Gesetzlicher Anspruch für Grundschüler ab 2026
Noch fehlen hunderte Plätze: So will sich Waldkraiburg der Ganztagsbetreuung stellen
370 Kinder nutzen bereits das Angebot an einem der Horte in der Stadt Waldkraiburg. Doch bis zum gesetzlichen Anspruch ab 2026 fehlen noch etliche Plätze. Um die Lücken schließen zu können, hat der Stadtrat eine erste Weiche gestellt.
Waldkraiburg – Mit dem Gong die Schulsachen zusammenpacken und statt mit dem Bus, Fahrrad oder zu Fuß nach Hause zu fahren, werden viele Kinder nach Schulschluss weiter betreut. Gemeinsames Mittagessen, Hausaufgaben und dann noch ausreichend Zeit zum Spielen – für Kinder ist das Alltag, für Eltern eine Erleichterung, da oft beide Eltern oder Alleinerziehende über Mittag hinaus erwerbstätig sind. Doch nach der Kindergarten-Zeit tun sich oft Lücken in der Betreuung der Kinder auf, die ab 2026 ein stufenweise eingeführter gesetzlicher Anspruch auf Ganztagsbetreuung schließen soll. Dies kann in Ganztagsschulen passieren, aber auch im Hort.
Bis zu acht Stunden Betreuung an fünf Tagen pro Woche – so sieht es der Rechtsanspruch vor. Damit will man einerseits die Förderung und Chancengleichheit für Schüler schaffen, andererseits eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern ermöglichen.
Bedarfsumfrage an Schulen
Eins vorneweg: Die Stadt Waldkraiburg ist in Sachen Betreuung für Grundschüler gut aufgestellt. An jeder der vier Grundschulen oder in unmittelbarer Umgebung gibt es einen Hort. Aktuell nutzen von 821 Schülern 370 Kinder in fünf verschiedenen Horten das Angebot. Im Schuljahr 2026/2027 geht man von 977 Schülern aus, der Anspruch auf Ganztagsbetreuung gilt dann aber erst einmal nur für Erstklässler. Das bayerische Familienministerium kalkuliert damit, dass etwa 85 Prozent der Kinder ein Betreuungsangebot annehmen werden. Für genauere Zahlen will der Landkreis Mühldorf Ende des Jahres eine Bedarfsumfrage an Schule durchführen
Mit welcher Betreuung will die Stadt die Lücken füllen? „Es gibt unterschiedliche Modelle. Wir sollten uns überlegen, was macht Sinn, welche Förderung gibt es?“, sagte Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) im jüngsten Stadtrat. Dann gilt es natürlich auch, das bestehende Angebot miteinzubeziehen und die Betreuung in die richtige Richtung zu lenken. Mit dem Ausbau der Ganztagsbetreuung kommen auch „große Investitionen“ auf Waldkraiburg zu. „Das ist eine Pflichtaufgabe.“
Drei Möglichkeiten hat die Stadt ausgelotet, auf welche Beine man die Ganztagsbetreuung spätestens ab 2026 stellen will: Zum einen ist es vorstellbar, an der Graslitzer-, Beethoven und Goethe-Schule jeweils einen Hort anzubauen. Zum anderen steht auch ein Kinderhaus als zentrales Angebot zur Diskussion. Auch die Umnutzung zu Ganztagsschulen in den bestehenden Schulräumen mit gegebenenfalls einem Anbau steht im Raum. Zudem ließen sich Übergangslösungen beziehungsweise flexible Lösungen schaffen oder unter bestimmten Auflagen ein Ankauf von bestehenden Immobilien außerhalb des Schulgebäudes.
Machbarkeitsstudie soll Möglichkeiten zeigen
Von einem zentralen Kinderhaus ist Charlotte Konrad (CSU) nicht überzeugt. „Lösungen an den Grundschulen sind für Schüler und Eltern besser.“ Entschieden ist ohnehin noch nichts, eine Machbarkeitsstudie soll als Entscheidungshilfe die Möglichkeiten prüfen und die voraussichtlichen Kosten ermitteln. Dies soll aufgrund der Komplexität und Dringlichkeit ein externer Dienstleister übernehmen.
„Ein Kinderhaus ist eine Möglichkeit. Die Studie soll aufzeigen: Was gibt es und was passt in das Gesamtkonzept?“, sagte Bürgermeister Pötzsch. Bereits zu einem früheren Zeittpunk hat sich Lydia Partsch (UWG), Rektorin an der Graslitzer-Schule, für das Hort-Modell ausgesprochen. „Die Betreuung an den Horten ist vorzüglich. Ich will ungern etwas daran ändern.“
Christoph Arz begrüßte die Entscheidung für eine Machbarkeitsstudie: „Die Studie hilft zu beurteilen, was ist gewollt, was ist zu leisten?“ Eine Entscheidung, die er nicht allein vertrat.
Einstimmig sprach sich der Stadtrat für eine Machbarkeitsstudie aus, um Möglichkeiten und voraussichtliche Kosten zur Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/27 auszuloten.