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„Ich brauche den Weg“

Privat oder öffentlich? Wie ein Feldweg in Kraiburg für Wirbel sorgt

Ludwig Rausch, Claudia Maier und Roland Gaisbauer
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Sie wollen den Weg über Zaunlehen nach Kolbing als öffentlichen Weg erhalten (von links): Ludwig Rausch, Claudia Maier und Roland Gaisbauer.

Der Zaunlehener Weg in Kraiburg ist ein unscheinbarer Feld- und Waldweg, der Wanklbach mit Kolbing verbindet. Seit Jahren wird er ohne Probleme von Fußgängern, Radlern und Landwirten genutzt. Trotzdem sorgt er in der Marktgemeinde derzeit für Unruhe.

Kraiburg - Wer vom Kraiburger Marktplatz kommend auf der Trostberger Straße am Wanklbach entlang fährt, übersieht leicht die Abzweigung auf der rechten Seite: Ein gelbes Schild weist den Weg nach Zaunlehen, ein weiteres verbietet die Durchfahrt auf dem steil ansteigenden asphaltierten Weg, der sich in dem Wäldchen verliert; ab Zaunlehnen ist er bis Kolbing nur noch ein Feldweg. 

Ein unspektakulärer, unscheinbarer Weg. Aber nicht für Roland Gaisbauer. Ihn treibt dieser Weg seit Wochen um. Die Kraiburger Gemeinderäte wollen aus dem öffentlichen Weg nämlich einen Privatweg machen; der Jurist nennt das Einzug. Begründung: „Weil der Weg jegliche Verkehrsbedeutung“ verloren habe, so der öffentliche Aushang vom 19. Januar.

Roland Gaisbauer widerspricht der Gemeinde

Roland Gaisbauer, der an der Trostberger Straße gegenüber der Abzweigung wohnt, widerspricht dieser Einschätzung: „Das ist ein beliebter Wanderweg und ein wichtiger Weg für alle Anlieger.“ Er bestehe wohl seit 1900 und sei in den 1960er-Jahren zu einem öffentlichen Weg erklärt worden; er sei die kürzeste Verbindung zwischen Kolbing und Wanklbach. Gaisbauer: „Er sollte allen offen stehen.“

Gaisbauer möchte die Umwidmung zum Privatweg verhindern. Er hat gegenüber seinem Haus an der Trostberger Straße vor drei Jahren fast 4.000 Quadratmeter Wald erworben. „Ich brauche den Weg, um mein Grundstück zu erreichen und den Wald zu pflegen.“

Gleiches sagt sein Nachbar Ludwig Rausch. Auch er ist Waldbesitzer. Er müsse, wenn er den bestehenden Weg nicht mehr nutzen dürfte, in seinem Wald „einen neuen Wirtschaftsweg anlegen“. Also Bäume fällen und Nistplätze vernichten. Für Rausch, der 1995 nach Kraiburg kam, war er für seine Fahrten Richtung Wasserburg zudem auch „immer der kürzeste Weg.“ 

Die Verbindung zwischen der Trostberger Straße und Kolbing (rot markiert) sorgt in Kraiburg für Wirbel.

Vor zwölf Jahren hat der jetzige Eigentümer, der namentlich nicht genannt werden möchte, das verfallene Zaunlehen-Anwesen, das zwischen Wanklbach und Kolbing liegt, gekauft. Eine Widmung als öffentlicher Weg war damals trotz intensiver Nachfragen nirgends vermerkt oder bekannt. Auch seine Bauanträge wurden in der Folge alle genehmigt; nie tauchte ein Hinweis auf. „Der Weg wurde immer als Privatweg wahrgenommen“, so der Eigentümer 

Widmung bezieht sich auf einen Weg, den es seit Jahrzehnten nicht mehr gibt

Eine Widmung tauchte erst später auf. „Sie bezog sich aber“, so der Eigentümer, „auf einen nicht ausgebauten Weg“, der um Zaunlehen herum führte und 2011 schon „seit Jahrzehnten in der Natur nicht mehr vorhanden“ war.

„Um der Realität Rechnung zu tragen“, so der Eigentümer, „wurde im Jahr 2013 die Widmung per Gemeinderatsbeschluss verändert.“ Im Gegenzug legte er vor zehn Jahren für Fußgänger und Radler außen herum eigens einen neuen Weg an; ansonsten gibt es nur noch eine Verbindung durch sein privates Anwesen. Außerdem asphaltierte er den Abschnitt von der Trostberger Straße bis zu seinem Haus, übernimmt seitdem die Straßenbaulast sowie den Winterdienst.

„Er sollte für Radler und Fußgänger auf alle Fälle erhalten werden“

„Der Weg wird seit Jahrhunderten von Radfahrern und Fußgängern genutzt“, sagt Alois Fürstenberger, Vorsitzender des Heimatvereins. Er sei zwischen Kolbing und Wanklbach der einzige und kürzeste Weg. „Er sollte für Radler und Fußgänger auf alle Fälle erhalten werden.“

Dem schließt sich Sebastian Werner, Leiter des Jugendwohnprojektes der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Kolbing, an. Er geht den Weg täglich von Kraiburg zur Arbeit. Auch die Jugendlichen, die in Kolbing wohnen, würden den Weg nutzen, um zum Bus zu kommen. Werner: „Das ist der sicherere Weg.“

„Für Fußgänger und Radfahrer wird sich nichts ändern“

„Für Fußgänger und Radfahrer wird sich nichts ändern“, versichert der Eigentümer, sie dürfen - wie seit zehn Jahren - den Weg weiterhin auf eigene Gefahr nutzen. Das hat er vor Wochen schon auf Facebook erklärt. „Auch die Nutzung für Landwirte, um an die an unser Grundstück angrenzenden Grundstücke zu gelangen, sowie die Nutzung der Jagdwirtschaft wird nicht verboten.“

In zehn Jahren gab es keine Probleme

„Wir wohnen seit zehn Jahren hier. In dieser Zeit gab es keine Probleme“, so der Eigentümer. Erst jetzt. Denn der Gemeinderatsbeschluss zum Einzug des Weges von 2013 hat wohl einen Fehler, der jetzt anscheinend geheilt werden soll. Kraiburgs Bürgermeisterin Petra Jackl lehnte unter Hinweis auf das laufende Verfahren eine Stellungnahme dazu ab. 

Bis Mitte April können die Bürger noch Einwendungen vorbringen. Anschließend beraten die Gemeinderäte und entscheiden, ob die Widmung für den Weg, den es in der ursprünglichen Form seit Jahrzehnten nicht mehr gibt, aufgehoben wird.

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