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Bund Naturschutz Waldkraiburg

Benjamin und Otto: Zwei kleine Rinder kommen als Landschaftspfleger ganz groß raus

Bettina Rolle mit den Dahomeys Benjamin und Otto.
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Bettina Rolle mit den Dahomeys Benjamin und Otto.

Rinder, Pferde und Schafe: Der Bund Naturschutz setzt auf Tiere als Landschaftspfleger. Bei Innthal in der Nähe von Waldkraiburg kommt ein neues Projekt hinzu. Das macht es so besonders.

Waldkraiburg – Ganz leise hört man sie durch das Gras stapfen, dann tauchen vorsichtig hinter dem hohen Springkraut zwei schwarze Köpfe auf. Es sind Benjamin und Otto, zwei Dahomey-Zwergrinder, die hier auf der Weide nahe des Weilers Innthal umherstreifen. Ein Beweidungsprojekt vom Bund Naturschutz.

Kurz zögern sie, doch dann ist ihre Lust auf Futter doch zu groß und sie kommen näher. Zwei Schüsseln hat Bettina Rolle den beiden kleinen Rindern vorbereitet: „Sie sind sehr scheu“, sagt die Ortsvorsitzende vom Bund Naturschutz. Streicheln lassen sie sich nicht so gerne, aber das ist auch gar nicht ihre Aufgabe.

Platz für neue Pflanzen und Tiere

Sie halten auf einer etwas abgelegenen Weide in Innthal das Gras kurz, ihre Trittspuren halten die Flächen zusätzlich offen. Und machen damit Platz für neue Pflanzen und Tiere. Ganz im Sinne des Beweidungsprojekts vom Bund Naturschutz.

„Mit den Beweidungsprojekten können wir mit relativ kleinem Einsatz enorm viel für die Artenvielfalt tun. Die Weidetiere schaffen mit ihrem Fress- und Wanderverhalten in kurzer Zeit eine neue Landschaft, in der sich kurz gefressene Flächen mit buschigen Zonen abwechseln“, erklärt Bettina Rolle. So würden unterschiedliche Lebensräume und Rückzugsmöglichkeiten für Feldhasen, Igel, Frösche, Unken und Vögel entstehen. Erste Erfolge lassen sich bereits erkennen.

Es ist nicht das einzige Weide-Projekt, das die Kreisgruppe vom Bund Naturschutz in den vergangenen Jahren angestoßen hat. Insgesamt gibt es zehn Weide-Projekte, manche von ihnen bereits seit Jahren. Modellhaft für eine gelingende Partnerschaft zwischen Naturschutz und Landwirtschaft steht zum Beispiel das Projekt in Jettenbach: Seit rund 20 Jahren bereichern hier Rinder die Kulturlandschaft. Ziegen als Landschaftspfleger sind in der Bund Naturschutz-Kiesgrube bei Haigerloh im Einsatz.

Großteil der Weide ist offen

Die wilde Weide in Innthal ist ein weiteres Projekt: Rund ein Hektar sind für die „Auweide“ eingezäunt. Auch wenn das Springkraut stellenweise noch hoch wächst, ein Großteil der Weide ist offen. „Zuerst standen Murnau-Werdenfelser Rinder auf der Weide, die hier alles abgefressen hatten“, sagt Bettina Rolle. Weil damit aber bald das Futter für die großen Rinder knapp wurde, zogen Benjamin und Otto auf die Weide. „Die kleine Rinder-Rasse ist sehr interessant für ein Beweidungsprojekt. Denn wegen ihrer Größe und ihres geringeren Gewichts hinterlassen sie weniger Trittschäden als eine große Kuh“, erklärt Bettina Rolle.

Dahomeys sind robuste Zwerge, die ursprünglich aus dem westafrikanischen Benin stammen. Sie sind die kleinste Rinder-Rasse der Welt, deren Größe nicht durch Zucht, sondern durch Anpassung entstanden ist. Die Tiere sind robust gegenüber Hitze und Kälte und sind sehr genügsam. Sie sind aber keine Hochleistungs-Nutztiere, die Milch reicht zur Kälberaufzucht und der Fleischertrag ist gering. Heute werden sie vor allem als Liebhaber-Rasse und Landschaftspfleger gehalten. Mit einer Größe von 80 bis 105 Zentimetern Größe reichen die kleinen Rinder Bettina Rolle gerade einmal bis zur Hüfte.

Habitat für Gelbbauchunke

Benjamin und Otto bleiben aber nicht allein, ein drittes Rind soll ihnen bald Gesellschaft leisten. Die können sie gut gebrauchen, denn ihre Aufgaben wachsen. „Das Weide-Projekt im Innthal wird ausgedehnt.“ Nur wenige hundert Meter weiter am Hang entlang soll die neue „Weide an der Mühlau“ eingezäunt werden. An der Böschung entlang zieht sich die rund 2,4 Hektar große Fläche, die eine Quelle und ein Habitat für die Gelbbauchunke beherbergt.

Ganz allein werden die drei Rinder aber dem nachwachsenden Gras und Kraut nicht nachkommen. Deshalb kriegen sie Unterstützung: Drei Pferde und drei Schafe hat Bettina Rolle noch. „Wir fangen hier langsam an, aber der Sinn des Ganzen ist ganz klar: die Rückkehr der Arten zu ermöglichen“, erklärt sie zuversichtlich. Denn bei guten Bedingungen würden sich diese von allein einstellen. Für die Zukunft seien Korridore aus Vogelschutzhecken wichtig, um die natürlichen Lebensräume zu verbinden und den Arten den Austausch zu ermöglichen.

Filmemacher Jan Haft im Cinewood

Der Bund Naturschutz holt den Filmemacher und Buchautor Jan Haft („Die Wiese“) nach Waldkraiburg. Jan Haft ist Träger zahlreicher Film- und Fernsehpreise und wurde mehrmals für den Grimme-Preis nominiert. Haft war in über 30 exotischen Ländern unterwegs, er hat über 75 Fernsehproduktionen und bereits vier Kinofilme gedreht. Am Sonntag, 5. November, wird sein Film „Was ist Wildnis?“ im Cinewood Waldkraiburg bei einer Matinee um 11 Uhr vorgestellt. Der Filmemacher geht der Frage nach, was wir unter Wildnis verstehen und ob es noch Wildnis gibt. Dazu braucht es aber wilde Weiden mit großen Weidetieren wie Rinder, Pferde und Büffel. Die Matinee bietet auch die Gelegenheit mit Regisseur Jan Haft, dem Beweidungsexperten Dr. Andreas Zahn vom Bund Naturschutz sowie dem Büffel- und Rinderhalter Matthias Reißaus zu diskutieren.

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