Nach dem Schneechaos in Waldkraiburg
„So etwas gab es noch nie“: Darum war der Waldfriedhof so lange gesperrt
Nach den heftigen Schneefällen waren Stadtpark und Waldfriedhof gesperrt. Zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Das waren die Gründe.
Waldkraiburg – Abgebrochene Zweige und Äste, abgebrochene Baumkronen und vereinzelt auch umgestürzte Bäume: Egal wohin man nach dem Schneechaos Anfang Dezember in Waldkraiburg blickte, überall haben die Bäume durch die Schneelast mehr oder weniger Schaden genommen. Im Stadtpark und im Waldfriedhof waren die Schäden enorm. Auch Straßen und Wegen waren von diesen Schäden betroffen.
Die Stadt musste reagieren: Städtische Grünanlagen und der Waldfriedhof wurden gesperrt. Wegen Gefahren für die Bürger. Damit konnte auch das große Aufräumen beginnen, das sich aber zog. „Mehr als 60 Bäume mussten gefällt werden und angebrochene Äste des noch bestehenden Bestandes entfernt werden“, erklärt Bürgermeister Robert Pötzsch auf Anfrage. Etliche Bäume wurden an der Spitze gekappt und von herabhängenden Ästen befreit.
Zwei Beerdigungen mussten verschoben werden
Dies erforderte großen Einsatz – vom eigenen Personal und mit der Unterstützung externer Unternehmer. Mit zwei Hebebühnen und einem Hochleistungskran wurde daran gearbeitet, die instabilen Bäume zu fällen. Währenddessen war der Friedhof gesperrt. Zwei Beerdigungen mussten verschoben werden, konnte aber noch vor Weihnachten nachgeholt werden. Erste Lockerungen gab es aber bald am Waldfriedhof: Trauerfeiern in der Aussegnungshalle konnten zwar wieder wie gewohnt stattfinden, doch der Gang zum Grab war vorerst nur dem engsten Familienkreis gestattet.
Erst nachmittags am 23. Dezember war der Waldfriedhof für Besucher wieder zugänglich. Die Sperre hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. „Nach Allerheiligen ist Weihnachten der Zeitpunkt, an dem die meisten Hinterbliebenen ans Grab gehen“, sagt Lydia Paul. Ihr Blumengeschäft liegt direkt am Waldfriedhof, viele kaufen bei ihr Blumenschmuck für das Grab. „An Weihnachten kommt die Verwandtschaft zusammen, gehen gemeinsam zum Friedhof und zünden dort noch eine Kerze an. Dieses Ritual gehört für viele dazu.“
In den Tagen vor Weihnachten seien viele Kunden zu ihr gekommen, die sich bei ihr wegen der Sperre erkundigt hätten, dann aber wieder unverrichteter Dinge gegangen sind. „Für die Hinterbliebenen ist es jetzt doppelt schwer, aber ich verstehe auch die Situation. Dass aus Sicherheitsgründen der Friedhof gesperrt werden musste“, sagt sie. Es sei einfach „höhere Gewalt“ und im Waldfriedhof sei fleißig gearbeitet worden, damit wieder aufgesperrt werden kann.
Ab 23. Dezember, 15 Uhr, gab die Stadt den Waldfriedhof wieder für die Allgemeinheit frei. Aber mit dem Zusatz: „Aufgrund der aktuellen Sturmwarnungen erfolgt das Betreten auf eigene Gefahr.“
Noch nie so lange geschlossen
Dass der Friedhof schon einmal so lange gesperrt werden musste, daran kann man sich in der Gärtnerei Frömsdorf nicht erinnern. Seit 1955 gibt es die Gärtnerei, die damit die Älteste in der Stadt ist. „So etwas gab es noch nie, dass der Friedhof so lange zu war“, erzählt Oswald Frömsdorf. Auch bei der Gärtnerei hat man mitbekommen, dass Besucher vor den verschlossenen Toren standen. „Viele hätte gerne noch Schnittblumen oder einen kleinen Blumenschmuck für ein Grab besorgt, aber der Friedhof war ja geschlossen“, sagt Frömsdorf. Für den einen oder anderen könnte sich der Grabschmuck erübrigt haben, wenn erst so kurz vor Weihnachten der Friedhof wieder zugänglich war.
Viel zu tun gab es auch im Stadtpark, wo sich die Mitarbeiter der Stadtwerke Waldkraiburg ums Aufräumen kümmerten. „Allein im Ostpark sind etwa 15 Bäume umgefallen oder so stark beschädigt, dass mit großem Gerät gearbeitet werden muss“, teilten die Stadtwerke mit. Direkt am Spielplatz lag ein Baum über einem Spielgerät, daneben hing ein etwa 25 Zentimeter dicker Ast einer Kiefer gefährlich nahe.
Aber auch hier mussten sich die Stadtwerke mit großem Gerät helfen: Mithilfe eines Teleskoplader, der bis zu 24 Meter in der Höhe arbeiten kann, wurden die hängenden Baumteile entfernt. So konnten beschädigten Bäume stehen bleiben und mussten nicht gefällt werden.


