26.000 Einwohner und kein Elektroladen
„Zu zweit erfolglos gekämpft“: In Waldkraiburgs Elektrogeschäften gehen die Lichter aus
Zum Jahresende schließen in Waldkraiburg die beiden familiengeführten Elektrofachmärkte Zeiller und Durmeier. Was die Gründe dafür sind und wie die Zukunftspläne der Inhaber aussehen.
Waldkraiburg – Bis Ende des Jahres sind Günter und Christine Zeiller noch in der Siemensstraße für ihre Kundinnen und Kunden da. Dann sperren sie die Türen von expert Zeiller für immer zu. „Leicht ist uns diese Entscheidung nicht gefallen“, sagt Christine Zeiller. Sie verwaltet das Familienunternehmen, ist für Einkauf und Verkauf zuständig.
Schon länger haben sie und ihr Mann Günter Zeiller mit dem Gedanken gespielt. Im September zogen sie dann den Schlussstrich.
„Wir finden so gut wie kein Personal mehr“
Was ihnen fehlt, ist vor allem Fachpersonal für Montage und Reparatur von Geräten. Gebraucht würden beispielsweise Elektriker, doch die gebe es heute nicht mehr so zahlreich und wenn, dann würden sie häufig bei großen Firmen arbeiten. „Wir finden so gut wie kein Personal mehr”, bedauert Christine Zeiller.
Das sei der Hauptgrund, warum sie ihr Geschäft schließen. „Gerade technische Produkte sind anspruchsvoll, da braucht es Experten”, sagt Geschäftsführer Günter Zeiller. Doch langjährige Angestellte seien in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. „Die helfen uns jetzt noch aus, aber das geht ja nicht auf Dauer”, ergänzt Christine Zeiller.
Waldkraiburg verliert ein Traditionsunternehmen
Mit dem Entschluss geht in Waldkraiburg eine Ära zu Ende: Das heutige Geschäft gibt es seit 1982, einen Vorläufer eröffnete Günter Zeillers Vater in den 60er-Jahren in der Berliner Straße. Anfang der 90er-Jahre hatte Günter Zeiller den Familienbetrieb mit seinem Bruder übernommen, heute ist er alleiniger Geschäftsführer.
Inzwischen ist die Verkaufsfläche schon zu 80 Prozent leergeräumt, weite Teile mit schwarz-gelb-gestreiftem Plastikband abgesperrt. „Ein bisschen traurig sieht das schon aus”, sagt Christine Zeiller. Bis Ende des Jahres sollen auch die letzten Regale leer sein.
Räumungsverkauf auch bei Durmeier
Duster wird es auch bei Euronics XXL Durmeier, der momentan noch in der Kaufland-Filiale in Waldkraiburg ansässig ist. Dort sind die Regale zwar noch relativ voll, doch rote Banner mit gelber Aufschrift „Totaler Räumungs-Verkauf” machen deutlich, dass auch hier nach zehn Jahren bald Schluss ist. Bis 23. Dezember ist Durmeier in Waldkraiburg noch für Kundinnen und Kunden da.
Mieterhöhungen wurden zum Verhängnis
„Zweimal wurde uns während Corona die Miete erhöht, die Kosten sind uns am Ende davongelaufen”, sagt Annemarie Zaffran, die Teil der Geschäftsführung ist. Und mit einem so großen Konzern wie der Schwarz Gruppe, zu der Kaufland gehört, lasse sich nicht verhandeln.
„Gerne hätten wir das Mietverhältnis fortgeführt und haben hierzu auch mehrfach Gesprächsbereitschaft signalisiert. Umso mehr bedauern wir, dass Euronics sich gegen eine Fortsetzung des Mietverhältnisses entschieden hat”, teilt Kaufland auf Anfrage mit. Details zum Mietvertrag könne man nicht nennen.
Kunden bedauern die Schließung
Schade finden die Kunden die Geschäftsaufgabe. „Wenn ich etwas brauche oder ein Gerät kaputt ist, bin ich gerne hierher gekommen, das war schon praktisch”, sagt Christian Fritz. „Als ich kleiner war, habe ich hier sehr viel gekauft”, erzählt Nikolas Erndt. Der junge Mann hofft, nun zumindest noch ein Schnäppchen zu finden.
„Im Einzelhandel gibt es zur Zeit nichts zu lachen“
Auch Adalbert Schäftlmeier von der Aktionsgemeinschaft Handel und Handwerk in Waldkraiburg bedauert die Schließungen: „Für die Stadt Waldkraiburg ist es sehr tragisch, dass es nun auf einen Schlag kein Elektrogeschäft mehr gibt.”
Er nimmt an, dass es aufgrund der angespannten Situation in den letzten Jahren durch Pandemie und Energiekrise, verbunden mit Konsumzurückhaltung der Menschen, für beide Geschäfte nicht gereicht hat. „Im Einzelhandel gibt es zur Zeit nichts zu lachen.”
Für die Zeillers beginnt ein neuer Lebensabschnitt
„Wir haben zu zweit erfolglos gekämpft”, sagt Christine Zeiller. Dem Ende sehen die Zeillers inzwischen mit einer gewissen Erleichterung entgegen. „Wenn hier Schluss ist, beginnt für uns ein neuer Abschnitt, auf den wir uns irgendwie auch freuen.” Das Ehepaar möchte anschließend im Bereich Gebäudeverwaltung Fuß fassen.
Die verbleibenden Mitarbeiter müssen sich neue Jobs suchen. Die Garantieansprüche der Kundinnen und Kunden bleiben erhalten, gegebenenfalls können sie sich an die Gerätehersteller wenden.
Zukunft der Geschäftsflächen noch unklar
Was mit den Räumlichkeiten in der Siemensstraße passiert, steht noch nicht fest. „Wir sind derzeit in Verhandlungen mit potenziellen Mietern”, sagt Christine Zeiller. Auch Kaufland befindet sich in Gesprächen, wie es mit der frei werdenden Fläche weitergeht.
Bei Durmeier geht es in Haag weiter – mit einer Vergrößerung
Das endgültige Aus ist es für Durmeier nicht: Der Familienbetrieb konzentriert sich nun auf den Standort in Haag. Dort hatte 1989 alles begonnen, nun soll angebaut und das Lager vergrößert werden. „Wir sind weiterhin für unsere Kunden da”, betont Geschäftsführerin Zaffran.
Der Zusammenschluss soll die Beratungsqualität in Haag verbessern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nicht entlassen, sondern wechseln den Standort. Zaffran sagt: „Viele Kunden informieren sich sowieso zuerst in unserem Online-Shop über unsere tollen Angebote und nehmen dann auch den Weg nach Haag in Kauf.”

