Eisstock-EM in Waldkraiburg
Eisstockschießen – ein Sport nur für alte Männer? OVB-Reporterin wagt sich erstmals aufs Eis
Ist Eisstockschießen nur ein Hobby für alte Männer? OVB Reporterin Helena Gennutt hat es anlässlich der Europameisterschaft in Waldkraiburg selbst ausprobiert – und dabei einiges gelernt.
Waldkraiburg – Das soll Sport sein? Diesen Stock übers Eis sausen zu lassen? Das kann doch nicht so schwer sein, habe ich mir gedacht, als ich blauäugig von der Redaktion zum Eisstadion in Waldkraiburg aufgebrochen bin. Über diese Sportart hatte ich mir bisher wenig, um nicht zu sagen keine, Gedanken gemacht. „Aber das werde ich wohl auch hinbekommen.“ Dabei hatte ich noch nie einen Eisstock in der Hand.
Andrea Zahner, Abteilungsleiterin beim TSV Taufkirchen, hat mir die vielen Fragezeichen aber vor allem die mangelnde Erfahrung wohl angesehen. Und jetzt stehe ich mit meinen 27 Jahren in der Waldkraiburger Eissporthalle auf der Eisfläche und bekomme zum ersten Mal einen Eisstock in die Hand gedrückt. „Wir probieren es jetzt einfach mal aus“, sagt Zahner. Premiere.
Das Gewicht des Eisstocks überrascht mich
Er ist schwerer als gedacht, so ein Eisstock: 3,7 Kilogramm wiegt allein der Stock, für den Winter kommt noch eine dickere Gummiplatte hinzu. Diese ist an der Unterseite befestigt, damit der Stock über das Eis gleitet. Insgesamt sind es etwa fünf Kilogramm, die schwungvoll über das Eis bewegt werden wollen.
Dazu stelle ich mich auf den Anstand, auf bayerisch auch Fuaßn genannt – im Eisstadion Waldkraiburg eine kleine rechteckige Gummiplatte. Dort muss mein hinterer Fuß stehen. „Prinzipiell würde ich empfehlen, auf Asphalt mit dem Schießen anzufangen, weil man da einen anderen, sichereren Stand hat“, sagt Zahner. Richtige Eisstockschützen haben natürlich auch spezielle Schuhe, die es einfacher machen, sich auf der glatten Fläche zu bewegen.
Muskelkater in den Oberschenkeln und mentale Stärke
Andrea Zahner zeigt mir, wie ich den Eisstock schwingen soll: Einige Male hin und her und in möglichst großen Schwüngen. Eine ungewohnte Bewegung, die mir wegen des Gewichts gar nicht so leicht fällt. Mit dem vorderen Bein mache ich einen Schritt nach vorne, gehe etwas in die Knie und lasse den Eisstock seinen Weg antreten.
„Wenn wir jetzt zwei Stunden spielen würden, hättest du hinterher ordentlich Muskelkater in den Oberschenkeln“, sagt Zahner. Aber für das Eisstockschießen brauche ich nicht nur körperliches Training, sondern vor allem mentale Stärke. „Man muss über Stunden konzentriert sein und bei jedem Schwung Leistung bringen.“
Längst nicht nur ein Sport für alte Herren
Eine Herausforderung, die Alten und Jungen gleichermaßen Spaß macht. „Es stimmt schon lange nicht mehr, dass beim Eisstockschießen nur alte Herren sind. Es ist eine athletische Sportart und wie du siehst, sind hier lauter junge Menschen“, betont Zahner. Ab etwa zehn Jahren kann man mit Eisstockschießen beginnen, Zahner schießt, seit sie zwölf ist.
Mein Eisstock ist nicht sehr weit gekommen, aber aus meinem „Haus“ – der rechteckigen Markierung – habe ich es immerhin geschafft. Ungültig ist der Wurf also schon mal nicht, aber Punkte bekomme ich dafür auch nicht. Theoretisch müsste ich es in das Haus auf der gegenüberliegenden Seite schaffen und dort möglichst nah an die 24 Meter entfernte Daube, einen Hartgummi-Puck, kommen.
„Eisstockschießen muss vor allem Spaß machen“
„Ein paar Monate braucht man schon, bis das richtig klappt“, beruhigt mich Zahner. Aber den Grundgedanken hätte ich verstanden, ich müsste nur üben. Ob man Talent habe oder nicht, merke man relativ schnell. „Eisstockschießen muss vor allem Spaß machen“, sagt sie. Wer Lust bekommen hat, es selbst einmal auszuprobieren, könne sich bei einem von 51 Vereinen im Eisstocksportkeis Mühldorf-Altötting melden und einfach mal hineinschnuppern.

