Herbert Brenzinger aus Kraiburg
Autodidakt mit „Überraschungstechnik“: Von seinen Anfängen bis zu namhaften Ausstellungen
Das Haus von Herbert Brenzinger gleicht einer Kunstgalerie. Mittlerweile schuf der Autodidakt schon über 350 Bilder. Jetzt eröffnet der Kraiburger sogar eine Arbeits- und Ausstellungshalle.
Kraiburg – Vielleicht ist es ein wenig wie beim Überraschungsei: Beim Kauf weiß niemand, was drinnen ist. Setzt Herbert Brenzinger bei seinen Bildern die ersten Farbkleckse auf die Leinwand, dann ist das Ergebnis ebenfalls offen. Die „Überraschungstechnik“ seiner Werke scheint jedoch bestens anzukommen, denn der 67-Jährige kann über Interesse an seinen Bildern nicht klagen.
Die meist gegenstandslosen Arbeiten, basierend auf Acryl-Mischtechnik, bestechen durch kühne Farbkombinationen, die Fröhlichkeit und gute Laune ausstrahlen.
Einen Malkurs hat er nie besucht
Eigentlich ist der Kraiburger ein Handwerker, schließlich erlernte er den Beruf des Malers und Lackierers. „Später bin ich auf das Verlegen von Fliesen umgestiegen, aber immer mit der Option, bei meiner Tätigkeit das kreative Element nicht außer Acht zu lassen“, erzählt der Rentner, der gar kein Rentner sein will. „Das wäre mir zu langweilig“, gibt er kurz und knapp kund. In seiner beruflichen Karriere fasste Brenzinger als Verkäufer für Bauelemente Fuß und kletterte dabei sogar bis zum Verkaufsleiter hinauf. Die entsprechende Ausbildung habe zwar gefehlt, doch als Allrounder ist es der Kraiburger gewohnt, sich vieles selbst beizubringen.
Die Erfolge blieben nicht aus. Gemalt hat der 67-Jährige neben seiner beruflichen Tätigkeit schon immer, doch mehr für Verwandte und Bekannte, die sich einen „echten Brenzinger“ an die Wand hängen wollten. Die Idee, die Bilder auch einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, kam im Jahr 2008 auf. „Mein erstes Werk nannte ich ‚vamos‘, heißt also: ‚Jetzt geht’s auf‘“, erzählt der Kraiburger schmunzelnd, der nie einen Malkurs besuchte. Er ist als Autodidakt unterwegs.
Mittlerweile schuf der Künstler über 350 Bilder. Sein Privathaus ähnelt einer Galerie. Der agile Rentner berichtet: „Ich habe daheim auch schon Ausstellungen veranstaltet.“ Brenzingers Exponate schafften es mittlerweile längst in namhafte Ausstellungen, zu denen die Rathausgalerie in Burghausen, der Töpfermarkt in Kloster Au und das Amtsgericht Mühldorf zählen. In einem Aktenordner sind sämtliche Zeitungsartikel fein säuberlich sortiert, die im Laufe der Jahre über den Kunstschaffenden verfasst wurden. Brenzinger sagt über sich selbst: „In der Szene bin ich mittlerweile kein Unbekannter mehr.“ Offenbar zeichnet den Kraiburger aus, dass er zu Beginn eines Arbeitsprozesses gar nicht weiß, wie sein Bild am Ende ausschauen soll. Während der Entstehungsphase sprühen erst die Einfälle. Im Vorfeld macht er auch noch die Leinwände selbst.
Der 67-Jährige befasst sich aber nicht nur mit seiner eigenen Kunst, auch die alten, großen Meister wie Vincent van Gogh, Rembrandt und Franz Marc faszinieren ihn auf eine spezielle Art und Weise: „Ich versuche mir vorzustellen, wie die Gedankenwelt der Maler wohl aussah, als sie ihre Werke schufen.“ In eine ganz andere Welt tauchte Herbert Brenzinger ein, als er gemeinsam mit Menschen mit Behinderung Projekte gestaltete. Auch dies hätte seinen Reiz gehabt. Weil der Kraiburger kreativ ständig über sich hinaus wächst, modelliert er auch noch Skulpturen aus Eisen und Holz. „Für diese Tätigkeiten benötige ich mehr Platz. Mein Malatelier in unserem Privathaus reicht dafür nicht aus“, stellte er fest und weist auf seine Arbeits- und Ausstellungshalle in der Geigelsteinstraße 1 hin, die er Opalum getauft hat.
Große Eröffnung findet im Juli statt
Dort geht’s am 6. und 7. Juli zwischen 13 und 18 Uhr beim großen Opening ordentlich zur Sache. Wer jetzt glaubt, der 67-Jährige befasst sich jeden Tag ausschließlich mit Bildern und Skulpturen, irrt. „Ich bin ein echter Familienmensch. Wenn mich meine Frau braucht, bin ich zur Stelle“, sagt er mit Überzeugung. Außerdem darf seine Familie immer wieder Herberts Kochkünste genießen. Besonders gerne stellt er Paella auf den Tisch. Das umtriebige Multitalent ist auch dem Sport nicht abgeneigt. Radeln und Kajak stehen dabei ganz oben auf der Liste.