Was ist Wildnis?
So leidet die Natur: Filmemacher Jan Haft rüttelt in Waldkraiburg die Menschen wach
Alarmierend und bewegend wie die Natur leidet. Um die Menschen wachzurütteln, zu informieren und aufzuklären holte der BUND Naturschutz Jan Haft ins Cinewood-Kino. Mehr dazu hier.
Waldkraiburg – Mit Corona verbinden viele nichts Gutes, doch Fakt ist, die Pandemie hatte auch ihre guten Seiten. So hatte man die Chance zur Entschleunigung und die Natur konnte sich auch ein wenig von den Menschen erholen. Bereits wenige Wochen nach Ausbruch der Pandemie hatten Forscher festgestellt, dass unter anderem die Luft- und Wasserqualität besser geworden sind.
Die Natur und Tierwelt blühten buchstäblich auf. Dann war die Pandemie überstanden, die Menschen hatten nichts gelernt und machten so weiter wie vor Corona. Manch einer wünscht sich eine heile Welt, doch die gibt es nur da, wo keine Menschen sind. Genau das wird auch in dem Film „Was ist Wildnis?“ von Filmemacher und Buchautor Jan Haft deutlich.
Jan Haft ist Träger zahlreicher Film- und Fernsehpreise. Mehrmals wurde er für den Grimme-Preis nominiert. Mit seinen Filmen möchte er vor allem eins, die Menschen wachrütteln, Bewusstsein schaffen, informieren und aufklären. Der BUND Naturschutz hatte Jan Haft und seine Ehefrau Melanie, die auch seine Projektpartnerin ist, nach Waldkraiburg geholt. Den Start der Sonntags-Matinee im Cinewood-Kino machte Hafts Film „Was ist Wildnis?“.
Bevor es mit dem Hauptfilm losging, gab es noch zwei Clips über verlassene Kiesgruben und die Wasserbüffel von Matthias Reißaus, der im Laufe der Jahre auf etwa 70 Hektar Land 15 Weideflächen verteilt in den Landkreisen Altötting, Mühldorf und Rottal am Inn geschaffen hat. Wiesen und Weiden sind nicht nur ein kostbarer Lebensraum für viele Insekten, Vögel und andere Tiere, sondern auch wichtig für unser Trinkwasser.
Reißaus Projekte sind beispielhaft und zeigen, wie artgerechte Tierhaltung funktioniert. Dann begann der Hauptfilm, der die Zuschauer in eine unberührte Natur, in der die Welt noch friedlich zu sein scheint, entführte. Polarlichter und Sterne erhellten den Himmel statt Kunstlicht, das von Menschenhand produziert wird und die Umwelt belastet. Für den Filmemacher ist es wichtig, den Menschen zu zeigen, was Wildnis überhaupt ausmacht. Dazu reiste er an die schönsten Orte dieser Welt und traf beeindruckende Menschen, die noch eine Verbindung zur Wildnis haben.
Für Tier- und Naturschutz stark machen
Auf die Frage „Was ist Wildnis?“ gibt es eine einfache Antwort, „Wildnis ist da, wo wenig bis keine Menschen sind“. Viele denken, dass es im hohen Norden Skandinaviens noch echte Wildnis gibt, doch selbst dort hat der Mensch nahezu alles vernichtet. Wildnis war einmal überall. Heute gibt es sie leider nicht mehr.
Stattdessen Naturparks, wo man versucht, noch ein bisschen zu retten. In dem Film kamen verschiedene Leute zu Wort. Darunter ein Mann in Norwegen, der von der tödlichen Gefahr für Vögel, die von Windrädern ausgeht, erzählte. „Ich empfinde tiefe Traurigkeit, wenn ich die vielen Windräder sehe.
Es ist eine reine Industrie, die den Lebensraum der Tiere und Natur zerstört“, sagte er. Auch eine Wissenschaftlerin von der Universität Aarhus sowie eine Familie aus der Oberpfalz kamen zu Wort. Sie alle machen sich für den Schutz der Tiere und Natur stark, doch wenn kein Umdenken stattfindet, wird die Zerstörung der Natur durch Menschenhand erbarmungslos weitergehen.
Schließlich hat der Mensch durch sein Handeln schon unzählige Tier- und Pflanzenarten komplett ausgerottet. Umso wichtiger ist es deshalb, Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu schaffen.
Der Mensch vernichtet täglich Tiere und Pflanzen
Auch das Thema Weidelandschaften und wie wichtig große Säugetiere für unser Ökosystem sind, war Thema der Veranstaltung. Das Tragische ist, dass man viele der Tiere und Pflanzen, die in dem Film vorkamen, womöglich irgendwann in der realen Welt nicht mehr sehen wird, sondern nur noch auf der Kinoleinwand, denn Tag für Tag rottet der Mensch Tiere und Pflanzen aus.
Fakt ist auch, dass die menschliche Bevölkerungszahl explodiert. Um Wohnraum für die Menschen zu schaffen, wird den Tieren ihr Lebensraum genommen. Die Zuschauer waren von Hafts Film begeistert und manch einer sichtlich bewegt.
Nach dem Film stand Jan Haft gemeinsam mit dem Ersten Vorsitzenden Dr. Andreas Zahn vom BUND Naturschutz in Bayern e. V. Kreisgruppe Mühldorf, der Ersten Vorsitzenden Bettina Rolle von der Ortsgruppe Waldkraiburg sowie Büffel- und Rinderhalter Matthias Reißaus Rede und Antwort.
Schließlich sorgte der Film auch für eine große Diskussion. „Wir brauchen Leute, die sich um Weideflächen kümmern. Dazu kommt, dass das alles finanziert werden muss. Die Bürokratie erschwert sehr vieles. Wir brauchen auch Unterstützung vom Bauernverband.
Bei den Gemeinden müssten Ausgleichsflächen geschaffen werden“, sagt Dr. Andreas Zahn. Dabei ist auch wichtig, dass bei den Menschen ein Umdenken stattfindet. Schließlich kann jeder dazu beitragen, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Das beginnt beim Einkaufen. Man sollte darauf achten, woher das Fleisch kommt und wie die Tierhaltung beim Erzeuger ist.
Umwelt-, Tier- und Naturschutz ist kinderleicht
Lieber ein bisschen mehr fürs Fleisch zahlen und weniger essen, aber dafür Gutes bewirken. Hauptsache, man macht sich für das Tierwohl stark. Die Menschen müssen nur gewillt sein, Gutes zu tun. Als schönen Abschluss signierte der Filmemacher und Buchautor noch seine Bücher für die begeisterten Fans und machte Selfies mit ihnen. Weitere Artikel und Nachrichten aus der Region Mühldorf finden Sie hier https://www.ovb-online.de/muehldorf/.
