Europameisterschaft im Fußball
„Hektisch und bedrohlich“ - Heftiger Fußball-Fan-Streit in Waldkraiburg - Staatsschutz ermittelt
Das Ticket für das EM-Achtelfinale hat die Türkei gelöst, für Fans könnte die Freude Konsequenzen haben. Bei der Feier am Waldkraiburger Stadtplatz ist es zu einem heftigen Streit gekommen. Die Polizei sucht nach Zeugen.
Waldkraiburg – Hupend durch die Stadt fahren, die türkischen Fahnen an den Autos, großer Jubel über das Weiterkommen bei der Europameisterschaft – die Anhänger der türkischen Mannschaft haben nach dem erfolgreichen Spiel ihres Teams auch dieses Mal ihrer Freude freien Lauf gelassen; wie schon so oft. Ärger gab es bislang nie und auch dieses Mal feierten die Fans friedlich miteinander. Rund 100 Feiernde hatten sich am Stadtplatz am Mittwochabend getroffen, doch in der Gruppe kochten gegen 23.45 Uhr plötzlich die Emotionen hoch.
„Ein junger Mann, der eine kurdische Fahne dabeihatte, mischte sich unter die Fans, woraufhin es schnell zu tumultartigen Szenen kam“, schreibt die Pressestelle des Polizeipräsidiums in einer Mitteilung. Der 19-jährige Mann wurde angegriffen und geschlagen.
Polizeibeamte waren nach dem EM-Spiel im Einsatz, hatten die Feiernden ohnehin im Blick und konnten aus diesem Grund schnell eingreifen. Sie stellten sich schützend vor das Opfer. „Während die Beamten von den aggressiven Angreifern völlig unbehelligt blieben, wurde weiterhin versucht, den 19-Jährigen zu attackieren“, heißt es bei der Polizei.
Lage schnell „hektisch und bedrohlich“
Die Lage wurde schnell „hektisch und bedrohlich“, erklärt Pressesprecher Stefan Sonntag. Wie viele Personen sich an der heftigen Auseinandersetzung beteiligten, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Die mitgeführte Fahne konnte dem jungen Mann entrissen werden, Beamte fanden sie später in einem Mülleimer am Stadtplatz und stellten sie sicher. Die Streife hatte Unterstützung gerufen, nachdem sich die Situation vor Ort plötzlich geändert hatte.
„Der 19-Jährige wurde zu seiner eigenen Sicherheit in einen Streifenwagen gesetzt und nur mit Mühe gelang es der Polizei, ihn vor weiteren Übergriffen zu schützen und wegzubringen“, so Sonntag. Zu keinem Zeitpunkt seien die Polizeibeamten selbst körperlich angegangen worden. „Die Beamten waren nicht Ziel der Wut“, betonte Sonntag.
Ermittelt wird nun gegen die bislang unbekannten Angreifer unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs. „Das ist eine erhebliche Straftat und keine Bagatelle“, erklärt Sonntag. Von Landfriedensbruch spricht man, wenn sich eine Gruppe bildet, aus der heraus Straftaten passieren. Auch geht es um gefährliche Körperverletzung und weitere Delikte.
Sobald der junge Mann weggebracht war, beruhigte sich die Situation und die Ansammlung löste sich auf. Der 19 Jahre alte syrische Staatsangehörige hatte durch die Angriffe Rötungen im Gesicht und klagte über Schmerzen im Schulterbereich.
Fahne als Auslöser für den Tumult
Auslöser für den Tumult war die kurdische Fahne. Sollte es sich dabei um eine verbotene Fahne handeln, könnte dies Konsequenzen für den 19-jährigen Syrer haben. Weil mit der Fahne die Auseinandersetzung einen politischen Aspekt enthält, ermittelt jetzt der Staatsschutz. Warum sich der 19-Jährige mit einer kurdischen Fahne unter die feiernden Fans mischte, ist bislang nicht klar.
In der Vergangenheit gab es bei Fußball-Turnieren nach Spielen der türkischen Nationalmannschaft keine größeren Zwischenfälle. Auch für den Mittwochabend hätten die Fans laut Waldkraiburger Polizeichef Uwe Schindler zunächst „friedlich gefeiert“. „Wir gehen daher beim nächsten Spiel am Dienstagabend nicht von einem Gefahrenpotenzial aus“, erklärt er. Dennoch wird die Polizei „ein Auge darauf haben“ und sich für diesen Abend verstärken. Auch, damit es bei einem Autokorso zu keinen Problemen kommt. „Es spricht nichts gegen Feiern, aber es gibt gewissen Regeln“, betont Schindler.
Zur Klärung der Tat, wie auch zur Feststellung der Identitäten von Tatverdächtigen bittet die Kripo um Zeugenhinweise: Wer war am Mittwochabend (26. Juni) am Stadtplatz in Waldkraiburg und wurde Zeuge der Auseinandersetzung? Wer hat Foto- oder Videoaufnahmen gefertigt und stellt diese der Kriminalpolizei zur Verfügung? Wer kann Hinweise zu den Identitäten der Täter geben?
Zeugen sollen sich unter Telefon 0861/98730 mit der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.