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Schnaitseerin Lisa Plank deckt auf

Undercover im Innern der rechten Szene: „Ich verdränge die Gefahr ein bisschen“

Collage: Links: Investigativ-Journalistin Lisa Plank; Rechts: Lisa Plank undercover auf Demo von Identitärer Bewegung.
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Lisa Plank, ursprünglich aus Schnaitsee, schafft es während ihrer Recherche tief ins Innere der Rechtsextremen Identitären Bewegung. Was hat die Investigativ-Journalistin besonders schockiert?

„Es bräuchte in Deutschland ein Srebrenica 2.0.“ Die gebürtige Schnaitseerin Lisa Plank steht einer Frau von der AfD gegenüber, die gerade im Gespräch den Holocaust leugnet. Die Identitäre Bewegung lädt zu Boxkampf, Demo und Party nach Wien. Lisa ist fassungslos. Das darf sie aber nicht zeigen, sonst fliegt sie auf. Die Investigativ-Journalistin war letzten Sommer undercover im Netzwerk der Rechten. Ihre schockierenden Ergebnisse stellt sie am Samstag (15. Februar) um 19 Uhr im Traunsteiner Hofbräuhaus vor. Was hat sie herausgefunden und hatte sie Angst? Wir haben vorab mit ihr gesprochen:

Schnaitsee/Traunstein/Berlin – „Die wirken auf den ersten Blick wirklich charmant und nett“, erzählt Lisa Plank. Der erste Eindruck wird schnell bröckeln. Zusammen mit einer Kollegin recherchiert die gebürtige Schnaitseerin für RTL und Stern im Innern der extremen Rechten.: der Identitären Bewegung. Die zwei Frauen nehmen über eine Chat-Gruppe Kontakt zu einer Kampfsportgruppe auf. Dann geht alles „erstaunlich schnell.“ Frauen seien immer sehr gern gesehen, erzählt Lisa, das sei gut für das Image der Bewegung.

Die Identitäre Bewegung: Nach Außen handsam, innen radikal

Gesichert Rechtsextrem: Das sagt der Verfassungsschutz über die Identitäre Bewegung und kommt zu dem Schluss: „Die Ideologie der Identitären Bewegung verletzt die grundgesetzlich geschützte Menschenwürde und das Demokratieprinzip.“ Sie treten nach Außen gern hip und modern auf, begreifen sich selbst als elitäre Gruppe unter den Rechten.

Vom althergebrachten Bild martialisch auftretender Springerstiefel-Nazis grenzen sie sich bewusst ab, um nicht abzuschrecken. Inhaltlich stehen sie aber in einer Linie mit anderen gewaltbereiten und demokratiefeindlichen Nazigruppen. Im deutschsprachigen Raum gilt der Österreicher Martin Sellner als ihre Galionsfigur. Auch ihn lernt Lisa Plank bei ihren Recherchen kennen.

Die Tarnung funktioniert - Vetrauen aufgebaut

„Wir haben damit gar nicht gerechnet“, erzählt Lisa. Ursprünglich haben sie und ihre Kollegin zum Thema Kampfsportgruppen recherchiert. Sehr schnell ist klar. Die Gruppe, in der sie gelandet sind, gehört zum Umfeld der Identitären Bewegung. Ein falscher Name und kreierter Lebenslauf und in kurzer Zeit gelangen sie ins Innerste der Rechtsextremen.

Mit versteckten Kameras dokumentieren sie alles. Sie entdecken: Die Identitären und die AfD haben enge Verbindungen - obwohl sich die Partei offiziell von der Organisation abgrenzt, ja eine Parteimitgliedschaft sogar ablehnt, sollte man sich in der rechtsextremen Gruppe engagieren. Lisa und ihre Kollegin halten permanent Kontakt zur Gruppe, gehen zusammen zum Kampfsporttraining, zu Stammtischen, gewinnen dadurch das Vertrauen.

Die Identitären und die AfD - Holocaustleugnung auf Kamera

Immer wieder sehen sie bei Veranstaltungen auch Leute mit AfD-Fahnen oder Kleidung. Dann die Information: In Wien soll ein „Kadertreffen“ stattfinden, auch Martin Sellner wird da sein. „Wir haben dann gedacht, wir fragen einfach mal, ob wir mitkönnen, und sie haben zugesagt.“ Und so findet sich Lisa wenig später in Wien im Keller wieder, das Programm - ein martialischer Boxabend: „Ich dachte, das wird wohl das Verrückteste sein, was ich dieses Jahr erlebe.“

Eher wie eine Schlägerei sei es Lisa vorgekommen, dazu die Redebeiträge von Sellner über Vaterland und Remigration. Dann toppt die Aussage einer Frau tags darauf bislang Erlebtes. Nach der „Migrations-Demonstration“ der Identitären findet eine Party statt. Lisa steht neben einer Dame, die zu diesem Zeitpunkt Mitglieder der AfD ist.

Es müsste in Deutschland mal ein Srebrenica 2.0 geben.“ So ganz nebenbei, schildert Lisa die Situation, habe sich auch den Holocaust geleugnet: „Das hat mich wirklich schockiert.“ Alles von Lisas Kamera festgehalten. Später wird die Frau aus der AfD austreten und die Partei somit reinwaschen.

Die Masskerade fällt, der Film kommt raus: Angst vor Rache?

Rechtsextreme Boxkämpfe, AfDler, die den Holocaust leugnen, Nazidemo - viele im Spektrum der Identitären Bewegung gelten als gewaltbereit. Und mittendrin Lisa undercover mit versteckter Kamera. Hatte die junge Frau denn keine Angst, aufzufliegen? „Immer wenn ich dachte, wir müssen eventuell unsere Ausweise beim Einlass herzeigen“, und auch einmal, erzählt sie, als sie kurz gezögert hat, ihren erfundenen Namen auszusprechen. Und jetzt? Der Film ist veröffentlicht, die Maskerade gefallen. Die Identitäre Bewegung weiß jetzt, sie wurden ausspioniert - und sie kennen Lisa Planks Namen und Gesicht. Angst vor Racheakten?

„Zugegeben, ich verdränge die Gefahr ein bisschen“, antwortet Lisa. Aber sie fühlt sich auch aus mehrfacher Überlegung heraus geschützt. Für das Image der Identitären Bewegung wäre es sehr schlecht, wenn man ihr Gewalt antun würde. Ein großes Medienhaus stünde zudem hinter ihr. Und final glaubt sie, durch ihr unterschiedliches Auftreten, Make-up und Styling zumindest auf der Straße spontan nicht wiedererkannt zu werden.

Film und Vortrag im Hofbräuhaus in Traunstein

Sie wird weiterhin als Investigativ-Journalistin unterwegs sein, auch undercover. Durch ihren Mut und ihr Engagement konnte im Dokumentarfilm ganz klar aufgezeigt werden: Die AfD und die, vom Verfassungsschutz beobachtete Identitäre Bewegung stehen sich nahe, arbeiten zusammen und bewegen sich inhaltlich teils weit weg von menschenrechtlichen und demokratischen Grundwerten. Am Samstag (15. Februar) stellt Lisa Plank im Traunsteiner Hofbräuhaus ab 19 Uhr den Dokumentarfilm, der letztes Jahr veröffentlicht wurde, zu ihren Recherchen vor. Außerdem gibt sie Einblicke in den spannenden Alltag als Investigativ-Journalistin.

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