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Bedenken aus den unterschiedlichsten Gründen

Im Westen geht´s voran: Doch es gibt Kritik gegen das neue Baugebiet in Waldkraiburg

Auf der gerodeten Fläche will die Stadt in Waldkraiburg-West ihr nächstes Baugebiet ausweisen.
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Auf der gerodeten Fläche will die Stadt in Waldkraiburg-West ihr nächstes Baugebiet ausweisen.

Schon seit Jahren ist das Baugebiet „Waldkraiburg-West“ Thema in der Stadt. Seit Start des Verfahrens galt es, so manchen Stein aus dem Weg zu räumen. Jetzt geht es den nächsten Schritt voran. Doch es bleibt Kritik.

Waldkraiburg – Darauf warten viele Bauwillige schon lange: Dass im geplanten Baugebiet Waldkraiburg-West endlich die Bagger anrollen. Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass die Stadt Waldkraiburg das Bauleitverfahren auf den Weg gebracht hat. Schon längst hätten die ersten Bauparzellen bebaut werden sollen, so sah es ein allererster Zeitplan vor. Doch es gab so manche Steine aus dem Weg zu räumen, vieles zu klären und zu ändern.

Jetzt aber geht‘s voran im Westen: Dem Stadtentwicklungsausschuss lagen kürzlich zur Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplan die eingegangenen Stellungnahmen mit Anregungen und Bedenken vor, die es bei der Planung abzuwägen und zu berücksichtigen gilt. Insgesamt 44 Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange waren zu den Plänen der Stadt zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Kein ausreichender Zwischenraum

„Es sind größtenteils unterschiedliche Gründe, manche werden aber doppelt aufgeführt“, erklärte Bauamtsleiter Carsten Schwunck im Gremium. Kritik gibt es zu zentralen Punkten wie der Siedlungsstruktur, Umwelt- und Lärmschutz oder Verkehr. Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt sieht beispielsweise die Pläne im Widerspruch zum Regionalplan Südostbayern. Weil mit dem Baugebiet Waldkraiburg weiter in Richtung Aschau wachsen würde, wäre kein ausreichender Zwischenraum von mindestens 500 Metern mehr vorhanden.

Darin sieht Waldkraiburg aber kein „strikt bindendes raumordnerisches Ziel“, wie es Uwe Feickert vom Planungsbüro U-Plan erklärte. Auch der Begriff „Entwicklungsachsen“ sei im Regionalplan nicht hinreichend bestimmt. Zudem argumentiert Waldkraiburg damit, dass die Stadt mit Mühldorf als „Oberzentrum“ eingestuft ist und damit die Bereitstellung von Arbeitsplätzen und Wohnraum zu ihren Aufgaben zählt.

Die Nähe zu Aschaus Siedlungsgebieten sieht auch der Bund Naturschutz kritisch. Eine Trennung sei praktisch nicht mehr zu erkennen, ein „ungewollter Siedlungsbrei“ würde entstehen. Aber nicht das einzige Problem in deren Augen: Teile des Baugebiets würden einer typischen Niederwaldnutzung entsprechen, was in den Plänen nicht entsprechend berücksichtigt sei. Dessen Wertigkeit müsse mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung dargestellt werden.

Auch Raum für Reptilien

Dies bewertet die Stadt anders: „Es ist hier nicht von einem Niederwald zu sprechen“, sagte Feickert. Auch gehe man nicht davon aus, dass sich dort Reptilien angesiedelt haben, auf deren mögliches Vorkommen der Bund Naturschutz ebenso hinweist. Die Stadt berücksichtigt diese Option dennoch: „Der künftige Waldrand wird so gestaltet, dass er auch für Reptilien geeignet ist.“

Weitere Kritik bezog sich beispielsweise auf den Verbrauch landwirtschaftlicher Fläche, die nur dann in Anspruch genommen werden sollten, wenn keine andere Möglichkeit besteht. Genau dies hat die Stadt mit ihrem Baulückenkataster nachgewiesen: „Nur wenige wollen eine Entwicklung ihrer Flächen in der Innenstadt“, erklärte Feickert. Den Bedarf an neuem Wohnraum habe die Stadt zudem in ihrem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) nachgewiesen. „Die Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht, der Bedarf ist begründet.“

Hinsichtlich eines steigenden Verkehrsaufkommens im Ortskern hat die Gemeinde Heldenstein ihre Bedenken. Diese Sorge kann die Stadt Waldkraiburg nicht teilen: Verkehrszählungen aus dem Jahr 2015 auf der MÜ25 haben rund 3500 Fahrzeuge pro Tag ergeben. Dem Verkehr aus dem neuen Baugebiet mit rund 200 zusätzlichen Fahrzeugen weist die Stadt nur eine untergeordnete Rolle zu. Außerdem gehe man davon aus, dass Fahrer nur in Sondersituationen wie Unfällen auf die Ortsdurchfahrt ausweisen werden.

Privatperson äußert Bedenken

Eine umfangreiche Stellungnahme zur Bebauungsplan-Änderung hat eine Privatperson abgegeben. Befürchtet werde, dass die Stadt nicht ausreichend Wohnraum für die eigene Bevölkerung zur Verfügung stellen kann, weil sie nur über zehn Prozent der Flächen verfügt. Ein Punkt, der so nicht mehr zutrifft. „Die anderen Eigentümer geben Flächen ab“, erklärte Feickert. Laut Schwunck werde Waldkraiburg damit wahrscheinlich zum größten Grundstückseigentümer. Die Bauparzellen will die Stadt zu einem reduzierten Preis verkaufen.

Auch die sozialen Folgekosten sollen berücksichtigt werden. Ein Punkt, der nicht nur in der Stellungnahme angesprochen wird, sondern auf den auch immer wieder in den Gremien hingewiesen wird. „Das wird in einem städtebaulichen Vertrag geregelt“, erklärte Schwunck. Aber als größter Grundstückseigentümer werde man auch den größten Anteil daran tragen.

Befürchtungen gibt es dahingehend, dass die Stettiner Straße durch den Durchgangsverkehr „völlig überlastet“ wird. Ein Verkehrsgutachten zerstreut allerdings die Bedenken: Die Straße sei ausreichend, um den Verkehr flüssig und verkehrssicher abzuwickeln. Die Reduzierung des Grüngürtels falle zulasten der Anwohner, die eine Verschlechterung der Wohnverhältnisse hinnehmen müssten. Aber auch in diesem Punkt widerspricht die Stadt: Es habe eine „ordnungsgemäße Interessensabwägung“ gegeben und die Stadt habe sich bewusst dafür entschieden, nach Westen einen durchgängigen Waldstreifen als Ortsrandeingrünung zu belassen.

In puncto Lärm seien die erforderlichen Schallschutzmaßnahmen in den Bebauungsplan eingeflossen. Außerdem sei davon auszugehen, dass der Lärmschutzwall und die abschirmende Bebauung den Lärm mehr kompensieren als dies die Waldfläche macht.

Den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan genehmigte der Stadtentwicklungsausschuss einstimmig.

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