50-jähriges Jubiläum in Waldkraiburg
„Den Horizont erweitern“: Banater Schwaben hoffen auf neue Mitglieder und die Zukunft des Vereins
Am Samstag (1. Juni) feiern die Banater Schwaben in Waldkraiburg ihr 50-jähriges Bestehen: Georg Ledig und Doris Dungel blicken auf viele schöne Jahre zurück – verbunden mit der Sorge, was die Zukunft des Vereins betrifft.
Waldkraiburg – Mit vielen bunten Bändern und Schleifen ist der Kirchweihstrauß geschmückt, das Grün darunter schaut nur verhalten hervor. Eine Tradition, die aus dem Banat stammt und in Waldkraiburg lebendig gehalten wird. „Den Strauß zu binden, ist eine Heidenarbeit, das muss man erstmal lernen und gezeigt bekommen – und das ist das Schöne bei den Banater Schwaben, dass die Tradition von Generation zu Generation weitergegeben wird”, erzählt Doris Dungel.
Die 39-Jährige ist in den Verein hineingewachsen, kennt das Brauchtum von klein auf. Sie ist im Banat geboren, aber schon als Baby nach Waldkraiburg gekommen. Das Banat ist eine Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt. Dieser alten Heimat verbunden zu bleiben, ist Dungel wichtig. Bei Feierlichkeiten trägt sie gerne die Banater Tracht, schwärmt von den geschneiderten Kleidern und zum Teil von Hand bedruckten Tüchern. „Da steckt sehr viel Handarbeit drin, es ist wichtig, das fortzuführen”, sagt sie.
„Hier setzt man sich für eine Gemeinschaft ein“
Das sieht auch Georg Ledig so. Er ist seit 1999 Kreisvorsitzender und seit 2002 stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Bundesweit hat der Verein etwa 13.000 Mitglieder. Die letzten 25 Jahre Vereinszugehörigkeit seien nur so verflogen. „Ich hatte eine schöne Zeit im Ehrenamt, hier setzt man sich für eine Gemeinschaft ein”, sagt Ledig.
1989 ist er aus dem Banat nach Waldkraiburg gekommen, im September des Vorjahres illegal aus Rumänien vor dem kommunistischen Regime abgehauen, als Spätaussiedler, wie er erzählt. Als seine Frau ihr zweites Kind bekam, war er nicht mehr da. 1990 holte er dann Frau und Kinder nach. Bis heute fühlt sich der 67-Jährige seiner alten Heimat verbunden.
Neue Mitglieder zu gewinnen, ist schwierig
Die Bräuche und Erinnerungen an die damalige Zeit hält die Landsmannschaft der Banater Schwaben in Waldkraiburg lebendig. Am Samstag, 1. Juni feiern sie ab 14 Uhr ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Haus der Kultur in Waldkraiburg.
Derzeit hat der Verein 349 Mitglieder. Das älteste ist 96 Jahre alt, das jüngste 24. Neue Mitglieder für den Verein zu gewinnen, ist schwierig. „Irgendwann kommt für mich die Zeit, mein Amt zu übergeben. Ich hoffe, dass das möglich ist”, sagt Ledig.
Den Chor und die Tanzgruppe gibt es heute aus Altersgründen nicht mehr. „Leider ist es so, dass Menschen wegsterben und die Jungen nicht alle so mitziehen”, sagt Dungel. Aber in ihrer Generation und auch jünger gebe es noch genügend Engagierte. Doch sie erinnert sich daran, dass der Verein in ihrer Jugend größer und die Feste mehr waren. „Es wäre schade, aber irgendwann wird es das vielleicht nicht mehr in diesem Maße geben.”
Abstammung aus dem Banat ist keine Voraussetzung
Um das zu verhindern, versuche man gezielt auch auf Kinder und Jugendliche zuzugehen, beispielsweise mit einem Kinderfasching. „Ich habe die Hoffnung, dass die Jungen wieder mehr zusammenfinden, wie unsere Eltern es gemacht haben”, sagt Dungel. Der jüngeren Generation die Geschichte und Herkunft der Eltern näherzubringen, damit diese nicht vergessen wird, ist auch Ledig wichtig.
Aber ihm ist auch klar, dass der Verein nicht jeden interessiert. „Jeder schaut natürlich erstmal auf seine eigene Herkunft”, sagt Ledig. Wer mit dem Banat nichts zu tun habe, komme wahrscheinlich nur dazu, wenn er sich für Geschichte und speziell die Geschichte von Waldkraiburg interessiere. „Dabei ist es immer gut, den Horizont zu erweitern, so weit es nur geht – wir Banater sind offen, zu uns darf kommen, wer will”, betont Ledig.
Auch an die schweren Zeiten erinnern
Wenn man aufgrund der eigenen Herkunft keinen Bezug dazu hat, ist es vielleicht nicht so interessant, aber ausschließen sollte man eine Mitgliedschaft deswegen nicht, findet auch Dungel. „Wenn man die Geselligkeit schätzt, kann es trotzdem passen.”
Sie möchte die Traditionen aus der alten Heimat pflegen, wie man auch bayerische Traditionen lebt. Das versucht sie an ihre Kinder, vier und neun Jahre alt, weiterzugeben. „Bei uns Banatern werden Werte geschätzt wie Zusammensein und füreinander da sein, es ist immer jemand bereit, einem zu helfen”, erzählt Dungel.
Sie betont, dass damals nicht alles nur gut gewesen sei: „Das waren auch arme und harte Zeiten.” Ihre Vorfahren im Banat hätten von dem gelebt, was sie hatten und daraus das Beste gemacht. „Damit haben sie uns eine gute Grundlage für unser heutiges Leben gegeben, das soll nicht vergessen werden.”

