Warum das Mittel nicht zu unterschätzen ist
Überfall statt Notwehr: Maskierter Mann raubt in Waldkraiburg Wettbüro mit Pfefferspray aus
Ein maskierter Mann hat am späten Sonntagabend (25. Mai) in Waldkraiburg ein Wettbüro überfallen. Ein Mitarbeiter wurde mit einem Pfefferspray verletzt. Warum diese Waffe nicht zu unterschätzen ist und was über den Täter bekannt ist.
Waldkraiburg – Einen gewaltigen Schreck dürfte ein Mitarbeiter der BET3000-Filiale am Stadtplatz in Waldkraiburg durchlebt haben: Am Sonntagabend, 25. Mai, überfiel ihn ein maskierter Täter gegen 22.45 Uhr an seinem Arbeitsplatz. Bewaffnet war der Täter mit einem sogenannten Pfefferspray, das jeder kaufen kann. Meist kommt es zum Einsatz, um wilde Tiere abzuwehren oder zur Notwehr in einer Gefahrensituation.
„Ein Pfefferspray sollte man nicht verharmlosen, es kann das Gegenüber sehr außer Gefecht setzen – auch wenn ein Angreifer damit natürlich nicht die gleichen Verletzungen wie mit einem Messer zufügt“, erklärt Michael Spessa, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd. In der breiten Masse werde das Mittel unterschätzt. „Es ist eine Waffe und verursacht eine Körperverletzung – wird es zur Notwehr eingesetzt, entscheidet letztlich ein Richter oder Staatsanwalt, ob das angemessen war.“
Angestellter hatte bei Angriff keine Chance
Als Polizist hat Spessa die Berechtigung, ein Pfefferspray einzusetzen, betont aber auch: „Man steht immer mit drin und wenn beispielsweise der Wind dreht, kann man sich auch selbst beeinträchtigen.“ Sollte man selbst wie in Waldkraiburg einer Attacke ausgesetzt sein, helfe nur, Abstand zu gewinnen und das Gesicht wegzudrehen, um nicht die volle Menge des Sprühnebels abzubekommen. „Aber bei dem überfallartigen Angriff hatte der Angestellte da keine Chance“, sagt Spessa.
Eine stationäre Behandlung sei glücklicherweise nicht notwendig gewesen. Gesicht und Augen auswaschen haben für Linderung gesorgt. „Das ist allerdings äußerst unangenehm“, betont der Polizist. „Der Mitarbeiter machte insgesamt einen gefassten Eindruck, aber natürlich macht so ein Überfall im Nachgang etwas mit einem.“
Täter trotz sofortiger Fahndung flüchtig
Der Täter raubte Bargeld aus der Kasse. Zur Geldsumme möchte sich die Polizei nicht äußern, da es sich dabei um Täterwissen handelt. Er flüchtete anschließend in nördliche Richtung. Die Mitarbeiter des Wettbüros setzten unmittelbar nach dem Angriff einen Notruf bei der Polizei ab. Obwohl diese sofort unter der Leitung der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd umfassende Fahndungsmaßnahmen einleitete, ist der Täter bislang unerkannt. Zahlreiche Streifenwagen und ein Polizeihubschrauber waren im Einsatz.
Der Angestellte beschrieb den Täter als 175 bis 180 cm großen, hellhäutigen Mann. Er war mit einer Sturmhaube maskiert, trug eine schwarze Jacke, Nike-Schuhe mit neongrünem Logo, eine helle Arbeitshose mit weißen Flecken und neongrüne Handschuhe. Hinweise auf weitere Beteiligte gibt es derzeit nicht. Auch ähnliche Taten sind nicht bekannt.
Polizei wendet sich mit Fragen an Öffentlichkeit
Die Polizei bittet um Mithilfe aus der Bevölkerung: Wer hat im Zusammenhang mit der Tat am Sonntagabend (25. Mai 2025), insbesondere gegen 22.45 Uhr, im näheren Umfeld der Berliner Straße in Waldkraiburg verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die mit der Tat in Verbindung stehen könnten? Wer hat im Vorfeld im Bereich des Tatortes verdächtige Personen wahrgenommen oder sonstige Auffälligkeiten beobachtet? Wer kann sonstige sachdienliche Hinweise geben?
„Jeder vermeintlich minimale Hinweis kann zur Fallaufklärung beitragen“, hebt Spessa hervor. Vielleicht habe der Täter Tatmittel weggeworfen, sich umgezogen oder jemand habe ein wartendes Auto oder einen E-Scooter mitbekommen. Er bittet darum, sich bei der Polizei zu melden und lieber einmal zu viel anzurufen als zu wenig.