien gegen die Klimaaktivisten der „Letzte Generation“ zugezogen - die Linke plant sogar Anzeigen gegen Politiker. Einer weiteren aktuellen Umfrage zufolge könnte die Maßnahme der Strafverfolger aber in der Bevölkerung gut ankommen. Laut einer Forsa-Erhebung für RTL und n-tv halten 58 Prozent der Menschen in Deutschland die Maßnahme für richtig, 37 Prozent für überzogen. Für Bayern gab es hier keine konkreten Zahlen.
In den neuen Sonntagsfrage-Daten sind diese Ereignisse noch nicht eingepreist. Für seine aktuelle Bayern-Umfrage hatte Insa nach eigenen Angaben von 16. bis 23. Mai 1.000 Bürgerinnen und Bürger im Freistaat befragt. Die „maximale Fehlertoleranz“ gab das Institut mit 3,1 Prozentpunkten an. Ohnehin sind Wahlumfragen aber nur Momentaufnahmen - gerade wegen geringer Parteienbindungen und kurzfristigen Wahlentscheidungen sind die Daten nicht als Prognosen auf den Wahlausgang zu betrachten. (fn)
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