Um Tausende Euro geprellt
Schockanruf-Opfer Oma Anna aus Waldkraiburg: Überraschende Wende nach Enkeltrick
Geld im Fotokuvert, umwickelt mit Damen-Halstuch: Eine fünfstellige Euro-Summe hat ein Betrüger von einer Waldkraiburger Rentnerin durch einen Schockanruf ergaunert. Wie am Ende die wirkliche Enkelin der Polizei auf die Sprünge half.
Waldkraiburg/Ingolstadt – In diesem Fall konnte mal die Enkelin ihrer Oma helfen – und nicht umgekehrt, wie es die Täter sogenannter Schockanrufe immer vortäuschen. Die Anrufer geben sich als nahe Verwandte aus, erzeugen starke Emotionen, nur mit dem einen Ziel, an Geld oder Wertgegenstände der Opfer zu gelangen.
Einem 19-jährigen Serben war das auch gelungen. Von einer 83-jährigen Frau hatte er einen niedrigen fünfstelligen Betrag erlangt. Ihr hatte er vorgegaukelt, dass ein Familienmitglied in einen Verkehrsunfall verwickelt sei. Nur wenige Stunden nach dem Anruf übergab die Frau in der Kirchenstraße in Waldkraiburg das Geld an den Betrüger.
Doch den Mann hat die Polizei nur einen Tag später in Vohburg an der Donau (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) geschnappt. Dort hatte ein 73-jähriger Mann einen Anruf von dem Serben bekommen, der sich als angeblicher Polizist ausgab.
Rentner lässt sich zum Schein auf Schockanrufer ein
Der Rentner erkannte den Trick, ließ sich zum Schein darauf ein, während seine Frau die Polizei informierte. Bei der vermeintlichen Übergabe von Wertgegenständen waren auch Beamte der Kripo und der Zivilen Einsatzgruppe vor Ort und nahmen den Tatverdächtigen nach der Übergabe fest. Der Mann wurde in Haft genommen.
Bei der Festnahme hatte der Mann noch Bargeld in einem fünfstelligen Betrag bei sich. Woher das Geld stammte, konnte der Serbe nicht genauer sagen, es sollte aus dem Raum Waldkraiburg stammen. Eingepackt war das Geld in das Fotokuvert eines Drogeriemarkts, umwickelt mit einem Damen-Halstuch. Beschriftet war der Umschlag in schwungvollen Buchstaben mit „Oma Anna“.
Auf den Aufruf der Polizei wurde die Enkelin des Opfers aufmerksam, sie erkannte Tuch und Umschlag wieder. Gemeinsam mit ihrer über 80-jährigen Oma meldete sich die Enkelin bei der Polizei. Erbeutet hatte der 19-jährige Serbe einen niedrigen fünfstelligen Betrag von der Frau. Nähere Angaben zur genauen Höhe des zunächst erbeuteten Geldes machte die Polizei nicht.
Ermittlungen laufen noch
Wie viele Schockanrufe sich dem 19-Jährigen genau zuordnen lassen und wie viel Beute er damit machen konnte, dazu kann die Polizei aufgrund laufender Ermittlungen ebenfalls noch keine Aussagen treffen.
Die Polizei warnt regelmäßig vor Schockanrufern, dennoch gelingt es den Tätern immer wieder, Beute zu machen. „Die Täter gehen in der Regel sehr überzeugend vor“, teilt Marcel Sahlmen, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberbayern Nord, auf Nachfrage mit. Verschiedene Anrufer in unterschiedlichen, vorgegaukelten Funktionen wie Polizist, Staatsanwalt oder Richter würden das Vertrauen bei den angerufenen Opfern erhöhen.
„Zu Gesprächsbeginn wird meist unter dem Einsatz einer weinerlichen Stimme versucht, schnell eine emotionale Reaktion auszulösen. Dies erleichtert die weitere Manipulation und ermöglicht den Tätern, vermeintlich persönliche Bezüge herzustellen“, heißt es bei der Polizei. Die konkrete Forderung einer hohen Kaution setze die Opfer schnell unter Druck, ein klarer Gedanke lasse sich dann oft nicht mehr fassen.
Misstrauisch bleiben und sich nicht emotional manipulieren lassen
Doch die Angerufenen sollten besser misstrauisch bleiben und sich nicht emotional manipulieren lassen. Wie man dem am besten aus dem Weg geht, dazu gibt die Polizei Tipps: Am besten Hörer auflegen, wenn man sich nicht sicher ist, wer anruft und man sich unter Druck gesetzt fühlt. Die Polizei ruft niemals unter der Notrufnummer 110 an. Am Telefon nie über persönliche oder finanzielle Verhältnisse reden, niemals Geld an eine unbekannte Person geben.
Den angeblich betroffenen Angehörigen unter der bekannten Nummer anrufen, eine Vertrauensperson hinzuziehen oder die Polizei über den Notruf verständigen. Die echte Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände, um Ermittlungen durchzuführen.
Wer sich unsicher ist, sollte die 110 wählen, dafür aber nicht die Rückruftaste nutzen. Aber auch wer den Schwindel erkennt, sollte handeln: „Auch wenn man sich nicht auf die Betrüger einlässt, sollte man die Polizei informieren. Wir können entsprechend reagieren, wenn klar ist, dass in der Region gerade wieder Schockanrufe getätigt werden“, erklärt Waldkraiburgs Polizeichef Uwe Schindler.