Mehr Gerechtigkeit mit Startchancen-Förderprogramm
Milliarden für bessere Bildung: Was es dafür an Waldkraiburger Schulen braucht
Mehr Personal, mehr Platz: Was braucht es, damit das Bildungssystem besser wird? Mit dem Startchancen-Programm sollen Schulen besser gefördert werden. Das sagen Schulleiter aus Waldkraiburg dazu.
Waldkraiburg – Es ist die bislang größte Bildungsoffensive von Bund und Ländern: Mit rund 20 Milliarden Euro sollen in den nächsten zehn Jahren rund 4.000 Schulen in Deutschland gefördert werden, damit dort immer weniger Kinder die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen. Bis zum Ende der Programm-Laufzeit sollen es nur noch halb so viele Schülerinnen und Schüler sein.
Drei Waldkraiburger Schulen sind von Anfang an dabei. Bewerben konnten sie sich nicht für dieses Förderprogramm, die Schulen wurden von den Ländern nach bestimmten Kriterien ausgewählt. In Bayern wurden die Kinderarmutsquote, der Anteil Beschäftigte über der Beitragsbemessungsgrenze, der Anteil Kinder nicht-deutscher Familiensprache, der Anteil Kinder mit Migrationserfahrung und die Akademikerquote berücksichtigt.
Insgesamt profitieren in den nächsten Jahren 580 bayerische Schulen von dem Bildungsprogramm und werden mit fast drei Milliarden Euro bis 2034 unterstützt. „Es freut mich, dass wir mit dem Startchancen-Programm unsere erfolgreiche bayerische Spitzenposition bei der Bildung ausbauen und Schulen sowie Unterricht noch besser machen“, informiert der Mühldorfer Landtagsabgeordnete, Sascha Schnürer. Denn darum geht es auch: die Kompetenzen in Mathe und Deutsch zu verbessern.
Noch hängt in Deutschland der Bildungserfolg immer von der sozialen Herkunft ab, wie unterschiedliche Studien zeigen. Viele junge Menschen verlassen die Schule ohne die nötigen Kompetenzen für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben. Langfristiges Ziel soll es sein, für mehr Bildungsgerechtigkeit der Schulsysteme zu sorgen.
Drei Schulen aus Waldkraiburg ausgewählt
Die Graslitzer- und die Dieselgrundschule sowie die Franz-Liszt-Mittelschule gehören zu den ersten 100 Schulen in Bayern, die in das Programm aufgenommen worden sind. Die Schulleiter berichten hier über Erwartungen, bleiben aber auch skeptisch.
„Zusätzliches Personal und Gelder für Materialkosten wurde uns zugesagt, ich bin aber erst einmal skeptisch mit Versprechen“, sagt Lydia Partsch. Sie leitet die Graslitzer-Grundschule, die vor allem auch wegen ihrer Nähe zur Anker-Dependance einen hohen Migrationsanteil hat. Was schon zugesagt ist: eine Erhöhung der Verwaltungsstunden. Aber eine bessere Lernumgebung lässt sich damit nicht schaffen.
„Schulbegleitung, Differenzierungszimmer, kleinere Klassen oder eine Förderlehrkraft als zweite Kraft in einer Klasse – damit wäre geholfen“, zählt Lydia Partsch auf. Ohne zusätzliches Personal geht für sie nichts und verweist auch darauf, dass es „viele motivierte Drittkräfte“ gibt, die zum Beispiel bei der Sprachförderung oder Hausaufgabenbetreuung helfen können. „Die könnten Last wegnehmen, aber das Stundenkontingent ist zu klein.“
Geld für Infrastruktur
Für Lydia Partsch ist es wichtig, dass schnell beim Personal aufgestockt werde. „Das wäre für alle Beteiligten das Beste.“ Beim Personal sieht Alexander Ruß ebenfalls eine Schlüsselstelle. Ruß leitet seit 2019 die Franz-Liszt-Mittelschule, in der die Schülerinnen und Schüler aus knapp 30 unterschiedlichen Nationalitäten kommen. „Über zusätzliche Kräfte ist jede Schule froh. Aber es bleibt die Frage: Welche Möglichkeiten sind gegeben? Gibt es Fachpersonal. Gutes Personal zu finden, ist jedenfalls schwierig.“
Doch nicht nur Gelder für Personal sieht das Förderprogramm vor, auch für eine verbesserte Infrastruktur können Gelder abgerufen werden. Spielraum sieht Ruß aufgrund der aktuellen Situation an der Franz-Liszt-Mittelschule nur bei der Raumausstattung. Die Schule ist stark sanierungsbedürftig, eine Studie soll aktuell die Zusammenlegung beider Mittelschulen an einem Standort überprüfen.
Für Ruß hängt auch viel von den Rahmenbedingungen ab. Er ist aber überzeugt, dass zusätzliche Mittel die Chancen für die Schüler auf dem späteren Arbeitsmarkt erhöhen. „Das Startchancen-Förderprogramm klingt vielversprechend, aber bislang ist noch zu wenig geklärt.“ Aber wie die Mittel genau eingesetzt werden sollen, das will Alexander Ruß gemeinsam im Kollegium entscheiden. „Mit dem Startchancen-Programm sollen besonders Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler gefördert werden“, so Abgeordneter Schnürer.
„Die Finanzmittel sind für Baumaßnahmen, zusätzliches Personal wie Sozialarbeiter und auch zur freien Verwendung der Schulen gedacht. Für mich steht dabei fest: Besonders der Fokus auf die Grundkompetenzen der Schülerinnen und Schüler wie Lesen, Schreiben und Rechnen muss bei der Verwendung der Fördermittel im Vordergrund stehen. Unser Ziel ist, dass die bayerischen Schülerinnen und Schüler auch künftig die beste Bildung in Deutschland bekommen.“