Nach Absage des Reha-Sportvereins
„Dabei wäre es so wichtig“: Fehlender Blindensport in Waldkraiburg - gibt es nun eine Lösung?
Auch blinde und sehbehinderte Menschen wollen Sport machen, brauchen ihn. Doch bislang fehlt in Waldkraiburg ein entsprechendes Angebot. Vom Reha-Sportverein kam jetzt zwar eine Absage, aber die Blinden können trotzdem auf eine baldige Lösung hoffen.
Waldkraiburg - „Ein Sportangebot für Blinde. Das fehlt. Dabei wäre es so wichtig“, sagt Christine Böhm. Ihr Lebensgefährte, Josef Gandlgruber (73), leidet unter einer altersbedingten Makula und hat nur noch zwei Prozent Sehleistung: „Ich sehe nur noch außen, was sich bewegt. Wenn ich Sie direkt ansehe, sehe ich Sie nicht.“
Offene Türen bei Bürgermeister Robert Pötzsch
Christine Böhm richtete ihren Wunsch auch an Bürgermeister Robert Pötzsch. Damit rannte sie bei ihm und der Behindertenbeauftragten der Stadt, Stephanie Pollmann, offene Türen ein. Ihre Worte waren noch nicht ganz verklungen, da fragte Pötzsch schon bei Michael Bartesch, dem Vorsitzenden des Reha-Sportvereins, an: „Er ist unser Verein in Waldkraiburg, bei dem Menschen mit Behinderung oder mit körperlicher Beeinträchtigung sich unter Anleitung und ohne Druck sportlich betätigen können.“
Sport ist wichtig. „Man muss in Bewegung bleiben, damit der Körper nicht einschläft“, erzählt Gandlgruber. Das hat er jetzt auf Reha erst wieder erlebt. „Da haben wir sehr viel Sport gehabt. Das war gut.“ Dort machte er unter anderem Kraftsport, fuhr Rad und war Schwimmen. „Das hat gut getan.“ Das würde er daheim in Waldkraiburg gerne fortsetzen.
Regelmäßiges Training und Austausch mit anderen Betroffenen
„Einmal in der Woche wäre gut.“ Die Regelmäßigkeit wäre wichtig, nicht nur für den Körper, sondern auch für den Austausch mit anderen Betroffenen. Den hat Gandlgruber bislang nur einmal im Monat bei einem Blindenstammtisch - in Mühldorf.
Bittere Nachricht vom Reha-Sportverein
Doch am Dienstag (18. April) hatte Bürgermeister Pötzsch im Stadtrat eine bittere Nachricht zu überbringen: Der Reha-Sportverein werde keinen Blindensport anbieten. Der Vorsitzende Bartesch in seinem Schreiben an Bürgermeister Pötzsch: „Weil es uns an weiteren Übungsleitern und an entsprechenden Räumlichkeiten fehlt, können wir hier keine neue Reha-Gruppe für diesen Personenkreis anbieten oder in näherer Zukunft installieren.“
Pötzsch bedauert das: „Ich verstehe aber natürlich auch die Gründe, warum der Verein kein zusätzliches Angebot für sehbehinderte Menschen auf die Beine stellen kann.“ Er werde an dem Thema dran bleiben. Betroffene Personen könnten aber, so Stephanie Pollmann, mit einer Begleitperson selbstverständlich auch so an dem Programm des Reha-Sportvereins teilnehmen.
Alexandra Schlesag möchte Lücke füllen
Die Hoffnung auf speziellen Blindensport lebt dennoch fort: Während der Reha-Sportverein abwinkt, möchte Alexandra Schlesag von Alexandras Trainingsplatzl diese Lücke füllen: „Ich sehe es als meine Aufgabe, jemanden dahin zu bringen, dass er machen kann, was er machen möchte.“ Unabhängig von dessen Voraussetzungen.
Sie hat bereits Erfahrungen im Reha- und Behindertensport. Daher war sie, als sie angefragt wurde, offen für den Blindensport. „Ich kann davon als Trainer ebenfalls nur lernen, besser zu kommunizieren und zu erklären.“ Wie das Training aussieht, werde auch von den Teilnehmern abhängen: Es könne Kraftsport mit oder ohne Betreuer sein, Sturzprophylaxe oder Geh- und Orientierungsübungen. Auch ein anschließender Plausch unter den Teilnehmern sei denkbar.
Erste Informationsveranstaltung
Um den Bedarf und die Nachfrage zu ermitteln, gibt es am Donnerstag, 20. April, um 15.30 Uhr in Alexandras Trainingsplatzl, Reichenberger Straße 7, eine Informationsveranstaltung. Das teilte Stadträtin Martina Arnusch-Haslwarter (SPD) am Ende der jüngsten Stadtratssitzung mit. „Ich freue mich schon darauf“, sagt Schlesag, ebenso Christine Böhm und natürlich Josef Gandlgruber.