Faschingsauftakt in Bad Aibling
„Oabling Gloré“: Was das Prinzenpaar mit einem Senator und dem König der Löwen zu tun hat
Prinzessin Theresa und Prinz Matthias sind die neuen Tollitäten der Faschingsgilde Bad Aibling. Warum zu ihrer Inthronisation sogar ein amerikanischer Senator eingeflogen wurde und welchen Nervenkitzel es beim Faschingsauftakt in Bad Aibling gab.
Bad Aibling – Theresa Krämer und Matthias Bachmeier regieren in der Session 2023/2024 Bad Aiblings Narren. Das wie immer bis zuletzt bestens gehütete Geheimnis wurde am Samstag, pünktlich um 11.11 Uhr, im Herzen Bad Aiblings auf dem Marienplatz gelüftet.
Theresa und Matthias treten damit die Nachfolge von Prinzessin Antonia und Prinz Anian an, die zwar erst beim Krönungsball offiziell verabschiedet werden, denen Gildepräsident Stefan Seidl jedoch bereits am 11.11. für das Engagement im vergangenen Fasching dankte.
Sie hat den Fasching in den Genen
Das neue Prinzenpaar ist mit allen „Faschingswassern“ gewaschen: Prinzessin Theresa wurde der Fasching sogar in die Wiege gelegt, denn Vater Theo war jahrelang Prinzenpaar-Chauffeur, ist seit 1991 Mitglied der Gilde und aktuell Senator. Er wurde mit dem Orden „Pour le Glore“ ausgezeichnet. Kein Wunder, dass Theresa auf die Frage, wie lange sie schon bei der Gilde ist, zur Antwort gibt: „Seit 29 Jahren.“ So jung nämlich ist die Herrscherin über das Narrenvolk, die ihre erste aktive Saison 2010/2011 als Gardemädel absolvierte und nach vier Jahren für fünf Jahre als „Major“ an der Spitze der Garde durch die Ballsäle tanzte.
Eine ganze Familie lebt den Fasching
Mama Elisabeth ist seit 1998 Mitglied der Aiblinger Gilde und Bruder Robert regierte in der Saison 1998 als „Robert I. vom Roßschlössl“ das Narrenreich der Kurstadt. Seit 2017 studiert Theresa den Gardemarsch der jeweiligen Saison – ein Job, den sie auch im kommenden Fasching in „Doppelfunktion“ ausübt. Beruflich ist Theresa Krämer als Ergotherapeutin in der Aschauer Kinderklinik tätig. Die Prinzessin liebt das Tanzen, geht gern in die Berge und verbringt am liebsten ihre Zeit mit Familie, Freunden und ihrem Pferd.
Vom Maskottchen zum Regenten
Prinz Matthias ist den Faschingsfreunden in Stadt- und Landkreis ebenfalls kein Unbekannter. Der gebürtige Aiblinger ist 34 Jahre jung, wohnt in Au, wo er auch seinem Hobby nachgeht – dem Fußball beim dortigen ASV. Frohsinn und Geselligkeit kennt er seit Kindertagen: Vater Hugo ist den Aiblingern als zuverlässiger und humorvoller Paket-Bote bekannt, der lange Jahre bei der Dreder Musi aktiv war.
Matthias Bachmeier gehört der Gilde seit 2010 an, war drei Jahre Tänzer in der Showtanz-Gruppe und 2019 als Maskottchen Timon oder Pumba passend zum damaligen Motto „König der Löwen, Hakuna Matata“ dabei. Außerhalb von Fasching und Hobby geht der Prinz seinem Beruf als Vermögensberater nach – beste Voraussetzungen also für das finanzielle Wohl seines närrischen Königreiches.
Was die jungen Närrinnen und Narren natürlich besonders interessiert: Prinz und Prinzessin sind im „richtigen Leben“ nicht miteinander „verbandelt“.
Wer als neues Prinzenpaar vorgestellt wird, ist vor dem Faschingsauftakt ein wohl gehütetes Geheimnis und nur dem engen Kreis des Präsidiums bekannt. Kein Wunder also, dass sich der Marienplatz am Samstag mit den Neugierigen füllte, schon lange bevor es „ernst“ wurde. Die Gilde versüßte die Wartezeit mit Speisen und Getränken sowie mit Musik, aufgelegt von den Musik- und Tonministern. Unter ihnen auch der Senator mit der weitesten Anreise: Roosevelt Edwards, der aus Amerika eingeflogen war und am 11.11. auch noch seinen Geburtstag feierte.
Auch Bürgermeister und Ehrensenator Stephan Schlier war mit von der Partie. „Ich freue mich schon auf das neue Prinzenpaar und bin gespannt, wer es wird“, so das Bad Aiblinger Staatsoberhaupt. Aber auch er musste warten, bis der Uhrzeiger unerbittlich gen 11:11 Uhr vorrückte. Als dann die Faschingsgilde mit allem, was sie zu bieten hat, aus dem Rathaus kam, ging der Countdown in seine letzte Phase.
Gildepräsident Stefan Seidl freute sich über einen mittlerweile zum Bersten vollen Marienplatz sowie über die Anwesenheit vieler ehemaliger Tollitäten und Aktiven der Faschingsgilde, unter anderem Ehren- Senatspräsident Konrad Gartmeier und Ehrenpräsident Alfred Strauswald. Auch das Kinderprinzenpaar der „Oberlandler“ – Prinzessin Christina II. und Prinz Korbinian I. – war dabei.
Zunächst standen die scheidenden Regenten – Prinz Anian und Prinzessin Antonia – noch einmal im Mittelpunkt, denen Seidl für ihr Engagement dankte. Prinzessin Antonia wird in der kommenden Saison als Gardemädel wieder dabei sein. Der Marsch der Jugendgarde sowie jener der Erwachsenen aus dem vergangenen Fasching waren die letzten Programmpunkte, dann wurde es fast andächtig still.
Tollitäten kommen mit dem Dreirad
Die Kirchturm-Uhr von St. Sebastian zeigte 11.10, 11.11 Uhr … doch noch immer keine Spur vom neuen Prinzenpaar. Es war dann ziemlich genau 11.15 Uhr, als Applaus aufbrandete: Theresa Krämer und Matthias Bachmeier kamen mit dem Dreirad, und genau das war der Grund ihrer Verspätung, wie Prinzessin Theresa später bei ihrer Antrittsrede verriet: Ihr Rock hatte sich in der Kette verfangen.
Das kleine Missgeschick musste behoben werden und wurde so professionell kaschiert, dass niemand die Beschädigung an der Kleidung bemerkte. Die Närrinnen und Narren standen so dichtgedrängt, dass sich die Fahrt auf den Platz noch etwas hinzog. Als Prinz und Prinzessin ihr Gefährt verlassen hatten, fröhlich in die Menge winkten und nun auch vom letzten Zuschauer erkannt waren, gab es kein Halten mehr.
Traditioneller Walzer zum Amtszeit-Auftakt
Minutenlanger lautstarker Beifall begleitete die beiden auf dem Weg zu ihrem künftigen Gefolge, und auch Bürgermeister Schlier gratulierte im Namen der Stadt und wünschte Theresa und Matthias eine schöne Amtszeit. „Mia san zwar scho lang dabei, aber nervös war ma dann doch a bisserl“, bekannte die Prinzessin, die wie ihr „Prinzgemahl“ erleichtert war, „dass es nun endlich losgeht“. Mit dem traditionellen Walzer der „alten und neuen“ Tollitäten war der offizielle Teil dann fast zu Ende.
„Kordel-Wechsel“ bei den Majoren
Bevor das neue Prinzenpaar die Gratulationen des närrischen Auditoriums entgegennehmen konnte, gab es noch eine Verabschiedung: Lisa Lederer, die seit 2018 als „Major“ an der Spitze der Garde getanzt hatte, übergab die Majors-Kordel an ihre Nachfolgerin Marie Merlet. Präsidium und Narrenvolk belohnten Lisa Lederer mit Applaus für deren langjährigen Einsatz und waren sicher, dass mit Marie Merlet eine würdige Nachfolgerin gefunden wurde. Hofmarschall Lukas Kunze, der durch das Programm führte, beendete den Faschingsauftakt mit einem „Oabling Gloré“, doch der Marienplatzt war noch lange danach in der Hand derer, die sich auf die fünfte Jahreszeit einstimmten.






