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Mit Video: Gefährt aus Schnaitsee soll in Serie gehen

Revolution für Landwirte? Wie die Baiers ihren Diesel zum E-Traktor umgebaut haben

Sie haben einen E-Traktor gebaut (von links) Thaddäus und Johanna Baier mit ihrem Mitarbeiter Markus Bauer.
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Sie haben einen E-Traktor gebaut (von links) Thaddäus und Johanna Baier mit ihrem Mitarbeiter Matthias Bauer.

Eine kleine Revolution in der Landwirtschaft: Thaddäus und Johanna Baier aus Schnaitsee haben ihren Diesel-Traktor zum E-Fahrzeug umgebaut. Bald wollen sie in die Serienproduktion gehen. Kann das funktionieren?

Schnaitsee – Ein lautes Tuckern gehört zu fast jedem Traktor dazu. Fast, denn Ausnahmen gibt es, unter ihnen der Tadus-Bulldog, gebaut von Johanna und Thaddäus Baier. Das Gefährt der beiden fährt mit einem E-Motor. Das typische Diesel-Tuckern fällt deshalb weg. Es ist eine kleine Revolution in der Landwirtschaft, die die beiden Schnaitseer planen.

Die Idee verfolgt das Ehepaar schon lange. „Schon als wir uns kennen gelernt haben, hat Thaddäus immer gesagt, man sollte sowas bauen“, erzählt Johanna Baier. Fast ein ganzes Jahrzehnt blieb es aber bei einem Traum. Bis sie vor knapp zwei Jahren den Schritt in die Entwicklung wagten. Sie gründeten ein Start-Up und begannen, einen alten Diesel-Traktor umzubauen. Vor kurzem wurde nun der erste E-Traktor fertig, er wird derzeit auf dem Hof von Johanna Baiers Schwester erprobt. Denn die beiden sind von ihrer Idee, E-Mobilität in die Landwirtschaft zu bringen, überzeugt.

„E-Traktoren haben sehr großes Potenzial“

Johanna Baier kommt ursprünglich aus der Unternehmenskommunikation, mit E-Motoren hat sie aber schon seit ihrer Kindheit zu tun. „Mein Vater war einer der ersten, die in der Gegend E-Autos verkauft hat“, erzählt sie. Im Start-Up kümmert sie sich um die Verwaltung, den Kontakt zu Investoren. Die Entwicklung des Traktors übernimmt ihr Ehemann, Thaddäus Baier. Er ist Luft- und Raumfahrttechniker. Von Motoren und Antrieben sei er schon immer begeistert gewesen. Zur Landwirtschaft haben die Baiers über familiäre Hintergründe schon seit Kindesbeinen Kontakt. Für die beiden steht fest: Die Vorteile von E-Mobilität in der Landwirtschaft werden massiv unterschätzt.

„Ich glaube, E-Traktoren haben sehr großes Potenzial“, sagt Thaddäus Baier. Die Langlebigkeit sei höher und natürlich sei der Motor umweltfreundlich. „Nach unseren Berechnungen spart ein Betrieb insgesamt 525 Tonnen CO2 ein, wenn ein Diesel-Traktor durch ein E-Fahrzeug ersetzt wird“, erklärt Johanna Baier. „Das ist ungefähr so viel CO2-Ausstoß, wie ein Mensch in seinem Leben hat.“

„Gut für die Umwelt, sehr gut für den Geldbeutel“

Ein netter Effekt, wie die Schnaitseer finden, doch für die beiden ist das eigentlich gar nicht das ausschlaggebende Argument. Vielmehr geht es um die Wirtschaft. „Ein E-Traktor ist gut für Umwelt und sehr gut für den Geldbeutel“, sagt Baier. Der Grund: Das Laden mit Strom. „Viele Landwirtschaften haben schon jetzt Photovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern installiert. Die wenigsten Betriebe benötigen aber den gesamten produzierten Strom und speisen ihn stattdessen in das Netz ein. Gleichzeitig müssen die Landwirte aber Diesel-Kraftstoff für ihre Maschinen hinzukaufen. Das würde mit einem E-Traktor wegfallen“, erklärt Thaddäus Baier.

Denn die E-Bulldogs könnten direkt mit dem Strom der PV-Anlage „betankt“ werden. „Jede Landwirtschaft verfügt über einen Starkstromanschluss, damit können unsere Traktoren aufgeladen werden“, erklärt Baier. Etwa zwei Stunden bräuchte die Ladung dafür. Für Ungeduldige sei auch ein Gleichstrom-Anschluss eingebaut, hier könnten die Traktoren sogar in zwanzig Minuten geladen werden. Außerdem gebe es Wechselbatterien, diese können beim Traktor einfach ausgetauscht werden, somit müssten die Bauern auch nicht warten, bis der Bulldog fertig geladen sei. „Das Praktische ist, ein Traktor bewegt sich – im Gegensatz zu einem Auto – normalerweise nicht allzu weit vom Hof weg. Deshalb kann man hier mit Wechselbatterien arbeiten, das geht bei einem Auto nicht“, erzählt Baier.

Für Grünland-Betriebe gedacht

Fünf bis sechs Stunden könnten die Traktoren mit einer Batterieladung fahren. „Unser Modell ist für einen kleinen Grünland-Betrieb ausgelegt, wie es bei uns im Voralpenland üblich ist“, erzählt Johanna Baier. Eine Leistung von 100 kW weise der Traktor auf, ideal als Haupt-Fahrzeug für einen Betrieb mit 50 bis 100 Milchkühen. Große Ackerbetriebe, wie sie oft in Franken zu finden seien, könnten aber noch nicht vom Tadus-Traktor bedient werden. „Wir arbeiten daran“, erzählt Thaddäus Baier, „aber hier werden oft weite Strecken zurückgelegt, das ist mit batteriebetriebenen Motoren nicht zu stemmen.“ Stattdessen experimentiere das Start-Up mit Wasserstoff- und Brennstoffzellen. „Aber die Technik steht hier noch ziemlich am Anfang, deshalb wird es noch dauern.“ Vorerst will sich das Schnaitseer Ehepaar deshalb auf die Grünland-Betriebe konzentrieren und die Technik verfeinern. Wenn alles klappt, wollen sie in ein bis zwei Jahren in die Serienproduktion gehen.

Kreisobmann sieht E-Mobilität als Zukunft

Josef Andres, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, begrüßt die Entwicklung. „Es ist schön, wenn hier jemand etwas vorantreibt.“ Denn definitiv werde die Landwirtschaft in naher Zukunft in Richtung E-Mobilität ausbauen, beziehungsweise müssen. Erste Ansätze seien auch in der Region zu sehen. „Es gibt bereits ein paar Betriebe, zum Beispiel in Berchtesgaden, die beinahe autark unterwegs sind, und mit Elektro-Motoren arbeiten.“ Dennoch sieht Andres einige Problemstellen. „Wenn viel Kraft benötigt wird, ist die Batterie meiner Erfahrung nach oft schnell am Ende.“ Möglicherweise sei hier Wasserstoff die bessere Lösung. Doch er zeigt sich optimistisch: „Die DNA der Landwirtschaft ist, dass wir findig sind und Probleme lösen.“

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