Wechsel bei der Waldkraiburger Polizei
„Kein Freiraum wie in den Eberhofer-Krimis“: Georg Deibl geht nach acht Jahren als Polizeichef
Ausschreitungen und Anschläge – das und mehr hat Georg Deibl in seinen 42 Dienstjahren bei der Polizei erlebt. Die Bilder davon bleiben hängen. Jetzt ist der Waldkraiburger Polizeichef in Ruhestand gegangen.
Waldkraiburg – Die Kisten sind gepackt, die persönlichen Dinge verräumt, für Georg Deibl war Ende April der letzte Arbeitstag. Nach acht Jahren in Waldkraiburg und knapp 42 Jahren bei der Polizei ging der Polizeihauptkommissar in Ruhestand. Nachfolger und neuer Leiter der Polizeiinspektion Waldkraiburg ist seit Mai Uwe Schindler.
Seine Karriere startete Georg Deibl im September 1982 bei der Polizei in Augsburg im damaligen Dienst bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Sein weiterer Weg führte ihn nach Ebersberg, er studierte für den öffentlichen Dienst, stieg 1995 in die heutige 3. QE (ehemals gehobener Dienst) auf und war anschließend unter anderem als Dienstgruppenleiter bei der Polizeiinspektion Wasserburg eingesetzt. 2016 kam er als neuer Leiter zur Polizeiinspektion Waldkraiburg.
Gefahr, überheblich zu werden
Acht Jahre später der Ruhestand. „Es gibt eine Regel, nach der man alle sieben Jahre etwas anders machen sollte. Das ist mir fast lückenlos geglückt“, sagt Georg Deibl. Entscheidungen, die er bewusst getroffen hat. „Wer zu sicher im Sattel sitzt, läuft Gefahr, überheblich zu werden.“ Also raus aus der Komfortzone, nachdem man sich an einer Dienststelle eingearbeitet, ein Netzwerk aufgebaut hat und rein in eine andere Aufgabe an neuer Dienststelle.
„Man kann zwar anfangs nicht viel mitreden, ist blank, muss sich anders organisieren und ein Netzwerk aufbauen. Aber man lernt von den Kollegen, holt sich neuen Input, wie man an Fälle herangehen kann“, sagt Deibl. Denn jeder Fall brauche seine eigenen Mittel. „Viele Fälle erfordern ein Fingerspitzengefühl, ein Allheilmittel gibt es nicht. Die beste Lösung gibt es, wenn viele mitdenken.“
Viele Polizisten mehrerer Dienststellen waren nach den Anschlägen auf türkische Geschäfte in Waldkraiburg im Jahr 2020 involviert. „Die Einheit Polizei hat es geschafft, die Polizeidienststelle Waldkraiburg allein hätte es nicht geschafft“, sagt Deibl. Ein Fall, der Vertrauen in die Polizei erfordert hat. „Wir hatten die türkische Gemeinde gebeten, dass sie der Polizei vertrauen müsse.“ Was die türkische Gemeinde auch getan hat, weil sie die Arbeit der Polizei gesehen hat, um die Anschläge aufzuklären.
Unterstützung von außen
Ohne Unterstützung geht es nicht bei größeren Einsätzen, wie zum Beispiel 2018 bei den Ausschreitungen in der Flüchtlingsunterkunft. Aber auch in der Folge mit den Abschiebungen von Flüchtlingen brauchte es Unterstützung von außen. „Die Organisation muss funktionieren und das hat es auch, weil viele geholfen haben.“
Was Georg Deibl als Polizist gesehen hat: Es gibt einen Unterschied beim Gefühl objektiver und subjektiver Sicherheit. „Es gab Gerüchte um Banden in Waldkraiburg. Wie sollte man dem entgegensteuern?“ Denn in der Kriminalstatistik war Waldkraiburg nicht auffällig, trotzdem fehlte das Gefühl von Sicherheit. Die Polizei zeigte verstärkt Präsenz, die Reiterstaffel war vor Ort und die Sicherheitswacht ist seit 2017 auf Waldkraiburgs Straßen unterwegs.
Das Thema Sicherheit wird Deibl nach seiner Zeit als Polizist nicht loslassen. „Wie sich Kriminalität weiterentwickelt, das wird mich weiter beschäftigen. Aber ich muss die Sachen nicht mehr sehen, die man schwer verarbeitet.“ Gerade die Internet-Kriminalität werde eine große Herausforderung bleiben. „Es wird sicher nicht weniger, weil immer wieder neue Möglichkeiten gefunden werden.“ Aufgabe der Polizei bleibe es, die Bürger für dieses Thema zu sensibilisieren.
Polizeichef muss sich Vertrauen erarbeiten
Nach acht Jahren in Waldkraiburg wäre für Georg Deibl der Schritt gekommen, sich eine andere Aufgabe zu suchen. Statt einer neuen Dienststelle ist es der Ruhestand. Gerne gibt er die berufliche Verantwortung weiter. „Als Polizeichef ist man in der Verantwortung, dass der Laden richtig läuft. Ein großes Gut sind die Menschen, die hier arbeiten.“ In einer Dienststelle gebe es viele Möglichkeiten, sich einzubringen, ein Freiraum wie in den Eberhofer-Krimis sei es aber nicht. „Das Vertrauen spielt eine große Rolle, das man sich als Polizeichef erarbeiten muss. Gleichzeitig hat man eine Verantwortung für das Team.“
Trotzdem wird das Ende bei der Polizei bei Deibl Spuren hinterlassen „Es wird Zeit brauchen. Die Kollegen, die man jeden Tag gesehen hat, werden genauso fehlen wie der Austausch am Morgen.“ Langweilig wird ihm sicherlich nicht. Daheim in Schnaitsee hat er einen Garten, in dem es immer was zu tun gibt. Auch mit dem Fahrrad wird er öfter unterwegs sein. Ein Wunsch ist es, möglichst lange gesund zu bleiben. „Alles andere ergibt sich. Wenn das Richtige kommt, bringe ich mich gerne ein.“