„Missverständnis“
Hat Trump das Attentat vorgetäuscht? Experte widerlegt Theorie
Hat Donald Trump das Attentat inszeniert? „Aus fachlicher Sicht absurd“, sagt ein Sicherheitsexperte über diese Verschwörungstheorie – und erklärt warum.
Seit dem Attentat auf US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump kursieren in den sozialen Medien allerhand Verschwörungstheorien. Eine davon: Trump sei verrückt genug, um solch einen Anschlag auf sich selbst zu inszenieren, damit er bei der US-Wahl als Gewinner hervorgehe. Es sei seltsam, dass sein Secret Service ihn für die Kameras posieren lasse, finden einige. Oder, dass sein Personenschutzteam ihn vor diesem Schuss nicht bewahrt habe.
„Aus fachlicher Sicht ist es absurd zu denken, Trump-Sympathisierende hätten den Schuss ausgeführt“, sagt Malte Roschinski BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Mit seinem Unternehmen berät er andere Firmen, NGOs und politische Institutionen in Sicherheitsfragen. Mehrere Details ließen keine Zweifel zu, dass es ein beabsichtigtes Attentat gewesen sei, sagt er und nennt zwei Gründe, warum.
Trump Attentat: Waren die „haarsträubenden Fehler des Secret Service Absicht“?
Eine Person hatte am Samstag (13. Juli) bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania auf Donald Trump geschossen. Der 78-Jährige wurde dabei am Ohr verletzt. Der Täter war laut Bundespolizei FBI ein 20-jähriger Mann aus Pennsylvania. Er wurde von Sicherheitskräften getötet. Das Motiv ist noch unklar. Der Schütze soll alleine gehandelt haben und mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 geschossen haben.
Nach dem Trump Attentat steht nun insbesondere der Secret Service in der Kritik, mehrere Republikaner fordern eine detaillierte Untersuchung des Vorfalls. „Dass der Secret Service so haarsträubende Fehler gemacht hat, ist für manche nur damit zu erklären, dass es Absicht gewesen sein muss“, sagt Roschinski. Doch diese Annahme sei falsch.
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Experte nennt Gründe, warum Attentat auf Trump nicht inszeniert war
Der erste Grund hierfür: „Diese Fehler hätten zu Trumps Tod führen können. Dass er nicht getötet wurde, war reiner Zufall. Auf solch ein Szenario würde der Secret Service auf keinen Fall eingehen“, sagt Roschinski. Die Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamts (BKA) schützt deutsche Politikerinnen und Politiker. Auf die Frage, wie realistisch es ist, dass sich ein Personenschutzteam wie der Secret Service auf ein vorgetäuschtes Attentat einlasse, antwortet ein BKA-Sprecher: „Zumindest das BKA würde sich niemals an einem solchen Szenario beteiligen.“
Wenn es sich um eine Verschwörung gehandelt hätte, dann nur um eine Anti-Trump-Verschwörung, also dass der Secret Service von Trump-Gegnern unterwandert wäre, sagt Roschinski. An solch einen Komplott glaube er jedoch nicht. „Das war einfach eine Verkettung von substantiellen Fehlern in der Vorbereitung der Veranstaltung.“
Verschwörungstheorien über Trump Attentat: „Wäre ein Suizidversuch gewesen“
Fehlende Kenntnisse in Ballistik (Waffentechnik) und Physik seien der zweite Grund, dass sich solche Verschwörungstheorien über das Trump Attentat überhaupt verbreiten könnten. „Dass Leute glauben, es wäre möglich auf 120 Meter präzise ein Ohr abzuschießen, ist nett ausgedrückt ein Missverständnis“, sagt der Sicherheitsexperte BuzzFeed News Deutschland. Er selbst sei Sportschütze und wisse: „Selbst unter optimalen Bedingungen, mit Zielfernrohr und Stativ kann man einen Streubereich von fünf bis zehn Zentimeter nicht vorhersagen.“
Das verwendete Gewehr gebe es in den USA im Supermarkt zu kaufen. Es sei zwar für weite Entfernungen gemacht, aber nicht dafür, ein Ohr oder ein sehr kleines Ziel präzise auf großer Distanz zu treffen. Um die Flugbahn eines Projektils zu beeinflussen, brauche der Schütze nur mit der falschen Stelle seines Fingers abgedrückt haben, sagt Roschinski und verweist auf Berichte, dass der Trump-Attentäter vor dem Abdrücken durch einen Polizisten abgelenkt gewesen sei.
„Es ist vollkommener Zufall, dass das Projektil Trump nicht in den Kopf getroffen hat. Sein Leben war akut in Gefahr“, sagt er. „Es ist zu 100 Prozent ganz klar ein Attentat mit Tötungsabsicht. Wäre es so von Trump nur inszeniert worden, wäre es praktisch ein Suizidversuch gewesen.“

