Flutmulde bei Niederndorf
Riesen Sandberge am Inn: Woher sie kommen und was sie für die Hochwasser-Sicherheit bedeuten
Der Inn bringt nicht nur Wasser, sondern führt auch Tonnen von Schwebstoffen mit sich. Besonders bei Hochwasser führt das zu Herausforderungen. Deshalb hat das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim jetzt reagiert.
Waldkraiburg/Niederndorf – Riesige Sandberge türmen sich am Inn-Ufer bei Niederndorf auf – für Sandburgen-Bauer wäre es ein wahres Eldorado. Aber der viele Sand hat an dieser Stelle nichts verloren, nach und nach muss er weg. Die Voraussetzung dazu hat das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim Ende vorigen Jahres noch geschaffen.
Während der Inn im Winter meist mit klarem Wasser dahinfließt, sieht es im Sommer teilweise ganz anders aus: Graues Wasser, das aus dem alpinen Einzugsbereich kommt und viele Kröner, Pflanzenteile, Sand, Mineralien oder Plankton, sogenannte Schwebstoffe, mit sich führt. Hochwasser trägt ebenfalls mit dazu bei. Die Folge: „Der Inn führt bei Hochwasser Tonnen von Schwebstoffen mit sich mit. Lässt die Fließgeschwindigkeit nach, lagern sich diese ab. Vor allem handelt es sich dabei um Sand“, erklärt auf Nachfrage Michael Holzmann vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim.
Ein Teil des Materials lagert sich in Flutmulde ab
Ein Großteil des Materials führt der Inn weiter mit sich mit, ein kleiner Teil davon bleibt allerdings in der Flutmulde bei Niederndorf zurück, häuft sich mit jedem Hochwasser weiter an. Um die dortige Schutzfunktion zu erhalten, räumten Mitarbeiter der Flussmeisterstelle Wasserburg mit großem Maschineneinsatz das Vorland und den Brückenquerschnitt frei vom Sand.
Mit Baggern wurde der Sand aus der Rinne, das sich durch den Auwald schlängelt, zusammengeschoben und an das Inn-Ufer transportiert. Dort türmen sich seitdem die Sandberge. „Würde man den gesamten Sand auf einmal zurück in den Inn kippen, wäre das viel zu viel“, erklärt Holzmann. So wird der Sand nach und nach abgetragen und verteilt sich somit langsam wieder im Fluss.
Der Inn bringt viel Wasser mit sich und aufgrund seines alpinen Einzugsgebiets auch viele Schwebstoffe. „Nach Starkregen oder der Schneeschmelze lässt sich das gut aufgrund der grauen Färbung des Wassers erkennen“, sagt Holzmann. Jetzt im Winter führt der Inn zwischen zehn und 20 Gramm pro Kubikmeter Schwebstoffe mit sich. Bei Hochwasser steigt dieser Wert auf bis zu 3,5 Kilogramm pro Kubikmeter.
Hauptstrom am Inn entlasten
Damit der Inn beim nächsten Hochwasser wieder mehr Platz hat, war es an der Zeit, die Flutmulde auszuräumen. „Damit kann beim nächsten Hochwasserereignis wieder ein Teil des Hochwassers über die Flutmulde abfließen und so den Hauptstrom im Inn entlasten. Das trägt zur Entspannung der Situation in Kraiburg bei“, erklärt Holzmann.
Doch die Flutmulde trägt laut Holzmann auch zur Erhaltung des vorhandenen Auwalds bei. „Die Auwälder des Inns sind vom Fluss abgekoppelt.“ In Auwäldern entwickelt sich eine „typische Vegetation“, deshalb sollten sie auch regelmäßig überschwemmt sein. „In seiner Historie hat sich der Inn bewegt, das Flutgerinne bei Niederndorf war früher der Hauptstrom.“
