Initiative „Mühldorf ist bunt“
Vor Wahl in Waldkraiburg: Keine Phrasen beim Speed-Dating mit den Bezirktstagskandidaten
Beim Speed-Dating konnten sich die Bezirkstags-Kandidaten alle Phrasen sparen. Denn nur wer auf den Punkt kommt, konnte die Interessierten auch überzeugen. Initiiert hatte die Veranstaltung die Initiative „Mühldorf ist bunt“.
Waldkraiburg – Was macht der Bezirk Oberbayern? Diese Frage ist nicht unwichtig, denn die Mitglieder des Bezirkstages entscheiden in wichtigen Fragen aus dem Sozialbereich. Der Bezirk ist Träger der überörtlichen Sozialhilfe, der zweite Aufgabenschwerpunkt liegt im Bereich Gesundheit. Als Träger der psychiatrischen und neurologischen Versorgung in Oberbayern unterhält der Bezirk entsprechende Fachkliniken. Dazu kommen noch Aufgaben im Bildungs- und Kulturbereich und auch Fachberatungen für Fischerei und Imkerei.
Trotz dieser Aufgabenfülle ist die „dritte politische Ebene“ des Freistaates vielen Bürgerinnen und Bürgern kein Begriff, obwohl sie den Bezirkshaushalt zumindest indirekt finanzieren: die Städte und Gemeinden zahlen die Kreisumlage an die Landkreise, die dann wiederum aus diesen Mitteln heraus die Bezirksumlage an den Bezirk zahlen.
Miteinander ins Gespräch kommen
Die Aktionsgruppe „Mühldorf ist bunt“ hatte die Kandidatinnen und Kandidaten für den Bezirkstag eingeladen, damit Bürger mit ihnen ins Gespräch kommen und sich über die politischen Ziele informieren, für die diese Kandidaten stehen.
Zumindest an diesem Abend war genügend Interesse vorhanden an der Arbeit des Bezirks: Christoph Arz vom Bündnis „Mühldorf ist bunt“ war erfreut über dieses Interesse, er bat die Vertreter der Politik, sich vorzustellen. Claudia Hausberger, sie ist bereits seit zehn Jahren Mitglied des Bezirkstages, tritt wieder zur Wahl an. Ihr Schwerpunkt, so erklärte sie, sei vor allem die Arbeit für Menschen mit Behinderungen. Die 51-Jährige ist im Bezirkstag als Inklusionsbeauftragte tätig, sie ist Behindertenbeauftragte des Landkreises und Sozialreferentin der Stadt Mühldorf.
Für die Freien Wähler tritt Thomas Drechsler an, sein „Fachgebiet“ ist seiner Auskunft nach die berufliche Bildung und die Berufsvorbereitung von Jugendlichen und Schulabgängern, die ohne Hilfe keine großen Perspektiven haben auf dem Ausbildungsmarkt. Wichtig ist ihm auch, dabei zu helfen, dass Berufe im Handwerk wieder populärer werden.
Lena Koch, von Beruf Ergotherapeutin, tritt für die Grünen an und möchte sich für eine Stärkung des Personals in bezirkseigenen Einrichtungen starkmachen durch Entlastung und faire Bezahlung. Wichtig, so betonte sie, seien ihr Themen aus dem Bereich Ökologie.
Vorstellung der Kandidaten
Maximilian Joschko will für die FDP in den Bezirkstag einziehen – derzeit ist er Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Sandra Bubenhofer-Licht. Auch er will sich einsetzen für die bestmögliche Behandlung und Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Man müsse dazu beitragen, dass diese Menschen nicht stigmatisiert werden, außerdem sollten Hilfsangebote leichter zugänglich gemacht werden.
Für die SPD geht Patrick Mayer ins Rennen. Er ist im sozialen Bereich tätig und will sich darum kümmern, dass die Personalschlüssel in der Pflege so verbessert werden, dass eine Überlastung der Mitarbeiter verhindert wird.
ÖDP-Kandidat Reinhard Retzer führte als politisches Ziel an, die Artenvielfalt, das Klima und ein menschenwürdiges Leben mit Chancengleichheit und einem funktionierenden Gemeinwohl zu bewahren.
Die Argumente und Vorstellungen konnten die Kandidaten in der Vorstellungsrunde erläutern, unmittelbar danach begann das „Speed-Dating“. Die Besucher bekamen die Gelegenheit, die Kandidaten im Gespräch zu befragen. „Ich war total überrascht, wie genau die Leute alles wissen wollten, mit irgendwelchen Allgemeinheiten zu antworten, das war da sicher nicht drin“, sagte ÖDP-Vertreter Retzer.
Phrasen kann man sich sparen
Die Gespräche seien konstruktiv gewesen, bestätigte auch Lisa Koch (Grüne). Von der geplanten Abfüllung von Tiefengrundwasser als Mineralwasser in ihrer Heimatgemeinde Polling, gegen den sie als Gemeinderätin kämpft, bis hin zu Fragen nach ihren Gedanken zur Verbesserung der Situation von Kindern mit Handicaps reichten das Spektrum. „Alles kann man nicht wissen, aber dann muss man auch zeigen, dass man bereit ist, sich in ein Thema einzuarbeiten.“ Diese Ansicht von Lisa Koch teilte auch CSU-Kandidatin Claudia Hausberger: „Ich mag solche Veranstaltungen, wo man direkt ins Gespräch kommt – da kann man sich als Politikerin und Kandidatin alle Phrasen sparen, sondern man muss zeigen, dass man etwas bewegen will, vor allem im sozialen Bereich.“
Nach zehn Minuten war die erste Runde vorbei, die Besucher wechselten den Stehtisch und ließen sich vom nächsten Kandidaten informieren. „Da wurde schon genau nachgehakt“, sagte Maximilian Joschko von der FDP, der sich aber vor allem über das große Interesse freute, ebenso wie SPD-Kandidat Patrick Mayer, der es sehr positiv fand, dass man auch erklären konnte, warum die Wahl zum Bezirkstag von großer Bedeutung ist.
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