Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Begeisterter Klarinettist aus Waldkraiburg

„Passt einfach“: Hartmut Pötzsch ist das neueste und älteste Mitglied der Egerländer Blaskapelle

Hartmut Pötzsch zeigt die Egerländer Tracht, die er bei Auftritten mit der Blaskapelle trägt.
+
Hartmut Pötzsch zeigt die Egerländer Tracht, die er bei Auftritten mit der Blaskapelle trägt.

Klarinette und Saxophon zu spielen, war schon immer Hartmut Pötzschs Traum. Besser als allein zu musizieren, ist für ihn, in einer Kapelle zu spielen. Bei der Egerländer Blaskapelle von Waldkraiburg fühlt er sich besonders gut aufgehoben.

Waldkraiburg – Erst zwei Jahre ist es her, dass Hartmut Pötzsch durch Zufall zur Egerländer Blaskapelle von Waldkraiburg kam. Die Blaskapelle spielte zum 50. Geburtstag seines Sohnes. Da hat es ihn direkt in den Fingern gejuckt, mitzuspielen. „Leider viel zu spät“, sagt Pötzsch, der bereits seit 1978 in Waldkraiburg lebt. Mit seinen 76 Jahren ist er gleichzeitig das älteste und neueste Mitglied der Blaskapelle.

Schon als Jugendlicher spielte Hartmut Pötzsch in der Blaskapelle in Selb Klarinette. Dieses Foto hängt in seinem Musikzimmer, er ist der Zweite von rechts.

Um mithalten zu können, müsse er viel üben. „In der Gruppe zu spielen, ist nicht so einfach“, sagt er. Trotzdem ist es für ihn die schönste Art zu musizieren – früher wie heute. Schon als Jugendlicher begann er in seinem Heimatort Selb Klarinette zu lernen, zwei Jahre später spielte er in der dortigen Blaskapelle.

Noch heute die Egerländer Klänge seiner Jugend im Ohr

Die Egerländer Blasmusik ist ihm seit damals vertraut. „Im familiären Kreis haben wir jeden Sonntag Ernst Mosch gehört, der die Musik populär gemacht hat“, erzählt er. Noch heute habe er die Klänge von damals im Ohr. Am ehemaligen Eisernen Vorhang, dicht an der tschechischen Grenze gelegen, seien Selb und das Egerland auch räumlich nicht weit entfernt.

Doch als er aus Selb weggegangen ist, sei es erstmal vorbei gewesen mit der Musik. Zumindest in der Gruppe. Für sich alleine spielte er über die Jahre weiter. Doch seine Selbstständigkeit mit der Bäckerei Pötzsch stand im Vordergrund, die Musik war zweitrangig. Ein wesentlicher Teil seines Lebens wurde sie erst in den letzten Jahren, auch der Ruhestand lässt ihm mehr Zeit für seine Instrumente.

„Er passt einfach dazu“

Seit Jahren singt er in der Liedertafel Kraiburg, hat mit anderen Musikbegeisterten eine eigene Band gegründet. Mit „So what´s new” spielt er eher Swing, dann tritt er auch mit dem Saxophon auf. Bei den Egerländern ist er einer von vier Klarinettisten, jeden Donnerstagabend treffen sie sich, um zu proben.

Und dort sind sie froh, dass Hartmut Pötzsch dabei ist. „Obwohl er unser Senior ist, passt er einfach dazu“, sagt Peter Deml, der sich bei der Blaskapelle um Organisatorisches kümmert. Pötzsch bereichere das Klarinettenregister der Gruppe. „Außerdem ist er ein liebenswerter, fröhlicher und mit viel Humor bespickter Mensch“, sagt Deml. Neben ihm spielen noch 13 weitere Personen in der Blaskapelle.

Begeistert vom ersten großen Auftritt am Bodensee zurückgekehrt

Anfang Mai war die Gruppe gemeinsam zur Eröffnung des Jahres der Egerländer/Böhmischen Blasmusik in Radolfzell am Bodensee. Dort spielten sie in den Egerländer Trachten die traditionelle Musik, unter anderem auf der Insel Mainau und am Ufer des Bodensees. Bürgermeister und Sohn Robert Pötzsch begleitete sie auf dieser Reise.

Für Hartmut Pötzsch war die Fahrt an den Bodensee der erste große Auftritt mit der Egerländer Blaskapelle. Auf dem Bild spielen die Waldkraiburger auf der Insel Mainau.

Hartmut Pötzsch hat diese Fahrt – für ihn der erste große Auftritt mit der Blaskapelle – viel Auftrieb gegeben. „Der Applaus der Zuhörer war für mich die schönste Belohnung”, sagt er. „Ich musste mich einbremsen, dass ich emotional nicht übersprudel.”

Nachwuchs zu gewinnen, fällt der Blaskapelle schwer

In der Gemeinschaft fühle er sich gut aufgehoben, mag es, durch den Klangkörper mitgezogen zu werden. „In der Kapelle wird man auch getragen von den anderen. Wenn ich die Kolleginnen und Kollegen höre, kann ich nur sagen: Hut ab vor deren Leistung!“ Er selbst sei noch lange nicht perfekt, was diese Art der Musik angehe – offen aufgenommen wurde er trotzdem.

Mit Begeisterung spielt Hartmut Pötzsch seit seiner Jugend Klarinette. Bei der Egerländer Blaskapelle wurde er herzlich aufgenommen, wie er erzählt.

Neuzugänge wie ihn gibt es selten, wie bei anderen Vereinen auch, fällt es den Egerländern schwer, Nachwuchs zu gewinnen. „Das heißt nicht, dass die Jugend kein Interesse hat – aber sie organisieren sich neu und das ist auch normal und gut so“, sagt Pötzsch. Die ältere Generation könne zudem nicht immer mit der Intensität und Geschwindigkeit der jungen Menschen mithalten.

Außerdem muss man die Musik auch mögen. „Ansonsten kann man sie nicht spielen“, sagt Pötzsch. Er könne sich etwa gar nicht für Heavy Metal begeistern. Sorge, dass die Egerländer Blasmusik irgendwann verstummen könnte, hat er aber nicht.

„Je nach Besetzung der Kapelle klingt es ganz anders“

Verglichen mit bayerischer Blasmusik, würde die Egerländer Musik wärmer aber auch tragender klingen. Den Unterschied macht für Pötzsch vor allem die Besetzung der Kapelle. „Von den Noten her ist Blasmusik immer gleich, aber je nach Zusammensetzung der Kapelle, klingt es ganz anders.“

Hartmut Pötzsch hofft, noch lange musizieren zu können. Doch schon jetzt spürt er die Arthrose in seinen Fingern, merkt, dass seine Fingerfertigkeit nachlässt. „Irgendwann wird Schluss sein, aber solange bin ich gewillt mitzuhalten“, sagt er.

Noten, Mitspieler und Tempo: Vieles gilt es gleichzeitig zu beachten

Das strenge ihn auch an: die Noten, die Mitspieler, das Tempo, die Lautstärke. Auf vieles müsse man gleichzeitig achten. Doch der Spaß an der Musik stehe immer im Vordergrund. „Natürlich möchte ich gut und fehlerfrei spielen, den Klangkörper insgesamt nicht stören – aber man muss auch seine eigenen Grenzen anerkennen und nicht immer besser sein als andere.“

Kommentare