Prinzessin Julia I. und Prinz Stefan I.
„Fallen ein bisschen aus der Reihe“: So tickt das Wasserburger Faschings-Prinzenpaar
Wasserburg hat endlich wieder ein neues Faschings-Prinzenpaar: Wer hinter den Titeln Prinzessin Julia I. und Prinz Stefan I. steckt, was die beiden in ihrem „bürgerlichen Leben“ ausmacht und warum sie unter den Prinzenpaaren etwas aus der Reihe fallen.
Wasserburg – Wasserburg hat endlich wieder ein neues Faschings-Prinzenpaar. Traditionell nach fünf Jahren reichen Prinzessin Magdalena II. und Prinz Fabi I. das Zepter weiter. „Prinzessin Julia I., bereits geboren im Tanzschuh und Herrscherin über das Mischverhältnis des weißen Pulvers“, gemeinsam mit ihrem „Prinz Stefan I., tanzgeformt durch den Rock ’n’ Roll und Herrscher der Hilfsbedürftigen in der Notfallmedizin“, werden in Zukunft in Wasserburg regieren.
Die Titel verraten einiges über das neue Paar, hinter denen im bürgerlichen Leben Julia Lux (26) und Stefan Gartner (28) stecken. Es ist vor allem die Tanzleidenschaft, die die beiden verbindet. Im zarten Alter von fünf trat Lux der Wasserburger Stadtgarde bei, geboren im Tanzschuh also. „Dieses Jahr habe ich also mein 20-jähriges Garde-Jubiläum“, erzählt sie. Ein schöner Zufall sei es, dass dies mit ihrem ersten Jahr als Prinzessin zusammenfalle.
Prinzessin suchte sich ihren Prinzen selbst
Jahrelang habe sie aktiv getanzt, in der jüngsten Zeit sei sie vor allem als Trainerin in der Garde tätig gewesen und habe sich an Choreografien beteiligt. „Es ist schon etwas anderes, jetzt wieder zu tanzen“, sagt sie. Doch sie genieße es und freue sich darauf, sich der Herausforderung als Faschingsprinzessin zu stellen. „Ich habe schon länger überlegt, dass ich ja sagen würde, wenn ich gebeten werde“, erzählt Lux. Schließlich sei sie von Faschingspräsident Done Gartner und Abteilungsleiterin Nadine Voggenauer angefragt worden und habe eingewilligt. Fehlte nur noch der Prinz, den sich Prinzessin Julia I. selbst gesucht hat.
„Möglicherweise war es auch geschickt eingefädelt, dass wir uns kennengelernt haben“, erzählt Stefan Gartner schmunzelnd. Als Bruder des Faschingspräsidenten sei er schon seit vielen Jahren mit der Stadtgarde verbandelt. „Ich war bei Auftritten mit dabei, beim Kölner Karneval“, erzählt Gartner. Aktiv mitgetanzt habe er aber noch nie, obwohl er schon immer leidenschaftlicher Tänzer gewesen sei. „Ich bin mit dem Rock ’n’ Roll groß geworden“, sagt er. Sechs Jahre lang habe er beim RRC Rosenheim getanzt, habe dort auch eine Trainer-Ausbildung angefangen. Die Tanzform sei mit ihrer Mischung aus Standardtänzen und Showeinlagen „gar nicht so weit weg von der Garde.“ Als Lux ihn schließlich gefragt habe, ob er sich denn das Amt des Faschingsprinzen vorstellen könne, sei ihm die Zustimmung deshalb nicht schwergefallen. „Obwohl ich inzwischen in München wohne, bin ich hier mit der Heimat immer noch sehr eng verbunden und es ist für mich eine große Ehre, die Stadt vertreten zu dürfen“, sagt Gartner.
Perfektionismus prägt das Prinzenpaar
Einmal in der Woche trainieren die beiden derzeit, gerne würden sie es auf zweimal pro Woche aufstocken. Das hinzubekommen, sei aber etwas schwierig. „Wir arbeiten beide im Schichtdienst, das macht es nicht leicht, Termine zu finden“, erzählt Gartner, der als Krankenpfleger in einer Notaufnahme tätig ist. Die gelernte Arzthelferin Lux arbeitet bei Recipharm als Pharmakantin und mischt dort weißes Pulver zu Medikamenten, was auch den zweiten Teil ihres Titels erklärt.
Doch die beiden haben noch viele Stunden Arbeit vor sich, bis die fünfte Jahreszeit zwischen Januar und März so richtig Fahrt aufnimmt. „Wir arbeiten im Moment noch am letzten Teil der Choreografie“, erzählt Lux, „und dann müssen wir noch viel, viel feilen“, sagt sie. Gartner stimmt ihr zu. „Dadurch, dass wir beide auch Tanz-Trainer sind, sind wir auch etwas perfektionistisch. Das macht es nicht leichter“, berichtet der neue Faschingsprinz mit einem Lachen.
Die beiden haben also hohe Ansprüche an sich selbst. „Wir wollen nicht, dass die Leute nach zwei Minuten Walzer rausgehen und sich ihre Würstel holen“, sagt Gartner. Das Ziel der beiden: Den Leuten eine Show zu bieten, sie zu „catchen“. „Dadurch fallen wir auch ein bisschen aus der Reihe, was Prinzenpaare angeht“, sagt Gartner. Lux sieht dies genauso. „Natürlich gehört ein bisschen Walzer dazu, aber wir kommen beide eher aus dem Showtanz und das wollen wir auch zeigen.“
Sogar die Mutter wusste nichts vom neuen Amt
Viel Arbeit haben die beiden deshalb noch vor sich, da müssen andere Hobbys wie wandern, lesen bei Lux oder auch die queere Jugendarbeit und das Theater bei Gartner zurückstehen. „Für die nächsten Monate nimmt die Garde sehr viel Platz ein“, sagen sie
Bis zum Badriazzo am 11. Januar 2025 soll das Programm allerdings stehen. Dann wird auch endlich das diesjährige Motto der Stadtgarde verraten, das auch Ganter und Lux streng geheim halten. „Dass ich Prinzessin bin, das wussten meine Familie und ein paar von meinen engsten Freunden. Viele konnten es sich auch denken“, sagt Lux. „Das Motto hat aber noch nie jemand aus mir herausbekommen.“ Gartner hat sein neues Amt als Faschingsprinz sogar vor seiner Mutter geheimgehalten. „Sie hat mich während meiner Zeit im Rock ’n’ Roll so unterstützt, mich überall hingefahren. Das hier soll deshalb eine nette Überraschung für sie sein.“
