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Zeitungs-Zustellung im Winter

„Mich wundert’s, dass sich so viele beschweren“: Zustellerinnen geben trotz Schneechaos alles

Sabine Reibel stellt in Waldkraiburg die OVB-Heimatzeitung zu. In der vergangenen Woche war das ziemlich herausfordernd.
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Sabine Reibel stellt in Waldkraiburg die OVB-Heimatzeitung zu. In der vergangenen Woche war das ziemlich herausfordernd.

Trotz Schnee, Eis und Glätte sind die OVB-Zustellerinnen und Zusteller nachts im ganzen Landkreis unterwegs. Hier erzählen sie, womit sie in der letzten Woche zu kämpfen hatten.

Waldkraiburg/Mühldorf – Um vier Uhr morgens kommt Monika Veslemes das erste Räumfahrzeug entgegen. Es ist die Nacht von Freitag auf Samstag (2. Dezember) am vergangenen Wochenende, als der Winter mit Unmengen von Schnee über den Landkreis hereingebrochen ist. Die 56-Jährige ist schon einige Stunden auf den Straßen rund um Reichertsheim, Gars, Taufkirchen und Ramsau unterwegs.

Fast ausschließlich Bauernhöfe sind es, die sie beliefert. Auf ihrer Tour ist es stellenweise bergig und die Einfahrten schräg – bei Schnee und Eis umso herausfordernder. „Mit einem normalen Auto oder gar zu Fuß ist man da chancenlos”, sagt sie.

Obwohl Veslemes langsam macht, ist sie gestürzt

Deswegen ist sie mit einem Allrad-Fahrzeug unterwegs. Trotzdem fährt sie bei diesem Wetter langsamer und vorsichtiger. Doch bei mehr als vierzig Zentimetern Schnee kann auch sie nichts mehr ausrichten. Bei drei Bauernhöfen bleibt sie stecken, hat Mühe, wieder loszukommen.

Durch hohe Schneeberge ist die Sicht an der Ecke Leitmeritzer Weg – Böhmisch-Leipaer-Straße in Waldkraiburg stark eingeschränkt. Die Gehwege sind nicht geräumt.

Mittwochmorgen muss sie ihre Tour sogar abbrechen: Wie so oft in der vergangenen Woche gefriert der Regen durch die Minusgrade direkt zu Eis und die Straßen sind spiegelglatt. Als sie gegen vier Uhr morgens vor ihrer Haustür aus dem Auto steigt, stürzt sie. „Ich habe mir die Bandscheibe etwas verrissen, aber es geht.” Ihre Tour setzt sie zwischen sieben und acht Uhr fort, als die Straßen frei sind – bis sie ihre rund 250 Zeitungen verteilt hat.

Eine „furchtbare“ Woche liegt hinter Zustellerin Reibel

Doch auch in der Stadt sieht es nicht besser aus: „Die letzte Woche war furchtbar”, sagt Sabine Reibel, die in Waldkraiburg Zeitungen zustellt. Dass vergangenen Montag noch nicht alles frei war, dafür habe sie Verständnis, aber selbst am Freitag habe es kaum besser ausgesehen.

Die Schneeberge an den Straßenrändern und parkende Autos lassen ihr kaum Möglichkeiten, mit ihrem eigenen Fahrzeug zu rangieren. Aus Einfahrten kommt sie nur noch rückwärts wieder heraus. Doch auch nicht geräumte Gehwege erschweren ihr die Arbeit.

Am Kalander in Waldkraiburg ist der Fußweg noch am Wochenende vereist und spiegelglatt.

Auf dürftig geräumten Wegen ist es mit dem Fahrrad schwierig

„Manche Gehwege sind nur eine Schaufel breit geräumt, da komme ich mit meinem Fahrrad mit Anhänger kaum durch”, sagt ihr Mann Hans Reibel, der ebenfalls Zeitungen austrägt. Als Zusteller darf der 81-Jährige auf dem Gehsteig fahren. „Dieses Jahr hat es mich zum Glück noch nicht geschmissen.” Aber in der vergangenen Woche musste er sein Rad einmal die halbe Strecke schieben, um seine 190 Zeitungen zu den Leserinnen und Lesern zu bringen.

Muskelkater vom Austragen

Sabine Reibel ärgert sich über durch von der Schneelast tief hängende Äste, unter denen sie geradezu hindurchkriechen muss. Auch zugefrorene Briefkästen halten sie auf. „Ein einfacher Trick ist, eine Büroklammer so zu befestigen, dass die Kästen nicht zufrieren”, rät sie. Andere Briefkästen sind so zugeschippt, dass sie nur ganz schwer zu erreichen sind. „Momentan habe ich Muskelkater ohne Ende vom Austragen, weil ich so angestrengt laufe.”

Selbst Skistöcke und Spikes bewahren nicht vor einem Sturz

Auch Sabine Rothwinkler ist nach ihrer Tour in diesen Tagen „fix und fertig”. Noch diesen Samstag ist es auf den Straßen so glatt, dass sie zwei bis drei Stunden länger unterwegs ist als normal. Zwei Abonnenten konnte sie gar nicht erreichen, obwohl sie alles probiert hat.

Im Bild links befindet sich der kaum erkennbare Briefkasten. Mit hohen Stiefeln und dicken Hosen bahnt sich Sabine Reibel durch den Schnee den Weg dorthin.

Mit Skistöcken und Spikes an den Schuhen trotzt sie dem Wetter. Trotzdem stürzt sie in der vergangenen Woche einmal. „Zum Glück hatte ich mehrere Unterhosen an, das war meine Rettung”, sagt die 53-Jährige und kann jetzt darüber lachen.

„Heilfroh, wenn ich wieder zurück bin“

Sie stellt die Zeitungen in Altmühldorf zu und kann auf mehr als 30 Jahre Berufserfahrung beim OVB zurückblicken. Doch ein Wintereinbruch wie dieser ist auch für sie eine Ausnahmesituation. „Ich bin immer heilfroh, wenn ich wieder zurück bin, da wird man katholisch”, sagt sie scherzhaft.

So mancher Anwohner hat bis zur Haustür nicht geräumt oder gestreut. Weil auch die Müllabfuhr in der letzten Woche nicht durchkommt, blockieren stellenweise gelbe Säcke und blaue Tonnen den Weg zum Wohngebäude. Am liebsten würde Rothwinkler in solchen Momenten fliegen können, um den Hindernissen auszuweichen.

Auch Tage nach dem großen Schneefall bleibt es gefährlich: Der Schnee taut und friert anschließend wieder, die Böden sind dadurch glatt und uneben. Eine alte Frau traut sich deswegen nicht zum Briefkasten raus, Rothwinkler bringt ihr die Zeitung an die Haustür.

Jeder ist eingeladen, einmal eine Tour zu begleiten

Alle drei Frauen sagen: Wer sich beschwere, weil die Zeitung in der Früh noch nicht da ist, der solle gerne auf sie zukommen und sie einmal begleiten. „Dann sehen sie, wie es nachts wirklich ist”, sagt Rothwinkler. Angst solle man jedenfalls nicht mitbringen, denn dann bräuchte man gar nicht erst anzufangen.

Wegen der längeren Lauf- und Fahrtwege sei es momentan nicht möglich, alle Zeitungen bis fünf Uhr morgens zuzustellen, sagen auch Sabine und Hans Reibel. „Wenn wir schneller machen würden, ist das Risiko höher, dass wir uns verletzen.” Sabine Reibel betont: „Zeitungen zuzustellen ist eben nicht nur ein Hobby an der frischen Luft, sondern wirklich Arbeit.”

Trotz des Wetters gerne auf den Straßen unterwegs

„Mich wundert's, dass sich so viele beschweren”, sagt Veslemes. Wenn es sich ergibt, spricht sie persönlich mit den Menschen. „Dann sind sie immer zuvorkommend und verständnisvoll.” Ein paar hätten sich sogar entschuldigt. Trotz allem macht sie ihren Job seit mehr als zwölf Jahren gerne und betont: „Wir Zusteller lassen uns nicht unterkriegen – von keinem Wetter.”

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