Mit „Fire & Friends“ zu neuen Einsatzkräften
Waldkraiburger Feuerwehr sucht neue Mitstreiter – und startet ausgefallenes Projekt
Wenn es drauf ankommt, sind sie Tag und Nacht im Einsatz: Die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr. In Waldkraiburg sind sie auf der Suche nach erwachsenen Mitstreitern. Dazu haben sie sich „Fire & Friends“ ausgedacht.
Waldkraiburg – Schwere Verkehrsunfälle, ein brennendes Haus, überflutete Straßen, heftige Schneefälle, umgestürzte Bäume, Rauch aus einem Gebäude, große Festzüge und mehr ereignen sich über das Jahr hinweg. Bei all diesen Begebenheiten ist sie im Einsatz: die Feuerwehr.
Kaum eine Institution ist so vielseitig. Für sie ist Leben retten und sich für die gute Sache stark machen eine Passion – ehrenamtlich und in ihrer Freizeit. Dabei zählt weder der soziale Status noch das Alter einer Person. Für viele Menschen ist es selbstverständlich, dass die Einsatzkräfte Tag und Nacht helfen, wenn man sie ruft. Doch hinter den schweren Feuerwehrschutzanzügen stecken ganz normale Männer und Frauen, die einen Beruf, Familie, Freunde und Verpflichtungen haben.
Selbst ausprobieren, was die Feuerwehr leistet
So auch bei den Floriansjüngern in Waldkraiburg. Mit „Fire & Friends“ riefen sie nun ein neues Projekt ins Leben. Das Konzept ist deutschlandweit einzigartig und dürfte auch für andere Wehren interessant sein. Die Idee dazu hatten Kommandant Andreas Englmeier und sein Stellvertreter Mario Englmeier vor etwa zwei Monaten. Ihr Gedanke: Mehr neue Kameraden und Kameradinnen auch für die Erwachsenenwehr gewinnen.
In Sachen Feuerwehrnachwuchs wird zwar eine Menge gemacht, bis dato allerdings nur bei der Jugend. „Fire & Friends“ richtet sich an Erwachsene. Einen Abend lang durften interessierte Männer und Frauen erleben, was die Feuerwehr besonders macht. Gemeinsam mit erfahrenen Feuerwehrleuten zerschnitten sie Autos, löschten Brände und erfuhren, wie sie bei einem Brand vorgehen müssen, um Leben zu retten.
„Feuerwehr bedeutet für mich Kameradschaft“
Das soll motivieren, Teil dieser starken Einheit zu werden. Dass man niemals zu alt ist, um aktiv einzusteigen, zeigt Mike Riedel aus Waldkraiburg. Er ging im Alter von 46 Jahren dazu. „Vor zwei Jahren war ich beim Grillfest der Feuerwehr in Waldkraiburg. Meine Söhne gingen damals zur Jugendfeuerwehr. Mein ältester Sohn ist heute 19 und bei den Erwachsenen aktiv. Ich sagte damals ‚na dann mach ich das einfach auch‘. Ich absolvierte wie die jungen Leute meine Grundausbildung und legte meine Prüfungen ab. Ich musste natürlich wieder anfangen zu lernen, aber es hat sehr gut funktioniert. Ich hatte mir das viel schwieriger vorgestellt“, erzählt Riedel. Mit 48 folgte die Ausbildung zum Atemschutzträger.
„Feuerwehr bedeutet für mich Kameradschaft, es ist abwechslungsreich und macht sehr viel Spaß. Man hat hier eine zweite Familie. Für mich ist das ein toller Ausgleich zu meinem Beruf und Alltag zu Hause. Man muss es natürlich mögen, 24 Stunden einsatzbereit zu sein und das ehrenamtlich, aber man bekommt auch sehr viel zurück. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Heute bin ich Teil einer tollen Gemeinschaft und weiß, dass ich immer auf meine Kameraden zählen kann. Ich hoffe, dass sich in Zukunft noch mehr Erwachsene trauen, zu uns zu kommen“, setzt er fort.
Acht Interessierte lernten die Feuerwehrarbeit kennen
Fünf Männer und drei Frauen nutzten die Chance und konnten einen Abend selbst erleben wie es sich anfühlt, Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau zu sein. Die Veranstaltung startete mit einer Begrüßung und Einführung durch Kommandant Andreas Englmeier. Dann tauschten die Teilnehmer ihre bequeme Alltagskleidung gegen eine schwere Feuerwehrmontur und machten sich mit ihrem „Buddy“, einem ausgebildeten Feuerwehrler, daran, Wassermassen durch die langen Schläuche zu jagen und mit hydraulischem Gerät Autos zu zerlegen.
Für die Teilnehmer ein einzigartiges Erlebnis, das ihnen deutlich machte, was für großartige Arbeit die Einsatzkräfte leisten. „Viele Leute denken, dass es sehr schwierig ist, überhaupt in die Feuerwehr hineinzukommen. Manche trauen sich nicht, haben Zweifel, ob sie überhaupt dafür geeignet sind oder denken, sie wären zu alt dafür. Von dieser Denkweise muss man abkommen. Deshalb haben wir mit ‚Fire und Friends‘ die Tür für jedermann geöffnet“, sagt Vera Hildebrandt, Vorsitzende des Feuerwehr-Vereins. „Bei uns sind Azubis mit dabei, studierte Doktoren, Elektriker, Bürokauffrauen, alle Berufsgruppen und jedes Alter. Sozusagen der Querschnitt durch die komplette Gesellschaft. Alle begegnen sich auf Augenhöhe. Hier gibt es keinen Unterschied, ob Mann oder Frau. Jeder ist mit seinen Fähigkeiten eine Bereicherung für unser Team.“
Zwei neue Kameraden gewonnen
Am Ende der Veranstaltung durfte die Waldkraiburger Wehr zwei neue Kameraden begrüßen: Anna Sophie-Köhler und Dion Ljutviji. Das Projekt „Fire & Friends“ überzeugte sie, bei der Feuerwehr einzusteigen. Wer sich ebenfalls für eine Mitarbeit bei der Feuerwehr interessiert, kann dort vorbeischauen und sich informieren. Infos zur Freiwilligen Feuerwehr Waldkraiburg gibt es unter www.ff-waldkraiburg.de/freiwillige-feuerwehr

