Nach dem abgelehnten Bürgerbegehren
Aus Wut wird Tatkraft: Unterreiter gründen Bürger-Initiative gegen geplante Funkantennen
„Enttäuscht“ und „eiskalt abgeblitzt“: So fühlten sich viele Unterreiter, nachdem das Bürgerbegehren gegen die Funkantennen abgelehnt wurde. Für die Sewalds ist die Sache damit nicht vom Tisch. Sie haben eine Initiative gegründet. Wie es jetzt weiter geht und was der Bürgermeister dazu sagt.
Unterreit – Es war schon fast ein kleiner Skandal, als in Unterreit vor wenigen Wochen das Bürgerbegehren rund um die geplanten Funkmasten im Gemeinderat abgelehnt wurde. Initiiert von Markus Sewald und Suza Ramsauer-Sewald hatte es zum Ziel, die angedachten Standorte auf dem Feuerwehrhaus in Wang, am Bauhof und neben dem Unterreiter Kindergarten zu verhindern. Aufgrund von Formfehlern musste das Gremium das Begehr ablehnen.
Für die Sewalds, die Sprecher der 300 Bürger, die gegen die Funkantennen unterschrieben haben, ein absolutes Unding. „Eiskalt abgeblitzt“ seien sie, diese Aussage hatten die Sewalds kurz danach gegenüber dem OVB geäußert. „Das sind viele Emotionen hochgekocht“, erklärt Ramsauer-Sewald.
Immer noch herrscht bei dem Ehepaar und vielen Bürgern Unverständnis über die Vorgehensweise der Gemeinde. „Selbst wenn das Begehren abgelehnt werden musste, die Intention war klar“, meint Sewald. „300 Unterschriften waren ein klarer Auftrag an den Gemeinderat, nochmal über das Thema zu diskutieren.“ Stattdessen herrsche Funkstille zwischen der Verwaltung und dem Ehepaar. „Ein Dialog findet quasi nicht statt.“ Nach der Ablehnung des Begehrens hätten sie nicht einmal einen Anruf des Bürgermeisters bekommen. „Das finde ich sehr enttäuschend“, so Sewald.
Aus Wut wird Tatkraft
Inzwischen habe sich die Wut des Ehepaars aber in Tatkraft gewandelt – und nicht nur bei ihnen. Denn es habe sich eine „richtige Initiative“ gebildet. „Wir bekommen viel Unterstützung. Sehr viele Unterreiter waren schockiert über die Art und Weise, wie die Gemeinde mit uns umgegangen ist“, erzählen sie. Inzwischen würden etwa 15 Personen gemeinsam gegen die geplanten Standorte kämpfen. Was die Sewalds dabei besonders freut: Die Beteiligten würden dabei nicht nur aus Wang und Unterreit kommen, sondern auch aus Stadl und Grünthal. „Das hat uns sehr überrascht, denn die beiden Ortsteile sind ja gar nicht betroffen.“
Die Initiative verfolgt dabei ein konkretes Ziel: Ein neues Bürgerbegehren soll die Kommune zu Verhandlungen mit der Telekom zwingen. Außerdem soll nach weiteren Standorten, die sich 400 Meter entfernt von der nächsten Wohnbebauung befinden, gesucht werden.
Von ersten Erfolgen können die Sewalds schon berichten. Bei einem Anruf habe die Telekom gegenüber dem Ehepaar Verhandlungsbereitschaft signalisiert. „Das hat uns wirklich überrascht, auch angesichts der Tatsache, dass vonseiten der Gemeinde immer auf die bestehenden Verträge verwiesen worden“, zeigt sich Ramsauer-Sewald freudig. „Es hieß immer, dass es unmöglich ist, die Standorte zu verschieben, aber wie es scheint, stimmt das so nicht. Zumindest ist die Telekom bereit, sich an einen Tisch zu setzen“, meint auch Sewald. Ein Termin hierfür werde es Mitte September geben.
Für das erneute Bürgerbegehren haben sich die Sewalds zusätzlich noch anwaltliche Unterstützung gesucht. „Dafür, dass es ‚Bürgerbegehren‘ heißt, ist die Umsetzung sehr kompliziert. Es ist traurig, dass man sich extra einen Juristen suchen muss“, so Ramauser-Sewald. Doch abschrecken lassen will sich das Ehepaar davon nicht. Bald wollen sie wieder losziehen und weitere Unterschriften sammeln.
Offen für ein neues Bürgerbegehren
Christian Seidl, Rathauschef in Unterreit, zeigt sich offen für eine neues Begehren, wie er auf Anfrage erklärt. Für die Gemeinde sei es zwar erneut mit Arbeit verbunden, „aber es ist das gute Recht der Sewalds, sich für ihr Anliegen einzusetzen. Außerdem ist es eine gute Sache, wenn sich Bürger für Bürger stark machen.“ Auch einen „runden Tisch“ mit der Telekom und der Initiative begrüße er. „Nach der Urlaubszeit werde ich alle Beteiligten anschreiben, damit wir uns zusammensetzen und nochmal über das Problem sprechen können“, versprach Seidl.
Ob eine Standortverschiebung allerdings ohne Weiteres möglich sei, bleibe fraglich. „Ich habe aufgrund des ersten Begehrens noch einmal mit unserem Berater von der Telekom gesprochen“, berichtet der Rathauschef. Grundsätzlich gebe es zwar einen Standort zwischen Wang und Oberreith, der sich wie gefordert 400 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt befinde. „Allerdings ist dort nichts erschlossen, das müsste die Kommune übernehmen. Eine große finanzielle Belastung für uns“, so Seidl. Auch die Telekom bewerte den Standort als „ungünstig“, da hier einige Personen ohne Netz bleiben würden.

