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Nachwirkungen der Corona-Pandemie

„Covid ist wieder vergessen“: Warum die Maske für manche Waldkraiburger trotzdem wichtig bleibt


Peter Schmid-Rannetsperger und Barbara König aus Waldkraiburg setzen in bestimmten Situationen auch heute noch auf die Maske. Auch in Waldkraiburg Arztpraxen kommt sie nach wie vor zum Einsatz.
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Peter Schmid-Rannetsperger und Barbara König aus Waldkraiburg setzen in bestimmten Situationen auch heute noch auf die Maske. Auch in Waldkraiburgs Arztpraxen kommt sie nach wie vor zum Einsatz.

Erst war sie befremdlich, dann gehörte sie zum Pandemie-Alltag: die Maske. Manch einer setzt noch heute auf sie, Arztpraxen ebenfalls. Darum haben diese Waldkraiburger die Maske auch heute noch zur Hand.

Waldkraiburg – Wöchentlich wirft Peter Schmid-Rannetsperger einen Blick auf den Abwassermonitor Altötting. Er macht sich ein Bild von der aktuellen Belastung durch Corona- und Influenza-Viren sowie RSV. Steigen die Zahlen, setzt er durchaus auch heute noch auf die Maske, um sich zu schützen. „Das ist für mich selbstverständlich”, sagt er, der auch in seiner Familie niemanden anstecken möchte.

Peter Schmid-Rannetsperger aus Waldkraiburg behält den Abwassermonitor im Blick, um sich über die Viren-Belastung in der Region zu informieren.

Erst im Oktober letzten Jahres infizierte er sich zum zweiten Mal mit Corona. „Das war alles andere als lustig”, erinnert sich Schmid-Rannetsperger. Viele Wochen habe ihn die Erkrankung erheblich eingeschränkt. „Der Erreger ist nicht vergleichbar mit einer Grippe und das sollte man auch anerkennen. Die Erkrankung zieht sich hinten raus und es dauert länger, bis man wieder richtig fit ist.”

Vorsicht wegen Vorerkrankungen

Für Barbara König hat Corona heute den Schrecken verloren. Das war nicht immer so: Ihre Schwiegermutter wäre mit 62 Jahren und kaum Risikofaktoren fast an Corona gestorben, als es die Impfung noch nicht gab. Auch war es für sie wegen ihrer zahlreichen chronischen Vorerkrankungen schwierig, herauszubekommen, ob und welche Impfung für sie möglich ist. Inzwischen ist sie sechsmal gegen Corona geimpft. „Trotzdem habe ich immer eine Maske in meiner Tasche dabei und zaubere sie, wenn nötig, heraus”, sagt die 45-Jährige.

Barbara König aus Waldkraiburg hat zahlreiche chronische Vorerkrankungen und möchte sich deswegen vor Infektionen schützen.

König hat Epilepsie, wegen der sie lebenslang Medikamente einnehmen muss. Dadurch bedingt lebt sie mit Nebenwirkungen und Folgeerkrankungen wie häufige Schwindelschübe, starke Konzentrationsprobleme, Adipositas und letztlich auch einer Gehbehinderung. „Wenn man schon so viele negative Diagnosen hat, hat man vor Krankheiten im Allgemeinen ein bisschen mehr Angst – ich weiß genau, es trifft nicht nur die anderen.”

Maskenträger in Arztpraxis willkommen

Beim Arzt eine Maske aufzusetzen, ist für sie eine Frage des guten Umgangs. „Wenn Ärzte aus Rücksicht eine Maske tragen, möchte ich denselben Respekt entgegenbringen.”

In der Arztpraxis Wroblewski begrüßt Dr. Thomas Wroblewski, Facharzt für Innere Medizin, ein solches Verhalten. „In Grippe- und Erkältungswellen tragen wir schon Masken”, sagt er. Noch immer weist ein Schild an der Tür darauf hin, dass freiwillig eine Maske aufgesetzt werden kann. Ob eine medizinische oder eine FFP2-Maske ist dabei egal. Grundsätzlich ist es den Patienten jedoch selbst überlassen. „Es gibt auch welche, die Rotzen und Husten und tragen keine Maske.”

Aggressivität und fehlende Rücksichtnahme

Auch Stefan Graf ist gesundheitlich vorbelastet und greift insbesondere im Zug gerne weiterhin auf die Maske zurück. „Ich persönlich fand es eine gute Sache mit der Maske und habe mich dadurch etwas sicherer gefühlt”, sagt er. Doch die Reaktionen der Mitmenschen würden von Unverständnis bis hin zu Aggressivität reichen. „Tatsächlich ist es so, dass Leute sich lustig machen und teilweise auch Grenzen überschreiten, wenn ich im Supermarkt darum bitte, Abstand zu halten – da ist null Verständnis.”

Nicht nur vor Corona möchte er sich schützen, auch anderen Atemwegsinfektionen geht er lieber aus dem Weg. Vor etwa acht Jahren hat ihn eine Grippe fünf Wochen lang lahmgelegt. „Da ging es mir richtig dreckig, ich hatte durchgehend Fieber, Husten und die Lunge hat mit weh getan – ich stand kurz vor der Krankenhauseinweisung”, erinnert er sich. Auch Corona habe ihn zweimal mehrere Wochen zuhause sitzen lassen. „Zu hundert Prozent kann man sich nicht schützen, aber die Maske hilft zumindest ein bisschen.” Gesellschaftlich wünscht er sich mehr gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis, jeder solle für sich selbst entscheiden, was für ihn gut sei.

Bei großen Menschenansammlungen Überlegung wert

Schmid-Rannetsperger weiß noch gut, als er 2020 die ersten Menschen mit Maske gesehen hat – da sei er irritiert gewesen. Doch die Nachrichtenlage habe ihn schnell umdenken lassen. „Ich habe die Montagsspaziergänge und Impf-Gegner nicht verstanden”, sagt er, der eine Impfpflicht begrüßt hätte. Heute seien die Maskenträger in der Unterzahl, auch er trägt aktuell keine Maske mehr. „Nur bei Theatervorstellungen mit mehreren hundert Zuschauern würde ich mir das momentan überlegen.”

Pandemie gerät in Vergessenheit

„Wir bitten grundsätzlich jeden mit Infekt mit einer Maske zu kommen und geben auch eine aus, wenn jemand keine dabei hat“, erzählt Allgemeinmediziner Dr. Andreas Redlich vom Praxisalltag in Waldkraiburg. Das koste nicht die Welt und sei besser, als wenn sich das Personal anstecke. Durch die Pandemie sei man sensibler geworden. „Wir Ärzte haben bei Infektionen auch zuvor einen Mundschutz getragen, aber nicht so konsequent.“ Seit der Pandemie werden Patienten mit Infekten auch räumlich von den anderen getrennt, das werde gut angenommen. „Die Händedesinfektion wurde mir als Arzt sowieso in die Wiege gelegt“, ergänzt Redlich.

Maske heute etwas Selbstverständliches

Barbara König greift gerne zur Maske, wenn sie in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist und die Leute um sie herum husten. „Ich möchte einfach nicht ständig krank werden”, sagt sie. Corona hatte sie zweimal und den Virus beide Male gut überstanden. Vor kurzem hat sie jedoch eine starke und langwierige Bronchitis erwischt. „Die Lunge pfiff nachts im Liegen lange Zeit wie eine Orgel, das war der schlimmste Infekt, den ich je hatte.” Sie ist froh, dass es die Maske gibt und sie vor Infektionen schützt. „Da wäre ich vor Corona gar nicht drauf gekommen und heute ist es etwas Selbstverständliches”, sagt König.

Schlechte Erfahrungen aufgrund der Maske hat sie allerdings bisher nicht gemacht. „Sonst würde ich demjenigen sagen, dass ihn das nichts angeht”, sagt sie. Mit Maske sehe sie zwar nicht so schön aus, aber dann sollen andere eben weggucken. „Die Maske tut ja niemandem etwas.”

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