Verkehrsentwicklungsplan
87 Vorschläge für Waldkraiburgs Verkehrswandel: Welche Schritte sind jetzt wichtig?
Der Grundstein für künftige Entscheidungen zum Thema Verkehr ist gelegt. 87 Vorschläge hat der Verkehrsentwicklungsplan, doch nicht alle lassen sich zeitnah realisieren. Wo sind die größten Defizite und was soll Priorität haben?
Waldkraiburg – „Es gibt jetzt einiges zu tun.“ Hunderte Seiten mit Analysen, Zahlen und daraus resultierender Erkenntnisse hatte Sibel Aydogdu im Gepäck für die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses. Mit ihrem Kollegen Ralf Engelhardt hatte die Verkehrsplanerin den Abschlussbericht zum Verkehrsentwicklungsplan vorgestellt.
Vor zwei Jahren war die Stadt gestartet mit dem Ziel, die Mobilität strategisch neu auszurichten. Die Ergebnisse aus einer Bestandsanalyse, Bürgerbeteiligungen oder einer Mobilitätsumfrage flossen in den Verkehrsentwicklungskonzeptplan ein. „Ziel war es, ein strategisches Konzept festzulegen“, blickte Planerin Sibel Aydogdu zurück.
Herauskristallisiert haben sich 87 Maßnahmen, die sich mit mehr oder weniger großem finanziellem Aufwand umsetzen lassen. Bewertet wurden sie nach Faktoren wie Zeit und Kosten, priorisieren muss sie allerdings die Stadt selbst. „Man muss sich das detaillierter anschauen, Einzel-Entscheidungen treffen und die Maßnahmen priorisieren, wie sie zu finanzieren sind“, sagte Sibel Aydogdu.
Grundlage für Diskussionen und Entscheidungen
Der Verkehrsentwicklungsplan zeige den aktuellen Stand und gebe eine Richtung vor. Die Vorschläge würden sich anpassen lassen. „Als Grundlage für Diskussionen und Entscheidungen, wenn sich Gebiete verändern oder neu entwickelt werden“, erklärte Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG). Darüber hinaus sei ein Verkehrsentwicklungsplan Voraussetzung, wenn es um Mittel aus der Städtebauförderung geht.
Mit „kleinen Schritten“ muss es nach Ansicht von Karl-Heinz Stocker (CSU) vorwärtsgehen. Wann und wie das passiert, müssen die Gremien entscheiden. Gut sei jedenfalls, dass auch kleinere Maßnahmen aufgegriffen seien, solche, „die finanzierbar sind“. Man habe einen Grundstein bekommen, sei aber an nichts gebunden. Auch für Johann Vetter (UWG) bleibt die Frage: „Was geht man als Erstes an?“ Damit verbunden die Frage der Finanzierung möglicherweise über Gegenmaßnahmen. Über Konzepte zur Parkraum-Bewirtschaftung würde sich „Geld reinholen lassen“.
Am meisten zu tun gibt es für die Stadt bei der Verbesserung des Radverkehrs. Ob die Planung von Hauptrouten, Radwege am Grünen Weg und Goetheplatz oder ein Lückenschluss an der Von-der-Tann-Straße und dem Eichenweg als gemeinsamen Geh- und Radweg – zahlreiche Maßnahmen zielen genau darauf ab, dass Radfahrer sicherer von A nach B kommen.
Stadt hat beim Verkehr „kein akutes Problem“
„Der Verkehrsentwicklungsplan zeigt uns, dass die Stadt kein akutes Problem hat. Der Verkehr fällt uns nicht auf die Füße, manche Maßnahmen finden bereits statt“, erklärte Bauamtsleiter Carsten Schwunck. Mögliche Maßnahmen könnten Halteverbote am Inneren Ring sein, eine Verkehrsberuhigung auf der Graslitzer Straße und einer verbundenen Fahrradstraße, weitere Tempo-30-Zonen oder ein Konzept für die Parkraum-Bewirtschaftung. Am schwierigsten umzusetzen seien Projekte für den Radverkehr. „Hier gibt es die größten Defizite, es sind aber auch die größten Maßnahmen mit den größten Kosten.“ Eine Verbesserung für den Radverkehr sei wünschenswert, „aber nicht zu finanzieren“.
Die Defizite beim Radverkehr sprach Christoph Arz (Grüne) an, mit dem Wissen, dass sich das Konzept dem Haushalt anpassen muss. „Politisch muss bewertet werden, wo die Prioritäten gesetzt werden.“
Als Verkehrsreferent war Harald Jungbauer (CSU) während der gesamten Phase in die Abstimmungen eingebunden. Ihm war es wichtig, dass die Anregungen aus den Bürgerbeteiligungen berücksichtigt sind. Wie Christoph Arz sieht auch er beim Radverkehr, dass es „viel umzusetzen“ gilt. „Man muss schauen, was zu leisten ist. Größere Maßnahmen werden wohl erst später möglich sein.“
Doch es gibt auch die günstigeren Maßnahmen. Auf die sollte die Stadt schon früher setzen, geht es nach Wolfgang Hintereder (UWG). „Manche Beschlüsse kosten nichts. Neue Tempo-30-Zonen verursachen nur moderate Kosten, lassen sich aber zeitnah umsetzen.“ Wichtig sei, dass Räume für künftige Radwege freigehalten werden.
Wie es weitergeht, wo was umgesetzt werden könnte, dazu gibt es im März eine öffentliche Abschlussveranstaltung.
Der Ausschuss sprach sich einstimmig für den Verkehrsentwicklungsplan aus, der als Leitfaden und Orientierungshilfe bei künftigen Vorhaben dienen soll.