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„Wirkt etwas willkürlich“

Kurz vor dem Finale des ESC-Vorentscheids: Heimliche Regeländerung sorgt für Wirbel

Eigentlich sollte allein das Publikum entscheiden, wer Deutschland beim ESC vertritt. Doch die Sache ist wohl etwas komplizierter.

Köln – Am Samstag (1. März) entscheidet sich, wer für Deutschland beim Eurovision Song Contest 2025 antritt. Neun Acts stehen im Finale von „Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?“, die eigentlich allein vom Publikum bewertet werden sollten. So dachte man, doch kurz vor dem Finale scheint das Prozedere noch einmal geändert worden zu sein.

Entscheidet allein das Publikum? NDR-Mitteilung zum ESC-Vorentscheid wirft Fragen auf

Wenige Tage vor dem Finale des ESC-Vorentscheids verschickte der zuständige Sender NDR eine Pressemitteilung. Darin heißt es an einer Stelle: „Fünf Acts werden von Stefan Raab und seiner Jury für die nächste Runde ausgewählt. In der bestimmt allein das Publikum – und entscheidet per Televoting, Online-Voting (esc.vote) oder per SMS, wer für Deutschland zum internationalen Eurovision Song Contest fahren soll.“ In der Halbfinal-Show entschied noch allein die Jury.

Deutscher ESC-Vorentscheid: Auswertung zeigt eindeutigen Fan-Favoriten und einen Überraschungs-Hit

Wer singt beim Eurovision Song Contest 2025 für Deutschland
Wer singt beim Eurovision Song Contest 2025 für Deutschland? Die vierteilige Show „Chefsache ESC 2025“ geht in die heiße Phase: Am Samstag (1. März) entscheidet es sich. © picture alliance/dpa/RTL+
Deutscher ESC-Vorentscheid - 2. Show
Neun Acts sind noch mit dabei. Im Finale wird die Jury um Stefan Raab (hier ein Foto von einer vorigen Show) zunächst fünf davon weiterlassen. Danach darf das Publikum entscheiden. © picture alliance/dpa/RTL+
Streaming-Apps
Und wie entscheidet sich dieses Publikum? Da geben die Streaming-Zahlen sicherlich einen Hinweis. Hierfür hat GfK Entertainment eine Sonderauswertung erstellt. Grundlage sind kostenpflichtige und werbefinanzierte Streams für den Zeitraum 21. bis 24. Februar 2025.  © Dreamstime/Imago
Deutscher ESC-Vorentscheid
Von den neun Final-Acts sind acht in die Wertung eingegangen. Alle bis auf Leonora. © picture alliance/dpa/RTL+
Leonora ESC
Warum sie fehlt? Ganz einfach: Ihr „This Bliss“ war zum Zeitpunkt der Auswertung nicht verfügbar und konnte daher nicht berücksichtigt werden. © Screenshot: Leonora bei Instagram
Deutscher ESC-Vorentscheid
8. Platz: The Great Leslie. Auf die Indie-Rocker entfallen 2 %. Gemeint ist übrigens jeweils der prozentuale Anteil an den Gesamtstreams aller ESC-Vorentscheid-Finalsongs im Zeitraum 21. bis 24. Februar 2025. © picture alliance/dpa/RTL+
The Great Leslie
Ob Sänger Ollie Trevers (hier auf einem Archivfoto aus dem Jahr 2024) und seine Truppe von The Great Leslie da im Final-Voting so viele Chancen haben werden? © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Thomas Hess
Deutscher ESC-Vorentscheid
7. Platz: Benjamin Braatz. © picture alliance/dpa/RTL+
Screenshot Benjamin Braatz bei Instagram
Auch auf ihn, beziehungsweise sein „Like you love me“, entfielen 2 % der Gesamtstreams der ESC-Vorentscheid-Finalsongs im Auswertungszeitraum. © Screenshot Benjamin Braatz bei Instagram
Deutscher ESC-Vorentscheid
6. Platz: Julika. © picture alliance/dpa/RTL+
Screenshot Julika bei Instagram
Die Sängerin will mit ihrem Song „Empress“ zum ESC nach Basel. Auf den Track entfielen im Auswertungszeitraum 3 % der Streams aller ESC-Vorentscheid-Finalsongs. © Screenshot Julika bei Instagram
Chefsache ESC 2025
5. Platz: Moss Kena.  © picture alliance/dpa/RTL+
Moss Kena
Der Brite, hier auf einem Archivfoto, sammelte 7 % der Streams aller ESC-Vorentscheid-Finalsongs im Erhebungszeitraum. Sein Song trägt den Titel „Nothing can stop love“. © Annette Riedl
Hätten Sie‘s gewusst? Moss Kena ist 2024 im ZDF-Fernsehgarten aufgetreten
Hätten Sie‘s gewusst? Moss Kena ist 2024 im ZDF-Fernsehgarten aufgetreten. © IMAGO
Deutscher ESC-Vorentscheid - 2. Show
Platz 4: Lyza. © picture alliance/dpa/RTL+
lyza
Die Sängerin – hier auf einem Pressefoto – will mit dem Song „Lovers on Mars“ zum ESC. Der Track sammelte 8 % der Streams, die im Erhebungszeitraum auf alle Vorentscheid-Finalsongs entfielen. © WMG
Lyza
Lyza, 23-jährige Sängerin und Songwriterin aus Berlin, hatte nach Angaben ihrer Plattenfirma Warner ihren allerersten Live-Auftritt vor der Jury um Stefan Raab. © WMG
Deutscher ESC-Vorentscheid
Platz 3: Cosby. © picture alliance/dpa/RTL+
Cosby
Die Münchner Band – hier ein Archivfoto – will mit dem sehr persönlichen Song „I‘m still here“ nach Basel fahren. Er kam auf immerhin 9 % der Streams, die im Erhebungszeitraum auf ESC-Finalsongs entfielen. © Annette Riedl/Imago
Abor & Tynna
Platz 2: Abor & Tynna. © picture alliance/dpa/RTL+
ESC Baller
Ihr „Baller“ ist mit der Hookline „Ballalalalalalalalala“ ein ziemlicher Ohrwurm. Das findet auch das Streaming-Publikum. 20 % der Abrufe aller ESC-Vorentscheid-Finalsongs im Erhebungszeitraum entfielen auf die Geschwister aus Wien. © Paulina Hildesheim
Abor & Tynna
Sie erweisen sich als echte Überraschungs-Senkrechtstarter und haben seit dem Halbfinale mächtig Aufwind. Laut GfK konnte ihr Titel „Baller“ die Abrufzahlen binnen 24 Stunden um 350 Prozent erhöhen. Das ist die stärkste Steigerungsrate sämtlicher Beiträge. © Amine Sabeur
Deutscher ESC-Vorentscheid
Platz 1: Feuerschwanz. © picture alliance/dpa/RTL+
Feuerschwanz
Die Mittelalter-Folkrocker sind mit ihrem Track „Knightclub“ die Fan-Lieblinge. 49 % der Streams von ESC-Vorentscheid-Finalsongs entfielen darauf. Das könnte sich auch im Voting niederschlagen – wenn die Jury sie denn unter die Top 5 lässt. © picture alliance/dpa/RTL+
Spotify
Übrigens hat auch Spotify eine eigene Auswertung herausgegeben, mit Streamingdaten von 21.2. bis 25.2.2025. Ebenfalls vorn: Feuerschwanz. Dahinter rangieren Cosby, Moss Kenna, Abor & Tynna und Lyza. © IMAGO/Joan Cros
GfK Entertainment
Hier noch die Gesamt-Auswertung von GfK Entertainment, die Basis für diese Fotostrecke war, als Grafik. © GfK Entertainment

Vor allem der Teil „Fünf Acts werden von Stefan Raab und seiner Jury für die nächste Runde ausgewählt“ irritiert und sorgt für Wirbel. Er zeigt, dass offenbar doch noch heimlich die Regeln geändert wurden. Mit „für die nächste Runde“ ist keineswegs eine weitere Show nach dem ohnehin komplexen Vorauswahlprozess mit drei Shows bei RTL gemeint. Vielmehr wird die Finalshow geteilt.

Jury um Stefan Raab trifft beim finalen ESC-Vorentscheid eine Vorauswahl

Neun Künstlerinnen und Künstler, Bands und Duos werden einen Coversong sowie ihren ESC-Titel in der von Barbara Schöneberger (50) moderierten Show präsentieren. Aus diesen Acts, so dachte man, wählt das Publikum den Sieger, der Deutschland am 17. Mai beim Eurovision Song Contest in Basel vertritt. Doch es wird so ablaufen, dass die Jury, bestehend aus Stefan Raab (58), Nico Santos (32), Yvonne Catterfeld (45) und Conchita Wurst (36), nach einer ersten Runde vier Acts aussortiert. Und erst bei den letzten fünf stimmen allein die Zuschauer über ihren Favoriten ab.

Beim Finale des ESC-Vorentscheids wird die Jury um Stefan Raab eine Vorauswahl treffen.

Nachdem Medien auf das Thema aufmerksam wurden, sah sich der NDR offenbar genötigt, Stellung zu nehmen. Dem Portal esc-kompakt.de etwa schrieb der Sender: „Es gab keine Regeländerung: Die Info bei ‚Chefsache ESC 2025‘ kam von Show zu Show. Auch RTL hat zum Beispiel erst direkt vor dem Chefsache-Halbfinale (Show drei) kommuniziert, wie das Prozedere dort ist – dass neun der 14 Acts ins Finale kommen. Dass die Jury im Finale eine Vorauswahl trifft, wussten die teilnehmenden Acts vor dem Halbfinale am 22. Februar.“

Die Fans sind geteilter Meinung. „Bin wirklich gespannt, ob morgen nochmals Regeln umgeworfen werden im Sinne von Pippi Langstrumpf. Und wie viel Gegenwind morgen eventuell Raab entgegenbläst, sollte er favorisierte Acts rauskegeln“, schreibt einer in den Kommentaren bei esc-kompakt.de. Ein anderer ist gelassen: „Ja – es wirkt etwas willkürlich – vielleicht chaotisch? Aber wichtig? Nein“. Am Samstag fällt im Finale des ESC-Vorentscheids die Entscheidung – allerdings ohne Elton in der Jury. (mt) Verwendete Quellen: ndr.de, esc-kompakt.de

Rubriklistenbild: © NDR/RTL/Raab Entertainment/Julia Feldhagen

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