Wintereinbruch fordert Rettungskräfte
Keine Züge, kein Strom, keine Schulen: Das sind die Folgen des Schneechaos im Landkreis Mühldorf
Wintereinbruch im Landkreis: Die massiven Schneefälle haben die Rettungskräfte am Wochenende stark gefordert. So ist die Lage im Landkreis Mühldorf.
Mühldorf/Waldkraiburg – Noch einmal sind die Feuerwehren aus Waldkraiburg, Pürten und Mettenheim am Sonntagnachmittag zu einem größeren Einsatz aufgebrochen. Die Staatsstraße 2352 zwischen Waldkraiburg und Mühldorf war nämlich nach den starken Schneefällen am Freitag und Samstag noch immer gesperrt. Zahlreiche Bäume waren bereits umgestürzt, andere drohten unter der Schneelast abzubrechen. Das Technische Hilfswerk befreite die Bäume am Straßenrand von der Schneelast, damit keine weiteren Bäume umstürzten.
So wie die Situation an der Staatsstraße war sie vielerorts am Wochenende im Landkreis Mühldorf. Denn die Schneemengen sorgten für zahlreiche Behinderungen auf Straßen und Gleisen, Bäume brachen unter den Schneemengen ab. An den Bäumen am Mühldorfer Stadtplatz brachen zahlreiche Äste ab, ein ähnliches Bild bot sich Spaziergängern an der Kirschbaumallee. Ein Lichterteppich der Weihnachtsbeleuchtung hielt den Massen ebenfalls nicht stand.
Gleise mit der Hand freischaufeln
Auch die Bahn kämpfte mit den Folgen des heftigen Wintereinbruchs in der Nacht zum Samstag. Noch bis Montagfrüh sollten die Züge auf den Streckenabschnitten der Südostbayernbahn (SOB) ausfallen. „Fünf Trupps sind auf den Strecken unterwegs, um die Gleise freizumachen. Hier muss viel mit Hand freigeschaufelt werden“, erklärte Geschäftsleiter Matthias Krause auf Nachfrage.
Mehr als 40 Zentimeter Schnee auf den Gleisen waren zu viel, um den Zugverkehr aufrechtzuerhalten. Deshalb hatte die SOB am Samstag den Zugverkehr erst gar nicht aufgenommen. Umgestürzte Bäume blockierten die Gleise, der vorhergesagte Kälteeinbruch könnte bei Bahnübergang und Weichen zu Problemen führen. Sobald einzelne Strecken früher wieder bereit für den Zugverkehr sein sollen, nimmt die SOB dort den Betrieb früher wieder auf.
Außerdem war es am Güterbahnhof Mühldorf zu Entgleisungen zweier Züge gekommen. „Auf den Personenverkehr hatte das keine Auswirkungen“, erklärt Krause. Ein Kran wurde angeordnet, um den entgleisten Waggon auf der Strecke in Richtung Töging wieder aufs Gleis zu heben.
Schnee zu schwer für die Tennishalle
Heben muss sich erst auch wieder die Tennishalle in Mühldorf: Die Traglufthalle war nämlich unter der Schneelast eingeknickt. Da hieß es erst einmal schaufeln: „Der Schnee war einfach zu schwer, deshalb mussten wir die Luft ablassen. Der Schnee muss erst einmal wieder runter“, erklärte Stefan Schörghuber, Vorsitzender vom TSV Mühldorf. Schaden ist keiner entstanden, am Montag soll der Betrieb wieder aufgenommen werden, hoffte er.
Wintereinbruch im Landkreis Mühldorf Teil 3




Wegen der schlechten Witterung wurden am Samstag teilweise Veranstaltungen abgesagt: In Ampfing wurde kurzfristig die Adventskranz-Segnung verschoben, die Waldweihnacht in Halsbach (Landkreis Altötting) blieb am Wochenende geschlossen. Bei den Adventsmärkten in Schwindegg, Mettenheim und Aschau wurde kräftig geschaufelt, damit die Buden auch am Samstag und Sonntag wieder öffnen konnten. Die Eishalle in Waldkraiburg wurde gesperrt, das Heimspiel des EHC Waldkraiburg damit auch abgesagt. Außerdem war der Waldfriedhof gesperrt.
Nicht offen sind am Montag (4. Dezember) die Schulen im Landkreis. Wegen der winterlichen Straßenverhältnisse hat das Schulamt Mühldorf entschieden, den Präsenzunterricht durch Distanzunterricht zu ersetzen. „Eine Notbetreuung wird an allen Grund- und Mittelschulen angeboten“, teilte das Landratsamt mit. Am Förderzentrum Waldkraiburg und den übrigen weiterführenden Schulen findet im Rahmen des vor Ort Leistbaren eine angemessene Beaufsichtigung statt. Für die Grund- und Mittelschule Gars gilt der Distanzunterricht auch noch am Dienstag, 5. Dezember.
Distanzunterricht für die Schüler
„Die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler hat absoluten Vorrang. Deshalb ist es sinnvoll, am Montag auf Distanzunterricht auszuweichen“, sagt Landrat Max Heimerl Heimerl. Zugleich dankt er allen Einsatzkräften und Mitarbeitern der Räumdienste für ihr Engagement: „Es ist beeindruckend, was in den vergangenen 48 Stunden geleistet wurde.“
Zu tun gab es reichlich: Im ganzen Landkreis herrschte laut Landratsamt erhöhtes Einsatzaufkommen aufgrund von Schneebruch. Straßen waren durch umgestürzte Bäume blockiert oder mussten deshalb gesperrt werden. Auch der Busverkehr wurde in weiten Teilen eingestellt. In einigen Gemeindeteilen des Landkreises Mühldorf war der Strom ausgefallen.
Serivcetechniker vom Netzbetreiber Bayernwerk waren deshalb auch im Einsatz, um Störungen an den Leitungen wieder zu beheben. Denn wie das Unternehmen mitteilte, stürzten viele Bäume wegen der Schneelast auf Stromleitungen. Teilweise nach Stunden konnte Stromversorgung wieder hergestellt werden.
Viele umgestürzte Bäume
Auf den Straßen im Landkreis kam es aufgrund der winterlichen Straßenverhältnisse zu zahlreichen Unfällen. „Aber die Leute waren vernünftig“, heißt es bei der Polizei Mühldorf auf Anfrage. Auch bei der Polizei in Waldkraiburg gab es keine größeren Vorfälle, allerdings extrem viele. „Es wurden umgestürzte Bäume gemeldet, sechs Autos prallten gegen Bäume, die teilweise auf der Straße lagen. Verletzt wurde in diesen Fällen niemand“, heißt es dort auf Nachfrage. Darüber hinaus gab es mehrere kleinere Unfälle.
Wer nicht mit dem Auto unterwegs war, konnte den Wintereinbruch in vollen Zügen genießen: Ob mit Langlaufskiern direkt von der Haustür starten, eine Schneeschuhwanderung oder rodeln gehen.
Im Dauereinsatz war die Feuerwehr Waldkraiburg ab Freitagabend. „Es kamen immer mehr Einsätze zusammen, weshalb wir dann einen Schichtbetrieb eingerichtet haben“, erklärt Rainer Englmeier. Mehr als 65-mal wurde die Feuerwehr bis Sonntagnachmittag zum Einsatz gerufen: umgestürzte Bäume zur Seite räumen, Straßensperrungen einrichten wegen umgestürzter Bäume oder Bäume einkürzen, bevor sie umstürzten. „Es galt immer abzuwägen, was möglich ist und was zu gefährlich ist“, erklärte Englmeier. Unterstützung gab es für die Waldkraiburger aus St. Erasmus: „Sechs Aktive halfen bei uns mit aus.“
Wichtigste Aufgabe war es, die Straßen nach Waldkraiburg freizuhalten. Schon am Samstagfrüh wurde die Staatsstraße nach Mühldorf gesperrt, die Straßen nach Aschau und Ampfing sollten weiterhin befahrbar bleiben. Der Einsatz an der Staatsstraße nach Mühldorf war der letzte größere Einsatz am Wochenende. Dann durften auch die Aktiven der Feuerwehr wieder richtig durchschnaufen.