World Cleanup Day
Immer wieder der gleiche Dreck: Waldkraiburger Plogging-Gruppe macht trotzdem motiviert weiter
Die Welt räumt auf und Waldkraiburg macht mit. Beim jährlichen „World Cleanup Day“ war auch die Waldkraiburger Plogging Gruppe unterwegs. Trotz regelmäßiger Aktionen: Der Müll wird nicht weniger.
Waldkraiburg – Achtlos weggeworfene Zigarettenstummel, Flaschen, Dosen oder Verpackungsmüll. Wer seinen Blick auf den Boden richtet, der muss nicht lange suchen, bis er am Straßenrand oder im Gebüsch Müll findet. Irgendwo liegt immer irgendwas. Nicht nur in Waldkraiburg, sondern an vielen Straßen, Wäldern, Wiesen und Flüssen der Welt. Damit dieser Dreck nicht liegen bleibt, gibt es seit 2008 jährlich den „World Cleanup Day“. Für die Waldkraiburger Plogging Gruppe keine Frage, sich daran zu beteiligen.
Unter dem Motto „Die Welt räumt auf. Gemeinsam für eine saubere, gesunde und müllfreie Zukunft“ werden Menschen weltweit dazu aufgerufen, im September gemeinsam Müll zu sammeln. Das Ziel: Straßen, Parks, Wälder, Wiesen, Flüsse, Flussufer und in anderen Ländern Strände und Meere von achtlos weggeworfenen Abfall zu befreien. Eine Aktion, die mittlerweile viele Anhänger findet: 2022 nahmen weltweit fast 15 Millionen in über 190 Ländern daran teil. Auch die Plogging-Gruppe Waldkraiburg, die Fitnesstrainerin Victoria Jurela (38) 2021 gründete und seither leitet, war mit dabei.
Mit Greifern und Eimern im Einsatz
17 Erwachsene und sechs Kinder machten aktuell alleine in Waldkraiburg bei der riesigen Aufräumaktion mit. Zusammen mit „Foodsharing Mühldorf“ und der Kindergruppe des BUND Naturschutz, Ortsgruppe Kraiburg, sowie den Eltern der Kinder waren sie mit Greifern, Eimern, Müllsäcken und viel Motivation im Einsatz. „Wir waren im Stadtgebiet unterwegs und machten unter anderem den Stadtplatz, verschiedene Spielplätze, den Stadtpark und vieles mehr sauber“, erzählt die Leiterin der Plogging-Gruppe. Ein Einsatz, der trotz der regelmäßigen Plogging-Treffs und dem jährlichen großen Ramadama nötig war. „Es kam unglaublich viel Müll zusammen und das an nur einem einzigen Tag“, fährt sie fort. Abfall, der sich ganz einfach über den Hausmüll oder am Wertstoffhof entsorgen ließe.
„Wir haben knapp 6000 Kippen gesammelt und jede Menge Müll. Darunter auch Babywindeln, Autoteile, Flaschen, Dosen, Verpackungsmüll, Kanister, entsorgte Kfz-Kennzeichen und einen Hometrainer. Die Kippen sind ein ganz großes Problem, denn sie verursachen einen großen Schaden, was vielen Menschen gar nicht bewusst ist“, setzt sie fort. Nicht nur, dass ein Teil der Giftstoffe in den Fasern des Filters hängen bleiben, sich lösen und damit in die Umwelt geraten. Die Zigarettenfilter bestehen zudem aus Kunststoff und tragen somit zur Belastung durch Mikroplastik bei.
Bereits im Juli waren Jurela und ihr Team mit einer Gruppe der Montessori Schule aus Eberharting an den gleichen Plätzen unterwegs wie beim „World Clean Up Day“. Auch da sammelten sie schon mehr als 5000 Kippen und jede Menge Müll. Nur zwei Monate später wieder viel achtlos entsorgter Abfall und jede Menge Kippen. Ein Phänomen, das man auch in Mühldorf kennt. Deshalb war die dortige Plogging-Gruppe am Wochenende unterwegs, um Müll der Anderen einzusammeln. Dass „World Cleanup Day“ war, spielte für sie weniger eine Rolle.
„Wir hätten so oder so unsere Sammelaktion gemacht. Wir machen mindestens ein- bis zweimal pro Monat eine große Müllsammelaktion mit unserer Plogging-Gruppe. Die Umwelt sauber halten sollte man nicht nur an einem einzigen Tag. Nachhaltigkeit ist wichtig, denn was bringt ein Tag im Jahr, wenn den Menschen die restlichen Tage egal sind?“ sagt Roland Scherer, Leiter der Plogging-Gruppe Mühldorf. „Müll darf nicht in unserer Umwelt landen, sondern ordnungsgemäß im Abfallbehälter.“
Unterschiedliche Erfahrungen
Solange das nicht der Fall ist, machen die Plogger in Mühldorf und Waldkraiburg weiter. Der Waldkraiburger Gruppe ist es wichtig, dass sie gesehen werden, denn dadurch wollen sie möglichst viele Menschen erreichen und Bewusstsein schaffen. Die Erfahrungen, welche sie immer wieder bei ihren Aufräumaktionen machen, sind sehr unterschiedlich. Von Gleichgültigkeit, bis hin zu wertschätzenden Worten. Dabei betrifft das Thema „Umweltschutz“ alle Menschen. „Wir wurden von vielen Passanten angesprochen, viele bedankten sich bei uns und einige fragten, ob sie mitmachen können“, sagt Jurela.
Ob sie sich tatsächlich den Ploggern anschließen, bleibt abzuwarten, denn noch immer sei es schwierig Menschen zum Schutz von Umwelt, Natur und Tieren zu bewegen. „Eine Dame sprach uns an, die uns über Instagram kennt und uns zehn Greifer spenden möchte. Das finde ich toll. Wir hatten zum Start unserer Plogging-Gruppe eine Spende bekommen. Danach kam überhaupt keine Zuwendung mehr. Ich musste alles komplett aus meiner eigenen Tasche bezahlen“, bedauert es Victoria Jurela. Anfangs hatte die Gruppe noch 16 Greifer zum Müllsammeln. Einige davon seien kaputtgegangen, andere „direkt vor der Nase geklaut worden“. „So schnell konnten wir gar nicht reagieren. Jetzt habe ich nur noch sieben eigene.“
Ist die Ernüchterung nicht groß, dass immer wieder der gleiche Müll an gleicher Stelle landet? „Für uns ist es wichtig, dass wir nicht frustriert sind, sondern positiv bleiben. Wir freuen uns darüber, was wir gemeinsam geschafft haben. Wir würden uns wünschen, dass alle Menschen aktiv dazu beizutragen, unsere Umwelt sauber zu halten. Damit es solche Aktionen irgendwann gar nicht mehr braucht“, sagt Jurela.

