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Lokale Agenda für Umweltschutz

„Passiert ist nichts“: Kritik an Umweltschutzplänen für Waldkraiburg

Horst Tidhalm fragt in einem offenen Brief an die Stadt Waldkraiburg, wann sie sich den selbst auferlegten Zukunftsaufgaben stellen will?
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Horst Tidhalm fragt in einem offenen Brief an die Stadt Waldkraiburg, wann sie sich den selbst auferlegten Zukunftsaufgaben stellen will?

Stadt und Natur müssen kein Widerspruch sein – so sieht das Horst Tidhalm: Seiner Meinung nach passiert viel zu wenig in Waldkraiburg. Was wurde von den Umweltschutzplänen umgesetzt, die 1997 in der Stadt entwickelt wurden?

Waldkraiburg – „Der Umwelt- und Naturschutz muss stärker in die Stadtentwicklung eingebunden werden.“ Ein Satz, wie er aktueller nicht sein könnte. Das Zitat stammt von einer Arbeitsgruppe „Umwelt und Natur“ aus dem Jahr 1997. Damals wollte sich in Anlehnung an den Umweltgipfel von 1992 in Rio die Stadt eine lokale Agenda geben. Mehrere Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit unterschiedlichen Themen, eine davon „Umwelt und Natur“. Horst Tidhalm hatte sich damals in diese Gruppe eingebracht.

„Nach dem Umweltgipfel in Rio kam es dazu, dass sich Gemeinden und Städte verbindlich eine lokale Agenda geben sollten, auf Basis derer man ein Leitbild samt Handlungsstrategien entwickeln sollte“, erklärt Tidhalm. Die Stadt hatte darauf sieben Arbeitsgruppen installierte, in der für „Umwelt und Natur“ engagierte er sich selbst. Vorgaben hätte es keine gegeben, nur dass man Ideen für den Arbeitskreis entwickeln sollte und diese dabei in ihrer Gesamtheit sehen sollte.

Beschluss zog sich hin

Startschuss war im März 1997. „Während in den Arbeitskreisen gearbeitet wurde, gab es keine Parteipolitik. Das passierte erst, als es in den Stadtrat kam.“ Ende 1997 hätte der Stadtrat darüber entscheiden sollen, ein Beschluss zog sicher laut Tidhalm aber bis Sommer 1999. „Der Stadtrat hatte sich anscheinend sehr schwer damit getan.“

26 Jahre später ist Tidhalm beim Aufräumen im Keller über die alten Unterlagen gestolpert und fragt sich nun: Was ist seitdem passiert? Die Antwort fällt für ihn nach so langer Zeit ernüchternd aus: Nichts. „Es ging unter anderem darum, Grünflächen zu stärken und miteinander zu vernetzen. Passiert ist dazu nichts.“

Eine „Struktur zur Umsetzung der Belange des Umweltschutzes für Waldkraiburg“ hatte der Arbeitskreis vorgeschlagen und führt dazu mehrere Ideen auf. Von einem „sorgfältigen Umgang mit Gewerbeflächen“, der „Bereitschaft zum ökologischen Bauen“,„einer intensiveren Nutzung des Regenwassers“, oder der „Förderung des Fahrradverkehrs“ ist in einer Broschüre die Rede.

Zu wenig im Leitbild verankert

„Der Arbeitskreis war Bürgerbeteiligung pur, aber im Leitbild der Stadt ist zu wenig aus unserem Arbeitskreis übriggeblieben“, bedauert Tidhalm 26 Jahre danach. „Wir handeln nachhaltig in allen ökologischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Belangen. Das Stadtentwicklungsprogramm wird regelmäßig fortgeschrieben und konsequent umgesetzt“, heißt es im Leitbild der Stadt.

Ähnliche ökologische Aspekte, wie der Arbeitskreis erarbeitete, schreibt sich die Stadt in ihr Stadtentwicklungskonzept von 1996: Regenwasser versickern, Fassadenbegrünung und attraktive Begrünung von Gewerbegebieten, Grünflächen stärken und miteinander vernetzen, bei Neubauprojekten umweltfreundliche Energietechniken einsetzen oder Flächen entsiegeln. Doch Tidhalm vermisst deutliche Verbesserungen in der Stadt. Daher sein Appell, den er in einem offenen Brief an die Stadt richtet: Die Stadt soll aus ihrem 25-jährigen Winterschlaf aufwachen, um sich den bereits damals selbst auferlegten Zukunftsaufgaben zu stellen.

Ein gerechtfertigter Appell oder ist in Waldkraiburg mehr passiert, als es nach außen hin scheint?

Ein Blick in die alten Akten zeigt, dass nicht viel passiert ist. „Die zweite Fortschreibung des Stadtentwicklungsprogramms wurde vom Stadtrat nicht beschlossen“, erklärt Carsten Schwunck, Leiter Stadtentwicklung, der damals selbst noch nicht bei der Stadt tätig war. Maßnahmen seien nicht fixiert worden.

Es muss Schritt für Schritt passieren

„Man hätte vielleicht trotzdem bestimmte Einzelpunkte angehen können“, sagt Schwunck und erinnert an die Aktion gestartet, um Fassaden zu begrünen. Doch keine Fassadenbegrünung sei nachhaltig gepflegt worden.

Auch Ansätze in Richtung Schwammstadt würde man verfolgen, wo Wasser nicht einfach in der Kanalisation landet. Doch das passiert nicht von heute auf morgen. Bei Neuerschließungen wie im geplanten Baugebiet Waldkraiburg-West würde sich dies einfacher planen lassen, als es in erschlossenen Gebieten nachträglich zu integrieren ist. „Dafür braucht es Flächen. Es muss Schritt für Schritt passieren“, erklärt Schwunck. Man dürfe aber nicht außer Acht lassen, dass die Stadt mit der Geothermie einen wichtigen Anteil zum Klimaschutz leiste.

Schwunck nimmt aber auch Hausbesitzer in die Pflicht: „Es braucht das Verständnis im Kleinen und die Akzeptanz.“ Dass es eben auf dem eigenen Grund mehr Grünflächen gibt und weniger versiegelt werde.

Die Stadt sei sich den Herausforderungen bewusst, mit dem integrierten Stadtentwicklungskonzept will man dies „auf moderne Füße stellen“. „Die Ziele werden neu erörtert“, sagt Schwunck. Ergebnisse gibt es bislang aber kaum: Es fehlt oft am nötigen Geld.

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