Modernisierungsgesetz in Bayern
Bauen in Waldkraiburg: Wird es mit weniger Stellplätzen wieder bezahlbar?
Jeder Tiefgaragen-Stellplatz kostet tausende Euro – unnötig viele verteuern ein Bauprojekt. Bayerns Modernisierungsgesetz bringt nun neue Vorgaben für Stellplätze. Wird damit das Bauen in Waldkraiburg wieder attraktiver?
Waldkraiburg – Was haben die städtischen Gremien diskutiert, mit sich gerungen, um die alte Stellplatz-Satzung dem heutigen Bedarf anzupassen. Dass eben die Straßen nicht mehr zugeparkt sind, dass es ein ungehindertes Durchkommen für Rettungskräfte gibt oder als Instrument, um die Nachverdichtung zu steuern. Doch mit Bayerns Modernisierungsgesetz und einem Richtwert von maximal zwei Stellplätzen pro Wohnung soll dieses Regularium wegfallen. Zunächst war sogar nur von einem die Rede. Könnte damit Waldkraiburg in einem Parkchaos versinken?
Während das neue Gesetz bei Waldkraiburgs Stadträten vorab für Kopfschütteln sorgte, sehen die großen Bauträger darin eher den heutigen Bedarf abgebildet. Werner Meisenecker, Geschäftsführer der WSGW, hat passende Zahlen dafür parat. „Beim Neubau am Iserring gibt es rund 100 Stellplätze in der Tiefgarage. Nur 50 Prozent davon sind von Mietern belegt.“ Insgesamt ist die Tiefgarage nur zu knapp 75 Prozent ausgelastet – mit Mietern aus umliegenden Objekten.
Viele Mieter haben keine zwei Autos
Eine „Not an Stellplätzen“ sieht Meisenecker jedenfalls nicht, für ihn ist mit zwei Stellplätzen eine Maximalgrenze erreicht. „Es ist zum Teil überdimensioniert.“ Viele Familien oder Rentner könnten sich keine zwei Autos leisten, damit wären auch zwei Stellplätze noch zu viel. Andere Mieter würden trotz zweier Autos bewusst nur einen Stellplatz mieten und ein Fahrzeug auf der Straße parken. Weil es keine Regularien gibt, dass Dauerparker ihre Autos nicht auf der Straße abstellen. „Man sollte sich genau überlegen, wie viele Parkplätze tatsächlich nötig sind.“ Meisenecker würde eine solche Entscheidung gerne beim Bauherrn sehen, denn: „Wer mietet sich eine Wohnung, wenn es keine Stellplätze gibt?“
Ähnlich argumentiert auch Christian Duschl von der Baubetreuungsgesellschaft Duschl. „Selbst wenn keine Stellplätze gefordert werden würden, würden trotzdem welche gebaut werden. Die Bewohner wollen eine Wohnung mit Stellplatz, wollen ihr Auto abstellen können.“ Seiner Meinung nach sollte weniger reguliert werden. Ohnehin würde es sich nie komplett vermeiden lassen, dass Leute ihr Fahrzeug auf der Straße abstellen.
Auf dem frei-finanzierten Wohnungsmarkt sieht Meisenecker ein bis eineinhalb Stellplätze als ausreichend an. Mit den 0,5 Stellplätzen pro Wohnung im sozialen Wohnungsbau sieht er die Realität hingegen gut abgebildet. „Das ist die richtige Richtung.“ Überflüssige Parkplätze würden Bauvorhaben nur verteuern. Wegen der gestiegenen Baukosten müssten etwa 20 Euro pro Quadratmeter Miete bezahlt werden – Stellplätze noch nicht einmal eingerechnet.
Zu viele Stellplätze verteuern Projekt
Ein Preisniveau, für das sich in Waldkraiburg aber keine Wohnung vermieten lässt. „Für zehn bis zwölf Euro werden Wohnungen in Waldkraiburg teilweise vermietet, beim Altbau liegt der Durchschnitt bei sechs Euro.“ Ähnlich bei der Vermietung von Stellplätzen: „Damit ein Tiefgaragen-Stellplatz rentabel ist, müsste er für etwa 250 Euro pro Monat vermietet werden“, erklärt Meisenecker. Für so viel Geld lasse sich aber ein Stellplatz nicht vermieten.
Zu viele Stellplätze verteuern nicht nur ein Projekt oder machen es schon fast unrentabel: „Die vielen Stellplätze gehen zulasten anderer Flächen“, sagt Duschl. Mehr Stellplätze bedeutet möglicherweise weniger Abstellflächen, weniger Grünflächen. „Für die Stadt ist die Stellplatz-Satzung ein Hebel, um die Baudichte zu regulieren. Aber es ist nicht gut, alles mit Stellplätzen voll zu bauen.“
Aber solange nicht klar ist, wie die Stadt das Modernisierungsgesetz umsetzt, bleibt Christian Duschl vorsichtig. „Es könnte sein, dass für jede Wohnung, also auch für Einzimmer-Wohnungen, zwei Stellplätze nötig werden. Dann könnten es am Ende vielleicht sogar mehr Stellplätze werden.“
Wie die Stadt die Stellplätze künftig regeln will, ist bislang nicht entschieden. Laut Stadtverwaltung soll im Mai der Stadtentwicklungsausschuss über eine Stellplatz-Satzung diskutieren. Im Juli soll dann über eine ausgearbeitete Satzung entschieden werden.