Angriffe auf Kiew
Eine Drohung und ein Missverständnis? So unterschiedlich sehen Trump und Putin den Erfolg ihres Telefonats
Nach dem Trump-Putin-Telefonat widersprechen sich Meldungen aus den USA und Russland teils. Die Mitteilung aus dem Kreml enthält sogar eine Drohung.
Washington D.C./ Moskau - US-Präsident Donald Trump bezeichnete sein Telefonat mit Wladimir Putin vom Dienstag noch am Abend als „großartig“. Trump und Putin hatten etwa eineinhalb Stunden telefoniert - es sollte um einen vollständigen Waffenstillstand zwischen Russland und der von Russland angegriffenen Ukraine gehen. Doch das Ergebnis war lediglich eine Vereinbarung zu einem 30-tägigen, gegenseitigen Stopp der Angriffe auf Energie-Infrastruktur.
Doch bereits in der Nacht könnte - je nach Auslegung - ein Teil der Vereinbarungen von Russland bereits gebrochen worden sein. In Kiew ertönte kurz nach dem Telefonat zwischen Trump und Putin Luftalarm. Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten über mehrere Explosionen in der Stadt, während Sirenen aufheulten. Die städtischen Behörden riefen die Menschen auf, sich in Luftschutzräume zu begeben und warnten vor einem russischen Angriff. Möglicherweise sind Trump und Putin mit unterschiedlichen Auffassungen aus dem Gespräch gegangen. Darauf gibt es mehrere Hinweise.
Trump und Putin über Ukraine-Telefonat: Hier könnten die unterschiedlichen Auffassungen liegen
Ging es um eine Waffenruhe in Bezug auf die gesamte Infrastruktur der Ukraine, oder lediglich um die Energie-Infrastruktur? Putin und Trump hätten sich auf eine 30-tägige Einstellung der Angriffe auf Infrastruktur und Energie-Infrastruktur geeinigt, ließ das Weiße Haus nach dem Telefonat verlautbaren, wie unter anderem CNN berichtete.
„Während des Gesprächs unterbreitete Donald Trump den Vorschlag, dass die Parteien 30 Tage lang auf Angriffe bei der Energie-Infrastruktur verzichten sollten“, schreibt der Kreml dagegen im Statement. Und weiter: „Wladimir Putin reagierte positiv auf den Vorschlag und erteilte den russischen Truppen umgehend den entsprechenden Befehl.“
Verlangte Putin eine Einstellung der US-Militärhilfen und Geheimdienstinformationen?
Der Kreml hatte nach dem Telefonat der beiden Präsidenten mitgeteilt, Putin habe in dem Gespräch eine Reihe von Forderungen der russischen Seite benannt. Unabdingbar sei etwa, dass der Westen keine weiteren Waffen und Geheimdienstinformationen mehr an die Ukraine liefere. Kremlchef Wladimir Putin hat in seinem Telefonat mit Donald Trump nicht verlangt, alle Hilfen für die Ukraine einzustellen, meinte dagegen der US-Präsident.
Im US-Sender Fox News antwortete Trump auf die Frage der Moderatorin, ob Putin einen sofortigen Stopp sämtlicher Hilfen für die Ukraine gefordert habe: „Nein, das hat er nicht. Wir haben nicht über Hilfen gesprochen.“ Allerdings blieb unklar, auf welche Art von Unterstützung er sich dabei bezog - ob es also um militärische, finanzielle oder humanitäre Hilfe ging.
Putins Ukraine-Telefonat mit Trump: Drohte er sogar? Wie geht es weiter?
Laut Beobachtern liest sich dieser Teil der offiziellen Mitteilung aus dem Kreml sogar wie eine kaum verhohlene Drohung an die USA und Europa. Denn Putin stellte im Telefonat harte Bedingungen auf, die in der Folge sogar eine Ausweitung des Kriegs nicht ausschließen. „Es wurde darauf hingewiesen, dass die vollständige Einstellung der ausländischen Militärhilfe und Geheimdienstinformationen für Kiew die wichtigste Voraussetzung dafür sein müsse, eine Eskalation des Konflikts zu verhindern und mit politischen und diplomatischen Mitteln Fortschritte bei seiner Lösung zu erzielen.“
Die USA hatten ihre Militär- und Geheimdiensthilfen für die Ukraine nach einem Streit zwischen Donald Trump, dem US-Vizepräsidenten J.D. Vance sowie dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bereits einmal eingestellt. Das Land hat unter der neuen Präsidentschaft lautstark Interessen an Bodenschätzen aus der Ukraine angemeldet, aber auch an einer Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Am Sonntag soll es wohl zu weiteren Gesprächen zwischen Russland und den USA kommen. Delegationen beider Länder sollen sich dann in Saudi-Arabien treffen. Ein ehemaliger US-Botschafter warnt indes davor, dass Putin den US-Präsidenten mit KGB-Methoden aufs Glatteis führen könnte. (dpa/ AFP/ kat)