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Abschied nach 45 Jahren aus Waldkraiburger Kindergarten

Vierjähriger rettete ersten Arbeitstag: In Kinderherzen hat Charlotte Konrad einen festen Platz

Kindergarten-Leiterin Charlotte Konrad vorm Kindergarten Maria Schutz in Waldkraiburg.
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Kindergarten-Leiterin Charlotte Konrad vorm Kindergarten Maria Schutz in Waldkraiburg.

Wie viele Kinder ihr als Erzieherin anvertraut worden sind? Es wäre müßig, sie alle zu zählen. Charlotte Konrad hat in ihren 45 Jahren im Kindergarten Maria Schutz viele Mädchen und Buben auf einem Stück ihres Weges begleitet. Jetzt geht für sie selbst das Kapitel Kindergarten zu Ende.

Waldkraiburg – Sie sind ihr Lebenselixier, denn ohne Kinder läuft bei Charlotte Konrad so gut wie gar nichts. „Es hört sich vielleicht eigenartig an, aber ich wusste schon als Kindergartenkind mit fünf Jahren, dass ich später einmal in einem Kindergarten arbeiten will“, lacht die 64-Jährige, die sich nun nach 45 Berufsjahren zum 1. September in den Ruhestand verabschiedet. Ihre zweite Heimat ist in den vergangenen vier Jahrzehnten zweifellos die katholische Kindertagesstätte Maria Schutz gewesen. 

Auch das Viertel rund um die Einrichtung habe sie ebenfalls fest in ihr Herz geschlossen. Und in wie vielen Kinderherzen sich Charlotte Konrad einen festen Platz eroberte, kann gar nicht exakt festgestellt, sondern nur erahnt werden. Jedenfalls strahlt die zukünftige Rentnerin über das ganze Gesicht, wenn sie von den kleinen Buben und Mädchen erzählt, die ihr in den langen Berufsjahren anvertraut wurden.

Kindergarten-Leiterin Charlotte Konrad wird an ihrem letzten Kindergarten-Tag in Maria Schutz von den Kindern „rausgeworfen“.

Für die Stadträtin gibt es nichts Schöneres, als zu beobachten wie sich die Kinder entwickeln. Schließlich seien die ersten Lebensjahre eine prägende Zeit im Leben eines Menschen. Diese Entwicklungen zu begleiten, sei stets wunderbar gewesen.

„Ich bin Maria Schutz immer treu geblieben, weil bei uns einfach alles stimmt und ich mich stets wohl fühlte“, betont Konrad und ergänzt: „In die Arbeit fließen im Gegensatz zu früher heutzutage mehr Erkenntnisse aus der Wissenschaft ein. Deshalb war es mir immer wichtig mit der sich veränderten Pädagogik Schritt zu halten“. Charlotte Konrad wird sich an einen Alltag ohne Kindergewusel wohl erst langsam gewöhnen können. Doch da hakt sie gleich ein und sagt: „Ich kann zwar gut loslassen, werde mich aber dennoch mit Maria Schutz immer verbunden fühlen, das geht gar nicht anders.“ Daher gründet sie demnächst auch den Kindergarten-Förderverein Maria Schutz. Damit der Verein eingetragen werden kann, sind sieben Personen erforderlich. Diese Anzahl an Gründungsmitgliedern zu gewinnen, stellt für die quirlige 64-Jährige bestimmt kein Problem dar.

Mit einem Praktikum fing alles an

Unproblematisch war für Charlotte Konrad auch ihr Werdegang. Der erste Kontakt zum Kindergarten Maria Schutz kam 1976 durch ein Praktikum zustande. Nach der schulischen Ausbildung absolvierte sie 1979 ein Berufspraktikum und wurde schließlich 1980 als Erzieherin angestellt. Im Jahr 1988 ist Konrad die Leitung der Einrichtung übertragen worden. Sie gönnte sich 1991 ein Jahr Erziehungsurlaub, als ihre Tochter Stephanie zur Welt kam. Stephanie machte vergangenes Jahr ihrer Mutter das größte Geschenk überhaupt: Amelie wurde geboren. „Um meine Enkelin kümmere ich mich natürlich besonders gerne“, sagt die Waldkraiburgerin.

Dem Ruhestand sieht sie insgesamt gelassen entgegen, ein Plan ist nicht vorhanden. Sie meint schmunzelnd: „Noch bin ich nicht auf Rente ausgerichtet.“ Charlotte Konrad ist in der Stadt bestens vernetzt. Dass es ihr nicht langweilig wird, dafür sorgen Freunde, mehrere Ehrenämter und Mitgliedschaften in Vereinen. Zur Unterhaltung trägt zusätzlich ihr Abo für Veranstaltungen aller Art im Haus der Kultur bei. Außerdem sitzt sie für die CSU im Stadtrat.

Eine große Leidenschaft der künftigen Ruheständlerin ist das Reisen. Sie besuchte kürzlich mit ihrer Cousine die Bundesgartenschau in Mannheim. „Alles, was mit Natur, gestalten und dekorieren zusammenhängt, interessiert mich. Auf einer Gartenschau gibt es natürlich Anregungen in Hülle und Fülle“, erklärt Konrad, die jedoch mit Technik und Elektronik ebenfalls etwas anfangen kann. Im September geht’s dann ab in ihr Lieblingsland. Bella Italia und Charlotte gehören nämlich irgendwie zusammen.

Treffen mit früheren Schützlingen

Und was noch zusammengehört: die ehemaligen Schützlinge und ihre Kindergärtnerin. „Ich treffe in der Stadt häufig Erwachsene, die bei mir im Kindergarten gewesen sind. Wir ratschen ein bisschen, das ist immer wieder aufs Neue interessant und schön.“ In diesem Zusammenhang erzählt Konrad liebevoll von Markus, einem vierjährigen Buben, der ihr am ersten Praktikumstag am 1. September 1976 hilfreich zur Seite stand.

„Markus hat mich tatsächlich gerettet. Ich wurde vom Personal quasi ins kalte Wasser geschmissen, denn ich sollte mit den Kindern das Spiel ‚der rechte Platz ist frei‘ spielen. Mir war das Spiel aber komplett fremd.“ Gut, dass wenigstens der kleine Markus die Sache überblickte und kurzerhand die Initiative ergriff, wie Charlotte Konrad rührend berichtet: „Der Bub kam zu mir und meinte, er wisse genau, wie das Spiel funktioniert und er könnte es mir zeigen.“ Für die 64-Jährige ein Beweis von zahlreichen, wie herzerfrischend ein Kindergartentag sein kann und welch wunderbare Wesen kleine Kinder sind. Und bei derlei Schilderungen glänzen die Augen von Charlotte Konrad.

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