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Fußball-EM startet mit Deutschland - Schottland

Jason McAllister: Der Waldkraiburger Schotte serviert einen „Rusty Nail“ zum EM-Auftakt

Ansichten eines Clowns: Schotte McAllister ist immer zum Blödeln aufgelegt. Die Collage stammt aus dem Patini, wo er auch im Service tätig ist.
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Ansichten eines Clowns: Schotte McAllister ist immer zum Blödeln aufgelegt. Die Collage stammt aus dem Patini, wo er auch im Service tätig ist.

Die Bayern und die Schotten haben viel gemeinsam, sagt Jason McAllister aus Dumfries, der seit 20 Jahren in Waldkraiburg lebt. Zum EM-Auftakt kredenzt er was Typisch Schottisches: einen Rusty Nail, der hauptsächlich aus Whisky besteht. Cheers!

Waldkraiburg — Typisch Schottisch - das ist neben Loch Ness, Hochlandrindern und Kilt auch Haggis. „Wir könnten Haggis kochen“, schlägt Jason McAllister vor und schüttelt sich dabei. „Aber nicht hier drin!“, widerspricht energisch Thomas Kozel, Chef vom Patini, dem zweiten Wohnzimmer von Jason. Beide lachen, denn der Geruch von gekochten Schafs-Innereien würde wohl die Gäste vertreiben. Darum gibt es lieber was mit Whisky. „Rusty Nail“ heißt die Kreation und die hat es in sich: 4cl Famous Grouse und 2 cl Drambuie (Whisky-Likör) auf Eis.

Schotte Jason McAllister mixt sich im „Patini“ in Waldkraiburg einen „Rusty Nail“ mit Whiskey.

Klischees mit guter Laune bedienen

Schotten und Bayern - das passt gut zusammen. „Wir mögen Bier und Schnaps, ihr auch. Wir haben den Schottenrock - ihr die Lederhos‘n. Wir mögen die Engländer nicht - ihr die Preiss‘n nicht“, bringt der 51-Jährige die Gemeinsamkeiten auf den Punkt. Natürlich mit einem frechen Augenzwinkern. Klischees bedienen könne man eben auch mit guter Laune. Und die ist bei Jason ab Werkseinstellung dabei.

Jason McAllister als Moderator beim Pub Quiz im Patini. Er tischt ein Geruchsrätsel auf.

So hat er nicht nur Erfahrungen als Clown und engagiert sich als Kinder-Pfarrer im Flamingo-Kostüm bei der Hope Church Munic, einer freikirchlichen Gemeinde. Mit den Menschen gemeinsam Spaß haben, das sei ihm als gläubiger Christ wichtig. Er wolle den Mitmenschen etwas zurück geben.

Besuch aus Dumfries

Und das macht der geborene Entertainer mit seinem mitreißenden Humor. Der Schotte, der im IT-Bereich arbeitet und seit 1996 in Deutschland lebt, ist in Waldkraiburg inzwischen bekannt wie ein bunter Hund - nicht zuletzt wegen seiner charmanten Moderation beim Pub Quiz im Patini. Da findet am Freitag, 14. Juni, ein Public Viewing samt EM-Auftakt-Feier im Nebenzimmer statt.

Moderatoren Jason Mc Allister (im goldenen Sakko) und Megan Kozel (rechts) beim 50. Pub Quiz.

Für Fußball interessiert sich Jason nicht so sehr, aber für die Geselligkeit und den Spaß, die solche Zusammenkünfte mit sich bringen. In der Eröffnungswoche der EM bekommen er und seine Familie - das sind seine Frau Daniela und die Töchter Cara und Cae - Besuch aus Dumfries von Jasons Mum Avril, seinem Bruder Andrew und den Nichten Lacey und Madison. Mit ihnen werden sie auch mal die Fanmeile am Olympiapark besuchen. „Im Patini feiern wir alle gemeinsam - wenn Schottland gegen Deutschland verliert“, lacht er.

Trikot-Verbot in schottischen Kneipen

Als er in Dumfries aufwuchs, war Fußball ein Riesen-Thema. „Der Kult war etwas nervig. Die Fan-Gruppierungen von rivalisierenden Vereinen nahmen das Ganze etwas zu ernst“, erinnert er sich. Die großen Gegner waren die Anhänger der Celtics, meistens Katholiken, und die der Glasgow Rangers, hauptsächlich Protestanten - gleich mehrere Gründe, sich aufzustacheln. „Wenn du im falschen Fußball-Shirt in die Kneipe gegangen bist, hast du schnell große Probleme bekommen. Darum wurde ein Trikot-Verbot erlassen - wegen des gesellschaftlichen Friedens“, erinnert sich Jason.

Frotzeln und lustige Schimpfwörter

Er bevorzugt, dass die Leute friedlich aufeinander treffen und miteinander eine gute Zeit haben. Gerade in Kneipen komme man in Schottland schnell mit den Menschen ins Gespräch. Der trockene Humor und der Dialekt mit seinen vielen bildhaften Ausdrücken führe dazu, dass man sich häufig ein „banter“ liefert (zu Deutsch Geplänkel, Anm. d. Red.). „Wir begrüßen uns mit wohlmeinenden Schimpfwörtern und keiner ist beleidigt. Wir piesacken uns gegenseitig und das geht wie Ping-Pong hin und her“, sagt Jason. Ein sprachliches Ritual, das es in vielen Kulturen gerade bei Männerfreundschaften gibt, die nichts erschüttern kann.

Die Bayern mag er auch gerade wegen ihres Humors und der Sprache. Doch auch wenn er schon sehr viel länger in Deutschland lebe, als er in Schottland daheim war, sagt Jason, Witze in der Muttersprache zu machen, sei nochmal in anderes Lebensgefühl. Darum freue er sich so sehr, dass er nun einen weiteren Schotten in Waldkraiburg gefunden habe, mit dem er so richtig schön Frotzeln könne.

Bayerische Berge statt Highlands

Die Mundart hierzulande ist ihm inzwischen auch sehr ans Herz gewachsen. Er findet gar, dass sich der Bairische und der Schottische Dialekt ähneln. Und er mixt seinen Akzent mit bairischen Ausdrücken. Auch liebe er die Landschaft in Bayern mit seinen Bergen, darum vermisse er die Highlands nicht. Und seinen Schottenrock, den kann er auch in Waldkraiburg tragen. Gelegenheiten findet er immer. Etwa bei der Moderation des Pub Quiz. Oder wenn er einen „Rusty Nail“ mixt.

Teuren Whisky nie auf Eis

Als moderner Schotte trägt er den Kilt stilecht mit Stiefeln von Doc Martens. Die kleine Ledertasche am Bauch, der Sporran, enthält seinen Angaben zufolge meist einen Flachmann, persifliert er seine Rolle weiter. Aber beim Whisky wird er ernst. Es wäre ein Frevel, einen guten und teuren Tropfen, wie etwa einen Lagavulin auf Eis zu trinken. „Egal ob rauchig oder torfig - das ist wurscht. Whisky ist ein wärmendes Getränk“, so McAllister. Kühle man es törichterweise herunter, gebe es einen Konflikt mit der eigenen Körpertemperatur. „Das ist ein gemütliches Getränk und das mag es auch gemütlich.“ Bei einem Whisky-Cocktail allerdings sei das etwas anderes. Diesen ordne er als Erlebnisgetränk ein.

Schotte Jason McAllister mit seinem „Rusty Nail“, der schnell ins Blut geht.

Bei günstigeren Produkten wie Famous Grouse, einem nicht Malt, rät er, ein paar Tropfen Wasser ins Glas zu geben, damit sich die Aromen entfalten und ihn weicher machen. „Die beste Art, billigen Whisky zu trinken, ist in einem Rusty-Nail“.

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