Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Burkhard Blienert im Interview

Drogenbeauftragter für Alkohol-Konsum ab 18: „Wir haben ein dickes Problem“

Sommerabend an den Pegnitzauen
+
Das Alter für Alkoholkonsum soll auf 18 Jahre steigen. Das fordert der Suchtbeauftragte der Bundesregierung

In Deutschland dürfen Jugendliche schon ab 14 Jahren Alkohol trinken. „Das ist einmalig in Europa“, sagt der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert im Interview. Er will die Regeln verschärfen.

Berlin – Deutschland, Land der Trinker. Für viele Menschen gehört das Feierabendbier dazu. Alkohol auf Partys oder im Freundeskreis ist gesellschaftlich stark verankert, nicht nur bei Erwachsenen. „Alkohol und dessen Konsum gehören bei uns zu selbstverständlich zum Alltag. Damit ist das Problem sehr groß und betrifft insbesondere auch sehr junge Menschen“, sagt der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, im Interview mit IPPEN.MEDIA. Der SPD-Politiker plädiert für strengere Regeln.

Blienert will neue Alkoholgrenze: „18 Jahre wäre vernünftig“

Der Konsum von Bier, Wein und Sekt ist in Deutschland ab 16 Jahren erlaubt. Blienert würde das gerne ändern. „Sinnvoll wäre: einheitliche Regelungen für alle Suchtmittel – also generell auf 18 Jahre setzen.“ Blienert selbst kann das als Beauftragter der Bundesregierung nicht selbst beschließen. „Das kann ich nicht allein entscheiden, aber so lautet auch die Empfehlung, die viele Medizinerinnen und Mediziner unterstützen.“

Burkhard Blienert im Interview mit Andreas Schmid von IPPEN.MEDIA in seinem Büro.

Alkohol ab 14: „Das begleitete Trinken muss abgeschafft werden“

Durch eine Sonderregel dürfen Jugendliche in Deutschland auch schon ab 14 Jahren Alkohol trinken – wenn die Eltern dabei sind. „Diese Regelung ist einmalig in Europa“, sagt Blienert. „Darin spiegelt sich die anachronistische Wahrnehmung, dass wir in Deutschland kein Alkoholproblem hätten. Wir haben aber ein dickes Problem beim Alkoholkonsum. Alkohol ist ein sehr starkes Zellgift.“ Seine Forderung: „Das begleitete Trinken muss abgeschafft werden.“

Angewendet wird das begleitete Trinken vor allem in Bars und Restaurants, etwa bei einem Glas Rotwein für die Jugendlichen zum Essen oder einem Sekt zum Anstoßen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) will die Regel beibehalten. „Da wird ein Problem aufgemacht, das überhaupt kein Problem ist“, sagt Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer der Dehoga Bayern, im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es geht um einen maßvollen, gewissenhaften Umgang mit Alkohol. Bier und Wein sind bei uns ja auch Kulturgüter.“

Geppert meint: „Wenn 14-Jährige im Beisein von Mama oder Papa mal einen Schluck Bier trinken, ist das doch besser, als wenn sie es heimlich im Keller tun.“ Blienert findet: „Wenn Kinder und Jugendliche neben ihren Eltern sitzen, ist die Wirkung von Alkohol dieselbe.“ Der SPD-Politiker weiß aber: „Wir brauchen auch den politischen Willen bei allen. Bisher haben sich die wenigsten dafür starkgemacht.“

Für Suchtforscher gilt Deutschland als Hochkonsumland, wie der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Norbert Scherbaum, vergangenes Jahr sagte. „Obwohl der Alkoholkonsum im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken ist, wird in Deutschland immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt.“ Im europäischen Vergleich trinken laut WHO nur die Tschechen und Letten mehr reinen Alkohol.

Union: „Jugendschutzgesetz gehört definitiv auf den Prüfstand“

Die Union reagierte bereits auf die Forderungen Blienerts. Die Familienpolitiker der CDU/CSU begrüßen die Diskussion um eine höhere Altersgrenze für den Alkoholkonsum von Jugendlichen, hieß es in einer Pressemitteilung der familienpolitischen Sprecherin Silvia Breher: „Das Jugendschutzgesetz gehört definitiv auf den Prüfstand.“

Die CDU-Politikerin sieht aber auch einen Vergleich zu Cannabis und meint: „Wir von der Union würden es allerdings auch sehr begrüßen, dass sowohl der Drogenbeauftragte als auch die gesamte Bundesregierung bei der geplanten Legalisierung von Cannabis die Warnungen der Ärzteschaft, insbesondere der Bundesärztekammer und der Kinder- und Jugendärzte, ernst nehmen und das Vorhaben gänzlich stoppen würden.“

Burkhard Blienert sprach im ausführlichen Interview mit IPPEN.MEDIA nicht nur über Alkohol, sondern auch über Tabak, Medikamente, Glücksspielsucht und Cannabis. Die Kritik am Cannabisgesetz kann er verstehen, allen voran was den Jugendschutz betrifft. (as)

Kommentare