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AfD-Politiker auf TikTok

TikTok dämpft angeblich AfD-Einfluss: EU-Spitzenkandidat fühlt sich eingeschränkt

Die AfD hetzt im Netz und das mit Erfolg. Vor der Europa-Wahl reagiert TikTok offenbar und handelt sich eine Beschwerde von Spitzenkandidat Krah ein.

München – Die AfD hat auf Social-Media-Plattformen so viel Reichweite wie keine andere deutsche Partei. Medienberichten zufolge haben Vertreterinnen und Vertreter der AfD Bundestagsfraktion mehr als 400.000 Follower. Beinahe doppelt so viel wie die Follower-Zahl aller anderen Parteien zusammengerechnet. Die Reichweite nutzen die Politiker zur Verbreitung ihrer teils rechtsextremen Botschaften. Das soll die Plattform TikTok dem Spitzenkandidaten der AfD für die Europa-Wahl, Maximilian Krah, nun erst einmal erschwert haben.

Der Account des AfD-Politikers wurde zwar nicht gesperrt, seine Inhalte werden offenbar jedoch nicht mehr auf dem sogenannten „Für dich-Feed“ ausgespielt, das bestätigte TikTok gegenüber dem Spiegel. Dieser Feed ist für einen erfolgreichen TikTok-Auftritt entscheidend. Krah ist für hohe Reichweite nun darauf angewiesen, dass Menschen seine Beiträge gezielt suchen. Schlechtes Timing für den AfD-Spitzenkandidaten, der seinen Account auch für den Wahlkampf für die Europa-Wahl nutzt.

Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, redet beim politischen Aschermittwoch der AfD in Bayern.

TikTok schränkt Reichweite ein: Krah macht sich zum Opfer von „Zensur“

Krah selbst sieht sich als Opfer. Die Einschränkung bezeichnete der AfD-Politiker in einem TikTok-Video als „Zensur“. TikTok werde zu solchen Maßnahmen „in Brüssel von rot-grünen Politikern gezwungen“. Krah bedient damit ein klassisches populistisches Narrativ: Die da oben wollen euch die Wahrheit nicht sehen lassen.

Informationen des Spiegel zufolge habe Krah mit homophoben Aussagen, Hetze gegen Geflüchtete und Aussagen im Sinne der Verschwörungstheorie vom großen Bevölkerungsaustausch gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen. Welche Inhalte genau gegen dagegen verstoßen haben, habe TikTok nicht mitteilen wollen. In den Richtlinien heißt es unter anderem, die Plattform erlaube „kein hasserfülltes Verhalten, keine Hassrede und keine Förderung von hasserfüllten Ideologien“.

Mit Videos wie „Die Bundesregierung hasst dich“ und „Echte Männer sind rechts“ hat Krah zuvor Hunderttausende Menschen auf TikTok erreicht. Fünf Videos des Politikers seien von der Plattform gelöscht worden, weil sie Hassrede enthalten haben, bestätigte Krah gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Wahlkampf auf TikTok: „Eine der wichtigsten Plattformen für den Wahlkampf, wenn nicht sogar die wichtigste“

Für 90 Tage sei Krahs Reichweite nun Spiegel zufolge gedrosselt. Zuvor erreichte der AfD-Politiker teils Millionen Menschen mit seinen Videos. Seine neusten Klickzahlen belaufen sich auf ein paar wenige Tausend. Mit Blick auf den Europawahlkampf verdeutlicht dies noch einmal die Macht, die ein solcher Konzern auch politisch innehat.

Vor der Bundestagswahl 2021 sagte der Politikberater Martin Fuchs gegenüber dem MDR bereits: „Ich glaube, wenn man das Ziel hat, junge und Erstwählerinnen zu erreichen, dann ist es eine der wichtigsten Plattformen für den Wahlkampf, wenn nicht sogar die wichtigste.“ Damals verwies er noch darauf, dass dies allerdings eine recht kleine Zielgruppe sei. Bei der Europa-Wahl 2024 darf erstmals ab dem Alter von 16 Jahren gewählt werden, was die Zielgruppe vergrößert.

SPD will auf TikTok aufholen: „Können wir nicht einfach der AfD überlassen“

AfD-Politikerinnen und Politiker haben früher als andere Parteien erkannt, dass TikTok ein mächtiges Instrument im politischen Machtkampf ist. Der Politikberater Johannes Hillje erklärte gegenüber Ippen.MEDIA: „Die AfD ist ein First Mover: Sie hat als erste Partei intensiv und systematisch diese Plattform bespielt und dadurch einen Wettbewerbsvorteil erlangt.“

Das scheint nun auch der SPD aufgefallen zu sein. Die Partei hat am Montag (18. März) Karl Lauterbach als Konkurrenz um die junge Wählerschaft auf die TikTok Community losgelassen. „Die Plattform der Jugend können wir nicht einfach der AfD überlassen“, schrieb Lauterbach auf X zu seinem ersten Video.

Einen Vorsprung beim Verbreiten von Inhalten auf Social-Media-Plattformen hat die AfD allerdings nicht erst seit gestern. In einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung stellte sich bereits im Wahlkampf zur Europawahl im Jahr 2019 heraus, dass die AfD die größte Reichweite zusammen mit der Satire-Partei Die Partei erzielte.

TikTok will vor Europawahl Bekämpfung von Hassrede und extremistischen Inhalten besonders ernst nehmen

Der Plattform TikTok wurde zuvor ähnlich wie auch X immer wieder mangelndes Engagement bei der Bekämpfung von Hassrede und extremistischen Inhalten vorgeworfen. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, habe TikTok angekündigt, diesen Problemen im Vorfeld der Europa-Wahl besondere Beachtung zu schenken. In einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung aus dem Jahr 2023, die sich mit dem Nutzen politischer Inhalte auf TikTok auseinandergesetzt hat, heißt es, der Algorithmus belohne nicht abwägende Positionen, sondern extreme Reaktionen radikaler Kräfte.

Zuletzt ist TikTok auch gegen den rechtspopulistischen Podcast „Hoss&Hopf“ vorgegangen und sperrte den dazugehörigen TikTok Kanal. „Wegen gefährlicher Falschinformationen und gefährlicher Verschwörungstheorien“, sei der Kanal im Februar von der Plattform entfernt worden, berichtete Spiegel. (pav)

Rubriklistenbild: © Daniel Löb/dpa

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