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Lebenslange Freundschaft

Irischer Franziskaner und Waldkraiburger Anwalt: 60 Jahre Freundschaft über 2000 Kilometer

Udo Kesselgruber
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Der 77-jährige Waldkraiburger Udo Kesselgruber blättert gerne in alten Fotoalben, in denen die Anfänge ihrer Freundschaft dokumentiert sind.

Als Austauschschüler lernten sie sich kennen, seitdem verbindet Udo Kesselgruber und Billy Hoyne eine Freundschaft – über eine Entfernung von 2000 Kilometern.

Waldkraiburg – Direkt ein Katzensprung ist es nicht, von Waldkraiburg nach Thomastown in Irland. Einer echten Freundschaft machen aber große Entfernungen von etwa 2000 Kilometern nichts aus, wie an Udo Kesselgruber und Billy Hoyne leicht zu erkennen ist.

Der Waldkraiburger Rechtsanwalt pflegt seit nunmehr 60 Jahren eine Männerfreundschaft zu einem Franziskanerpater in Irland. Um auf die Anfänge dieser nicht alltäglichen Verbindung zurückzublicken, muss das Jahr 1964 aufgeschlagen werden. „Der bayerische Jugendring organisierte damals für Oberrealschüler, wie das Gymnasium früher hieß, einen internationalen Schüleraustausch, der auch nach Irland führte“, erzählt der 77-jährige Waldkraiburger und ergänzt: „Ich begeisterte mich natürlich sofort für die Idee ins Ausland reisen zu dürfen.“

Gegenseitige Sympathie war von Anfang an da

Udo Kesselgruber wuchs in Altötting auf, verbrachte aber in Mühldorf seine Gymnasialzeit. Im Juli 1964 war es so weit: Ein irischer Jugendlicher im Alter von 17 Jahren traf in Altötting bei Familie Kesselgruber ein. „Es war nämlich so, dass Billy im Juli zuerst uns besuchte und ich im August zum Gegenbesuch nach Irland startete.“ Die Sympathie zwischen den gleichaltrigen Teenagern sei zwar von Anfang an da gewesen, aber wie lange ihre Freundschaft tatsächlich halten würde, konnten seinerzeit die jungen Leute nicht ahnen.

Im Oktober 2024 war der Franziskanerpater Billy Hoyne zur Hochzeit von Udo Kesselgrubers Sohn eingeladen.

Im August vor nunmehr fast 61 Jahren begab sich der junge Udo jedenfalls auf die Reise nach Thomastown im County Kilkenny. Als Verkehrsmittel benutzte er Zug und Fähre. Das kleine Dorf Thomastown liegt im Südosten der Republik Irland. Eine neue Welt tat sich für den Mühldorfer Oberrealschüler auf und dies nicht zuletzt deshalb, weil Billy einer wohlhabenden Großfamilie entstammt. „Er ist das älteste von zehn Kindern“, erzählt Kesselgruber. Er erinnert sich noch genau an den Tag seiner Ankunft: „Mit Billys Eltern besuchten wir gleich ein großes internationales Reitturnier in Dublin, was mir sehr gefiel, da mich Pferde und Reiten schon als Kind interessierten.“

Der Irland-Aufenthalt verging wie im Flug. Im September des gleichen Jahres fiel Udo Kesselgruber mehr oder weniger aus allen Wolken als er einen Brief von Billy erhielt. Der Grund: „Mein irischer Schulfreund ist in den Orden der Franziskaner eingetreten. Während meiner ganzen Zeit in Irland erwähnte er sein Vorhaben mit keinem einzigen Wort.“ Billy Hoyne wurde Lehrer und Priester.

Billy Hoyne besuchte 1967 an Weihnachten seinen Freund Udo.

Die beiden Austauschschüler hielten fleißig Kontakt. Im Laufe der Zeit breitete sich diese Freundschaft auch im familiären Umfeld von Udo und Billy aus. „Meine Kinder reisten nach Irland, und Geschwister sowie Nichten und Neffen meines Freundes besuchten uns in Waldkraiburg“, erinnert sich Udo Kesselgruber mit einem Lächeln im Gesicht, während er ein Fotoalbum zur Hand nimmt. Bilder aus einer Zeit vor den Handykameras erzählen von Begegnungen der beiden jungen Herren. Während der Olympiade 1972 in München quartierten sich vier Hoyne-Kinder bei den Kesselgrubers ein.

Gemeinsam ein Stück auf dem Jakobsweg

Rund 20-mal ist der 77-Jährige bisher in Irland gewesen, organisierte selber Studienreisen dorthin. Der letzte Besuch des Franziskanerpaters in Oberbayern war im Oktober 2024, als der Sohn von Udo Kesselgruber heiratete. Wie der Rechtsanwalt berichtet, hätten er und Billy viel miteinander erlebt. Sogar ein Stück des Jakobsweges seien sie gemeinsam gegangen. Besonders wertvoll sei die Beziehung in dunklen Stunden gewesen.

„Im April 2012 ist meine Frau verstorben. Zur Beerdigung konnte Billy zwar nicht kommen, da er sich zu dieser Zeit in Guatemala aufhielt. Trotzdem wusste ich um seinen Beistand“, betont Kesselgruber, der 2013 an Ostern seinen Freund in Guatemala aufsuchte. Der Franziskaner arbeitete dort nach seiner Pensionierung als Lehrer neun Jahre in der Seelsorge. Drei davon in einer Slum-Pfarrei. Mit seinem irischen Freund kann der Waldkraiburger bis heute viele Themenfelder ansprechen.

Auch der Tod wird dabei nicht ausgespart. „Schließlich haben wir das passende Alter“, findet der Rechtsanwalt. Er ist sich sicher, dass die Freundschaft zu Billy „ewig“ halten wird.

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