Supermarkt-Parkplatz in Waldkraiburg
Mutter lässt 2-jähriges Kind bei 30 Grad im Auto zurück – So reagiert man richtig
Schnell im Supermarkt was einkaufen – das Kind bleibt im Auto sitzen: Bei hochsommerlichen Temperaturen kann das rasch lebensgefährlich werden. In Waldkraiburg hat eine Mutter diese Gefahr unterschätzt. Wie reagiert man als Passant richtig?
Waldkraiburg – „Passantin rettet Kind aus überhitztem Auto“: Nur zu oft schockieren Meldungen wie diese im Sommer. Kinder, aber auch Tiere werden bei hochsommerlichen Temperaturen im Auto zurückgelassen, weil man nur schnell was besorgen will. Doch dabei unterschätzt man, wie schnell das Wageninnere zum lebensgefährlichen Glutofen werden kann.
So auch am Mittwoch (31. Juli) in Waldkraiburg. Nicht nur, dass eine Mutter diese Gefahr wohl unterschätzt hat, sie hatte auch wenig Verständnis für den Einsatz von Rettungskräften. Als gegen 11.15 Uhr eine Zeugin auf einem Parkplatz eines Einkaufsmarktes in der Teplitzer Straße auf ein weinendes Kind in einem Auto aufmerksam wurde, hatte es zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 30 Grad Celsius. Das Auto stand in der prallen Sonne.
Die Zeugin meldete den Vorfall bei der Polizei. Als diese und die Feuerwehr Waldkraiburg mit einem Fahrzeug und neun Mann vor Ort waren, kam zeitgleich die Mutter zu ihrem Wagen zurück. Den Einsatz der Rettungskräfte konnte die Frau nicht nachvollziehen, da sie „nur fünf Minuten weg war und es doch nicht so schlimm sei“.
Ab 40 Grad Celsius wird es lebensbedrohlich für Kleinkinder
In diesem Fall ist tatsächlich nicht mehr passiert, das Kind blieb unverletzt. Doch die Gefahr ist nicht zu unterschätzen, auch nicht, wie lange man tatsächlich wegbleibt. Denn in einem parkenden Auto steigt die Temperatur im Innenraum schnell an: Bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius kann es schon nach einer halben Stunde im Auto 46 Grad heiß werden. „Bereits ab 40 Grad kann es für Kleinkinder lebensbedrohlich sein“, teilt die Polizei Waldkraiburg mit. „Lassen Sie daher Ihr Kind unter keinen Umständen, auch nicht für kurze Zeit, alleine im Auto zurück!“
Keinen großen Unterschied macht es, wenn die Fenster einen Spalt geöffnet bleiben: „Die Temperaturen im Auto steigen ähnlich schnell an wie bei geschlossenen Fenstern“, teilt ADAC-Sprecherin Yvonne Halfar mit. Auch ein Schattenparkplatz könne sich durch den verändernden Sonnenstand schnell auflösen.
Doch wie reagiert man als Passant richtig, wenn man ein Kind oder ein Tier in einer solchen Situation vorfindet? „Als ersten Schritt sollte man die Lage beurteilen“, sagt stellvertretender Dienststellenleiter Dietmar Meißner auf Nachfrage. Ist das Kind noch ansprechbar oder reagiert auf ein Klopfen an der Scheibe, sollte man Umstehende um Hilfe bitten und versuchen, die Eltern ausfindig zu machen, das Kind aber weiter im Blick behalten. Parallel dazu lassen sich Polizei oder Feuerwehr verständigen.
Einschlagen der Scheibe als Nothilfe
Sollte das Kind nicht mehr reagieren oder verschärft sich die Situation bis zum Eintreffen der Rettungskräfte, muss es schnell gehen. Mit einem schweren Gegenstand lässt sich eine Autoscheibe einschlagen. Man begeht zwar eine Sachbeschädigung, in einem solchen Fall ist das Einschlagen einer Scheibe als Nothilfe aber gerechtfertigt. Dafür sollte man sich unbedingt Zeugen suchen oder die Situation mit Foto- oder Videoaufnahmen dokumentieren. Keine Scheibe auf der Seite des Kindes einschlagen.
Ob es nun ein unachtsames oder unbedachtes Verhalten der Mutter gewesen ist, spielt für Meißner keine Rolle. „Man lässt kein kleines Kind allein im Auto zurück. Egal, ob es heiß oder kalt ist.“ Auch der ADAC rät davon ab, Kinder oder Tiere im Auto allein zu lassen. „Es gibt auch noch andere Gefahren, die entstehen können: vom Unfallszenario (jemand beschädigt das geparkte Fahrzeug) bis hin zu der Situation, dass der Fahrzeugbesitzer bei der Erledigung verunfallt oder kollabiert.“
Kinder sind besonders anfällig für Hitze. „Im Gegensatz zu Erwachsenen können Neugeborene und Kinder bis zur Pubertät ihre Körpertemperatur noch nicht ausreichend regulieren“, erklärt Yvonne Halfar. Deren Schweißmenge bei hohen Temperaturen sei geringer, wodurch weniger Wärme nach außen abgeleitet werde. Steigt die Körpertemperatur über 40 Grad Celsius, wird es lebensgefährlich für Kinder – ein Hitzschlag droht.
Kinder, solchen Gefahren auszusetzen, kann übrigens als fahrlässige oder vorsätzliche Körperverletzung gewertet und entsprechend geahndet werden.
