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Mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet

Unvermittelter Angriff auf der Straße: So rettete Carina Sawilla zwei Leben

Carina Sawilla aus Waldkraiburg hat es hautnah erlebt, dass Zivilcourage nicht selbstverständlich ist.
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Carina Sawilla aus Waldkraiburg hat es hautnah erlebt, dass Zivilcourage nicht selbstverständlich ist.

Ministerpräsident Markus Söder hat im September 67 Lebensretter geehrt. Eine von ihnen ist Carina Sawilla aus Waldkraiburg. Das ist ihre Geschichte.

Waldkraiburg – Es war ein großer Tag für Carina Sawilla. Die Waldkraiburgerin wurde am 21. September in München mit 67 anderen Menschen von Ministerpräsident Dr. Markus Söder als Lebensretterin geehrt. Die 33-Jährige erhielt die Christophorus-Medaille, weil sie sich schützend vor ihre schwangere Schwester stellte, als diese in Mühldorf plötzlich von einem unbekannten Mann attackiert wurde, der sogar ein Messer zog. Hier ist die Geschichte der mutigen jungen Frau.

Der Sommerurlaub stand vor der Tür. Carina Sawilla wollte sich ein paar neue Kleidungsstücke zulegen, bevor sie in die Ferien startete. Die Waldkraiburgerin nahm ihre hochschwangere Schwester Silke am 17. August 2021 nach Mühldorf zum Einkaufsbummel mit. Die zwei gut gelaunten jungen Frauen verließen am späten Nachmittag den Stadtplatz. Sie gingen bei h&m durch das Tor in Richtung Parkplatz.

Mit voller Wucht in den Bauch

Genau hier geschah das Unfassbare, wie die Erzieherin berichtet: „Ich ging einen Schritt vor meiner Schwester als ich sie plötzlich schreien hörte. Ich drehte mich sofort um und sah, wie ihr ein Mann mit voller Wucht seinen Fuß in den Bauch stieß. Zusätzlich traktierte er das Gesicht meiner Schwester mit Faustschlägen. Ohne nachzudenken, warf ich mich sofort dazwischen, um das Baby und Silke zu schützen. Es sind mehrere Leute um uns herum gestanden, aber niemand schritt ein“, bedauert die 33-Jährige bis heute.

Die werdende Mutter lag bereits am Boden. Carina wurde vom Täter ebenfalls geschlagen und sie sagt: „Ich habe laut geschrien, es soll doch jemand einen Notruf absetzen.“ Endlich kam den Schwestern ein Mann zu Hilfe. Als dies der Täter registrierte, zog der plötzlich auch noch ein Messer. Schaudernd erinnert sich Carina an diese fürchterliche Situation. „Ich stand dem Täter regungslos gegenüber. Angst spürte ich seltsamerweise keine. Gott sei Dank näherte sich ein weiterer Mann, den der Täter aber nicht bemerkte. Dem mutigen Passanten gelang es, unserem Peiniger das Messer zu entreißen.“

In diesem Durchgang am Mühldorfer Stadtplatz passierte der Angriff.

Wie die 33-Jährige ferner erzählt, hätten sich junge Mädchen um ihre Schwester gekümmert, bis Notarzt und Polizei eintrafen. Ganz arg war es für Carina, als Silke immer wieder rief: „Ich spüre mein Kind nicht mehr.“ Die Schwangere wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Das Baby kam zwei Wochen später zur Welt. Zwar früher als geplant, aber gesund. „Als ich mich nach der Geburt mit eigenen Augen von der Unversehrtheit des Neugeborenen überzeugen konnte, fiel mir der sprichwörtliche Stein vom Herzen“, so die Waldkraiburgerin. Lächelnd betont sie: „Zwischen dem Kind und mir besteht eine ganz besondere Beziehung. Gerade so, als ob das kleine Wesen spüren würde, welches Erlebnis wir gemeinsam durchstehen mussten.“

Nachwirkungen auch noch zwei Jahre danach

Obwohl diese Schreckenstat nun schon zwei Jahre zurückliegt, kämpfen die Schwestern immer noch mit Nachwirkungen, gerade auch auf psychischer Ebene. Man werde als Opfer ziemlich alleine gelassen, findet Carina Sawilla und beklagt: „Um vieles mussten wir uns selber kümmern. Nicht mal die zu Bruch gegangene Brille meiner Schwester wurde ihr ersetzt.“

Worüber die Waldkraiburgerin aber froh ist: „Ich hatte letztendlich eine sehr kompetente Psychologin an meiner Seite, die mir half mit diesem Drama einigermaßen abschließen zu können.“ Außerdem trug der liebevolle Kontakt zu Familie und Freunden maßgeblich dazu bei, den Überfall zu verarbeiten. Auch der Sport und ihre Arbeit im Kindergarten halfen der 33-Jährigen, den Kopf wieder freizubekommen.

Dunkle Gedanken mussten und müssen immer noch vertrieben werden. Wie die Erzieherin schildert, hatte sie in den ersten Wochen nach der Tat Probleme, alleine auf die Straße zu gehen. „Wenn mir ein Mann entgegenkam, wechselte ich sogar später noch an manchen Tagen die Straßenseite.“ Ihre Schwester Silke vermeidet es bis heute, den Stadtplatz in Mühldorf zu betreten.

„Zivilcourage ist nicht selbstverständlich“

Carina Sawilla ist den beiden tapferen Männern unendlich dankbar, die ihr und ihrer Schwester zur Seite standen. „Zivilcourage ist keineswegs selbstverständlich, das mussten wir leider hautnah erleben.“

Die Ehrung durch den bayerischen Ministerpräsidenten berührte die Erzieherin zutiefst. „Dass mich neben meiner Mutter auch noch Bürgermeister Robert Pötzsch sowie der stellvertretende Landrat Richard Fischer nach München begleiteten, empfand ich als sehr wohltuend.“

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