Ministerpräsident Markus Söder verleiht Medaillen
„Vorbilder und Mutmacher“: Wie eine Erzieherin aus Mühldorf zur Lebensretterin wurde
Sie retteten andere Menschen vor dem Tod - und brachten sich dabei teils selbst in Lebensgefahr. Jetzt wurden 67 Menschen mit einer Helden-Medaille geehrt. Unter ihnen ist auch eine Frau aus Mühldorf. Das sind ihre Geschichten.
München – „Ich kenne viele selbst ernannte Helden. Aber Sie sind echte Helden. Sie haben Ihr Leben aufs Spiel gesetzt!“ Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war voll des Lobs für die bayerischen Retter, die er am 21. September in München im Antiquarium der Residenz mit Medaillen und Urkunden ehrte. 19 Personen erhielten die Rettungsmedaille, weil sie ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben, 48 Personen die Christophorus-Medaille – diese wird vergeben, wenn jemand unter besonders schwierigen Umständen einen anderen Menschen vor dem Tod rettet.
„Man fragt sich hinterher: Warum war gerade ich dort?“
Alle Fälle wurden dem Publikum vorgestellt, wobei es keinen Fall gab, der nicht dramatisch gewesen wäre. Wie etwa der von Jens Pietzner (44) aus Haimhausen (Kreis Dachau). Der Arzt beobachtete am zugefrorenen Alatsee im Allgäu, wie nacheinander ein Hund und sein Herrchen ins Eis einbrachen.
Pietzner rannte zum Ufer, rief den Rettungsdienst. Von einem Beamten der Alpinpolizei, der mit einem Steigseil in der Nähe war, ließ er sich anbinden und robbte, einen Ast in der Hand, auf den Ertrinkenden im Eisloch zu. Es brauchte drei Versuche, doch letztlich konnte er den Mann herausziehen. Dem Hund war nicht zu helfen. Das Besondere: Pietzner ist geübter Eisbader, kennt sich mit der Beschaffenheit von Eis aus. „Man fragt sich hinterher: Warum war gerade ich dort? War es Vorsehung?“, sagte Markus Söder dazu in seiner Ansprache.
Carina Sawilla aus Mühldorf: „Ich hatte in dem Moment keine Angst“
Warum, das fragt sich auch Carina Sawilla (33). Die Erzieherin aus Mühldorf und ihre hochschwangere Schwester gingen am helllichten Tag in der Stadt spazieren, als aus dem Nichts ein Mann die Schwangere angriff und versuchte, mit einem Messer auf sie einzustechen. Carina warf sich ohne nachzudenken vor die Schwester. „Ich hatte in dem Moment keine Angst, hatte nur das Baby im Kopf“, erzählt sie. Zwei Männer sprangen ihr schließlich zur Seite, sodass der Angreifer entwaffnet und verhaftet werden konnte – alle drei erhielten die Rettungsmedaille. Der Vorfall ließ Sawilla und ihre Schwester lange nicht los. Zwar wurde das Kind gesund geboren, doch beide sind noch in psychologischer Behandlung. „Der Schock sitzt tief“, sagt die Retterin, „vielleicht hilft die Veranstaltung heute ein wenig.“
„Ein Glück, er ist in Ordnung.“
Die Rettungsmedaille erhielt auch Thomasz Galka (43). Der Hauptkommissar sah, wie ein zwölfjähriger Schüler am Münchner Ostbahnhof aufs Bahngleis stürzte, als eine S-Bahn anrollte. „Der Junge war so in sein Handy vertieft, dass er einen Schritt zu viel zurückging. Ich hatte die Wahl: ihn am Kragen aus dem Gleisbett ziehen oder zusehen, wie er überfahren wird.“
Galka zog das Kind mit aller Kraft nach oben. Als die S-Bahn einfuhr, wurde er selbst auf den Bahnsteig geschleudert. Den letztlich zwischen S-Bahn und Bahnsteig eingeklemmten Jungen zogen dann andere Passanten vollständig heraus. Galka: „Als der Kleine geschockt losheulte, dachte ich: Ein Glück, er ist in Ordnung.“
Und auch sie erhielten die Christophorus-Medaille: Fünf Männer aus Pöcking kamen einem Mann zu Hilfe, der das Hochwasser in einer Unterführung unterschätzt hatte. Der Mann ging mit seinem Auto unter, die fünf Bauhof-Mitarbeiter tauchten zu ihm, öffneten die Tür und zogen ihn aus dem Wagen. „Zum Glück war es nass, aber nicht kalt“, sagen die Ausgezeichneten. Markus Söder schloss: „Sie alle sind Vorbilder und Mutmacher in schweren Zeiten. Wir sind stolz auf Sie.“ Alle Retter wurden hinterher zu einem Empfang geladen.



