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Gemäßigte gehen leer aus

AfD setzt bei der Bayern-Wahl auf Team Höcke - und schwingt schon den Vorschlaghammer

Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhm beim AfD-Parteitag in Greding.
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Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhm beim AfD-Parteitag in Greding.

Mit Ebner-Steiner und Böhm kürt Bayerns AfD zwei Höcke-Verbündete zum Spitzenduo für die Landtagswahl. Der Parteitag ließ erahnen, was das für den Wahlkampf heißt.

Greding – Um kurz nach halb drei stehen die Sieger auf der Bühne, Schulter an Schulter, Dirndl an Sakko. „Wir werden dem Söder einheizen“, ruft sie. Er verspricht, ein Deutschlandfähnchen in der Hand, „täglich zum Jagen zu blasen“. Im Saal Applaus, nicht rasend, eher erleichtert. Darüber, dass diese nervenzehrende Diskussion abgehakt ist.

Das Hippodrom im fränkischen Greding ist am Samstag längst nicht so voll wie sonst. Nur 350 AfD-Mitglieder sind zum Parteitag gekommen. Erstaunlich, denn es geht um was: Die Frage, ob es einen Spitzenkandidaten für die Bayern-Wahl braucht und falls ja: wen. Wochenlang wurde intern debattiert. Einige meinten, ein „Vortänzer“ störe nur, andere warnten vor neuen Lagerkämpfen. Wieder andere forderten ein Gesicht für den Wahlkampf.

Bayern-Wahl: AfD pfeift auf Kompromiss - Zwei Leute aus Höckes „Flügel“ stehen an der Wahlkampf-Spitze

Auch in Greding wird am Samstag eine Zeit lang diskutiert, teils chaotisch, wie immer. Am Ende stimmt die Mehrheit für zwei bekannte Gesichter: Katrin Ebner-Steiner, Ex-Chefin der Landtagsfraktion, und ihren Abgeordnetenkollegen Martin Böhm. Ausgewogen ist das nicht. Beide kommen aus dem völkischen „Flügel“, sind Anhänger des thüringischen Rechtsextremisten Björn Höcke.

Das war anders geplant, zumindest glaubten manche in der Partei daran. Noch Mitte der Woche hatte die Landtagsfraktion gemeinsam den Vorschlag gemacht, mit einem Team aus den sieben Listenführern anzutreten. Auch Parteichef Stephan Protschka, der selbst auf die Spitzenkandidatur schielte, schien damit leben zu können. Aber kurz darauf bröckelte die Einigung. In Greding ist es Christoph Maier, Abgeordneter aus dem Lager um Ebner-Steiner, der sie aufkündigt. Es brauche ein Duo, sagt er klar. Die Namen der späteren Sieger machen da schon die Runde.

AfD kürt Bayern-Spitzenkandidaten - Ebner-Steiner greift direkt zum Vorschlaghammer

Schließlich werden beide mit klarer Mehrheit gewählt. Der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Andreas Winhart, der ebenfalls antritt und angesäuert an die Absprache erinnert („Ich hab‘ nicht vorgeklüngelt“), bleibt chancenlos. Es ist wie so oft in der Vergangenheit: Das vergleichsweise gemäßigte Lager der Rechtsaußen-Partei geht leer aus.

Für Ebner-Steiner erfüllt sich damit ein alter Wunsch. Schon 2018 wollte sie Spitzenkandidatin werden, stritt sich aber mit ihrem Konkurrenten, dem Rosenheimer Franz Bergmüller, so sehr, dass die Partei am Ende ohne Kandidaten dastand. Jetzt hat sie freie Bahn und intoniert schon mal den Wahlkampf. Ihr Instrument: der Vorschlaghammer.

Sie schimpft über eine „korrupte Kartell-Parteien-Bande“, von der sie Bayern befreien wolle. Für ihre Kinder wünsche sie sich schließlich „eine bayerische, eine schöne deutsche Zukunft“. Böhm, dessen rechte Gesinnung selbst in der AfD manche bemerkenswert finden, sieht Deutschland in Händen einer „kriegssüchtigen Elite abgehobener Globalisten“, er warnt vor „Messermännern“ und Migranten, „die eure Töchter penetrieren“. Dass damit diverse Grenzen (auch zum Antisemitismus) überschritten sind, stört offenbar niemanden.

Bayern-AfD stimmt auch für „Dialoginitiative“ - trotz Warnung aus der eigenen EU-Abteilung

Überhaupt: Bei allem Zwist ist man sich inhaltlich ziemlich einig. Die Anwesenden einigen sich auch auf das Wahlprogramm, das unter anderem einen „Stopp der unkontrollierten Masseneinwanderung“ und ein Ende der angeblichen „öffentlich-rechtlichen Propaganda“ fordert. Auch die Resolution für eine „bayerische Dialoginitiative für Frieden in Europa“ geht durch. Dabei hatte ein EU-Abgeordneter zuvor gewarnt, damit mache man sich lächerlich.

Sinnvoller wäre es wohl, wenn das Spitzenduo sich auf den Frieden im eigenen Laden konzentrieren würde. Zwar beschwört Ebner-Steiner: „Wir sind einig, einig, einig“ –aber das blieb bisher reine Rhetorik. Sie und Böhm gehörten „einem Lager an, das unsere Partei heruntergezogen hat“, sagt einer, der mit der Wahl beider offenbar unzufrieden ist. Ein anderer sieht die Sache indes optimistisch. Natürlich repräsentierten die beiden mitnichten die ganze Partei, sagt er. Aber im Wahlkampf komme es eh vor allem auf die Arbeit der Kreisverbände an. Und wenn einer der beiden ins Fernsehen eingeladen werde, dann müsse man halt da durch.

Marcus Mäckler

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