Ehrenurkunde der Stadt Waldkraiburg
Brennende Nachbarin gelöscht: Familie Bauer für ihre mutige Tat ausgezeichnet
Nicht nachgedacht, sondern einfach nur losgerannt ist die Familie Bauer, als sie Feuer beim Nachbarhaus sieht. Doch nicht eine Hecke, wie zunächst vermutet, sondern die Nachbarin hatte am 7. März Feuer gefangen. Für ihre mutige Tat hat die Stadt Waldkraiburg die Familie Bauer nun ausgezeichnet.
Waldkraiburg - Es sind Minuten, in denen man als Mensch nur funktioniert, nicht lange überlegt und schon gar nicht zögert. Dafür bleibt nämlich keine Zeit, wenn man beim Nachbarn im Garten Feuer entdeckt hat. Petra Bauer und ihr Sohn Stefan sind sofort losgerannt, als Stefan die brennende Hecke auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen hat. Zumindest meinte er, dass es eine Hecke war. Seine Mutter schnappte sich nur noch einen Eimer, denn sie wusste, dass am Haus gegenüber ein volles Regenfass steht.
Doch auf der anderen Straßenseite stellt sich alles anders dar, als es Petra Bauer und ihr Sohn Stefan an diesem 7. März erwartet hätten: Die Haustüre offen, die Nachbarin sitzt auf der Treppe vor dem Hauseingang, an den Beinen stand sie in Flammen. Die 77-Jährige ist starr vor Schreck, schreit nicht, schaut Petra Bauer an und sagt nur, dass sie Hilfe benötige.
Feuer hat im Flur bereits um sich gegriffen
„Ich hatte in dem Moment an nichts gedacht. Nur daran, das Wasser nicht direkt über meine Nachbarin zu schütten“, erinnert sich Petra Bauer, als sie damit angefangen hat, die Flammen zu bekämpfen. Gleich danach geht es im Flur weiter, dort hatte das Feuer bereits um sich gegriffen. Nur eine Minute später ist auch ihr Mann Thomas vor Ort und hilft beim Löschen.
Von diesem Moment an geht alles Schlag auf Schlag: Sohn Stefan holt weitere Nachbarn zur Hilfe, Petra bittet Fußgänger, den Notruf zu verständigen und Thomas Bauer läuft immer wieder in den Hausflur, um das Feuer zu löschen. „Der Schrank, die Decke, die Holzverkleidung - das hatte schon Feuer gefangen. Der Flur war voller Qualm. Mein Gedanke war nur, die Luft anzuhalten, wenn ich drin bin“, erzählt Thomas von seinem Löscheinsatz.
Seine Frau und Nachbarn sorgen für den Wassernachschub. Ein paar Minuten später - noch bevor die Feuerwehr am Einsatzort ist - gelingt es, die Flammen zu löschen. Auch die Frau wird schnell notärztlich versorgt. Dazu werden sogar noch die Autos auf der Straße in die Einfahrt der Familie Bauer umgeparkt, damit Platz für die Einsatzkräfte ist.
Beim Löschen hat sich Petra Bauer eine leichte Rauchvergiftung zugezogen. Alle anderen Helfer blieben an diesem Nachmittag unverletzt. Die 77-jährige Nachbarin hatte sich bei dem Brand schwere Verletzungen zugezogen, musste mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht werden. Wenige Tage nach dem Brand ist sie verstorben.
„Die Rettungskette hat richtig funktioniert“
Keine Frage, sie und ihre Familie würden jederzeit wieder so handeln und schnell zur Hilfe eilen. Was wäre, wenn sie nicht so schnell reagiert hätten? Eine Frage, die sie auch Wochen nach dem Brand immer wieder umtreibt. „Das ist ein Reihenhaus mit fünf Parteien. Was hätte alles passieren können, wenn das Feuer nicht rechtzeitig erkannt worden wäre.“ Den Rauch hatte Petra Bauer nicht wirklich wahrgenommen, nur das Feuer, das im Flur mit den Holzmöbeln weiter um sich greifen kann.
„Man funktioniert, ohne zu überlegen. Da denkt man nicht an die eigene Gesundheit“, erzählt Petra Bauer. Sie war barfuß zum Nachbarhaus gelaufen. Erst nach den Löscharbeiten kommt Thomas Bauer wieder in den Sinn, dass im eigenen Haus ein Feuerlöscher liegt. „Aber den zu holen, das hätte zu lange gedauert.“ Die Nachbarn, die Spaziergänger - alle, haben sie dabei geholfen, den Brand zu löschen und die Einsatzkräfte zu verständigen. „Die Rettungskette hat richtig funktioniert, wir hatten eine sehr gute Unterstützung bekommen“, sagt das Ehepaar.
„Sie haben sehr beherzt eingegriffen“, lobte der damalige Feuerwehr-Einsatzleiter Mario Englmeier nach dem Brand das Verhalten der Nachbarn. Dadurch hätten sie nicht nur der Frau schnell helfen können, sondern auch einen größeren Brand verhindert. Ein couragiertes Verhalten, das nun auch die Stadt würdigte. In der jüngsten Sitzung des Stadtrats überreichte Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) die Ehrenurkunde der Stadt Waldkraiburg an die Familie Bauer.
Pötzsch würdigte die „mutige Tat“ der Drei. „So viel Zivilcourage würde man sich von allen wünschen.“ Geistesgegenwärtig hätten sie reagiert, die richtigen Maßnahmen ergriffen, ohne gleichzeitig auf die eigene Gesundheit zu achten. „Damit haben sie Schlimmeres verhindert.“ Die Stadt hat die Familie auch für die Verdienstmedaille vorgeschlagen. Vom Stadtrat und den Zuhörern gab es stehende Ovationen für die mutige Tat der Familie Bauer.