SPD-Landesvorsitzende Ronja Endres auf Lokaltermin
„Wer an Kindern spart, spart an der Zukunft“: SPD kritisiert Waldkraiburg und München
Auf Einladung der Waldkraiburger SPD waren SPD-Landespolitiker einen Tag lang zu Gast in der Stadt. Sie besuchten zwei Kitas und das Jugendzentrum, sie sprachen mit dem Bürgermeister und dem Jugendreferenten. Sie lernten dabei einiges, hatten Lob und Kritik für die Stadt und die Landespolitik.
Waldkraiburg – „Wer an den Kindern und an der Jugend spart, der spart an der Zukunftsfähigkeit der Region.“ So fasste Landtagskandidat Sepp Parzinger (SPD) auf der abschließenden Pressekonferenz den Tag zusammen. „Wir sind eine Gesellschaft, die altert, die aber bei Kindern und Jugendlichen vor enormen Herausforderungen steht.“
Er hatte mit der SPD-Landesvorsitzenden Ronja Endres und Sea Altmann (SPD), kandidiert für den Landtag, den katholischen Kindergarten Maria Schutz, den städtischen Kindergarten Kunterbunt sowie das Jugendzentrum besucht. Sie sprachen unter anderem mit Kindergartenleiterin und Stadträtin Charlotte Konrad (CSU), Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) und dem Jugendreferenten Christoph Arz (Grüne), begleitet wurden sie dabei von SPD-Stadtrat Richard Fischer und dem SPD-Ortsvorsitzenden Wolfgang Rakowitz.
Richard Fischer: In Waldkraiburg fehlen 240 Plätze
Für die Landesvorsitzende Endres waren nach dem Tag die Defizite bei den Kita-Plätzen besonders eklatant. „Es fehlen in Bayern 62.000 Kita-Plätze und über 15.000 Erzieherinnen. Wir haben einen enormen Mangel, den hätten wir vor zehn Jahren anpacken müssen.“ In Waldkraiburg, ergänzte Stadtrat Richard Fischer, würden „bis zu 240 Plätze“ fehlen.
Wir brauchen kein neues Rathaus. Wir brauchen Kita- und Kindergarten-Plätze.
Das gehe, so Endres, auf Kosten des Personals: „Die machen einen fantastischen Job. Die arbeiten sich zum Teil auf.“ Daher forderte sie einen Kita-Notgipfel ohne „Parteischarmützel“ und sofort mehr helfendes Personal, das die Erzieherinnen von Verwaltungs- und Hauswirtschaftstätigkeiten entlastet. Denn an dem Anspruch auf Ganztagsbetreuung soll nicht gerüttelt werden. Dieser sei, so SPD-Landtagskandidatin Sea Altmann, wichtig, „um die Familien zu fördern“.
Attraktivere Ausbildung und mehr Anerkennung gefordert
Zudem müsse die Ausbildung attraktiver gemacht werden. Dabei nahm Endres auch die Schulen in die Pflicht, kritisierte unter anderem den fehlenden sozialen Zweig an der Waldkraiburger Realschule: „Wie soll ich lernen, wie schön ein sozialer Beruf sein kann, wenn ich dazu in der Schule keine Möglichkeit habe?“
Für Kindergartenleiterin Konrad brauchen die Erzieher in erster Linie mehr gesellschaftliche Anerkennung: In Kitas werden die Kinder nicht nur untergebracht. „Die Erzieherinnen leisten pädagogisch wertvolle Arbeit für die Entwicklung der Kinder. Sie machen eine supergute Arbeit. Die wird aber noch nicht entsprechend gewürdigt.“ Wenn sich das ändere, „dann gehen auch wieder mehr in den Beruf.“
Neue Förderrichtlinien sollen Kommunen das Planen erleichtern
Die bayerische SPD-Chefin Endres fordert zudem neue Förderrichtlinien, damit Kommunen leichter vorausplanen können, die Entwicklung sei ja auf Jahre hinaus absehbar. So habe auch Bürgermeister Pötzsch erläutert, dass nur aufgrund der aktuellen Zahlen gefördert würde, daher sei eine Zukunftsplanung nicht möglich, meinte Gert Hilger, Mitglied im Vorstand der Waldkraiburger SPD: „Ein unmöglicher Zustand.“
Stadtrat Fischer wollte das so nicht stehen lassen: „Wir haben schon 2018 darauf hingewiesen, dass sich Struktur der Stadt ändert, dass wir bis zu 27.000 Einwohner haben werden.“ Da hätte Waldkraiburg schon früher handeln müssen: „Eine Stadt kann in die Zukunft planen – jetzt schon.“
Lob für Waldkraiburgs Jugendarbeit
Ein weiteres Thema war an dem Tag die Jugendarbeit. „Wir müssen auch den Jugendlichen Räume schaffen“, so Endres. Das werde oft vergessen. „In Waldkraiburg gibt es hier ein sehr positives Konzept“, lobte die Landeschefin die Zusammenarbeit zwischen dem Landratsamt und Gemeinden bei den Jugendpflegern vor Ort, das unter anderem Waldkraiburgs Jugendreferent Christoph Arz präsentiert hatte. Hier werde aktiv auf die Jugendlichen zugegangen. „Das ist ein spannendes Konzept, das ich weiter beobachten werde.“
Auch die Tatsache, dass das Jugendparlament in Waldkraiburg ein eigenes Budget habe, sei vorbildlich. Endres: „Das ist keine Spaßveranstaltung.“ Jugendreferent Arz wünschte sich generell Fördergelder „spezifisch für die Jugendarbeit“: „Die Jugendarbeit sollte nicht mit Kindertagesstätten und Schulen konkurrieren, sonst fällt sie hinten runter.“
Kommunen sollen mehr Geld bekommen
Insgesamt forderten die SPD-Politiker, den Kommunen finanziell stärker unter die Arme zu greifen. Stadtrat Fischer forderte zusätzlich ein Umdenken im städtischen Haushalt: „Wir brauchen kein neues Rathaus. Wir brauchen Kita- und Kindergarten-Plätze. Die sollten eher finanziert werden wie ein neues Rathaus.“
